Wenn schon, denn schon: So dachten es sich zumindest die Grünen und stellten einen Antrag, für den seit vielen Jahren geplanten Ausbau des Stadtbahnhofs mit der Bahn AG nachzuverhandeln. Denn manches in dem Planwerk ist aus Sicht der Ratsfraktion zu kurz gedacht. Schließlich will die DB bis zum Jahr 2030 die Zahl ihrer Fahrgäste verdoppeln. Dass dann Bahnsteige in Friedrichshafen sogar verkürzt oder Gleise im Betrieb doppelt belegt werden sollen, passe da nicht dazu, stand in der Ratsvorlage für den Bauausschuss des Gemeinderats. Doch der lehnte in der vergangenen Woche mehrheitlich den Antrag der Grünen ab.
Nicht, weil man der Argumentation nicht folgen kann. Auch in den anderen Fraktionen wurden die Vorschläge inhaltlich eigentlich begrüßt: Mindestens zwei Bahnsteigkanten von mindestens 400 Metern Länge, damit Fernzüge zumindest perspektivisch halten können. Oder Bahnsteigdächer, die jeweils so lang sind wie der Bahnsteig, damit die Leute nicht mehr im Regen stehen. Oder Aufzüge an den Bahnsteigen, in denen auch Räder oder Kinderwagen Platz haben. Oder zusätzliche Schieberampen für Radfahrer, die den Bahnsteig wechseln müssen.
Trotzdem fiel der Antrag durch, zumal die Stadtverwaltung genau das empfohlen hatte. Schon in der Sitzungsvorlage räumte das Rathaus ein, dass man sich beim Thema Bahnhofsmodernisierung auch einer Art „Hilflosigkeit“ gegenüber der Bahn AG ausgesetzt sehe. Die Stadt müsse sich zwar der Kritik aus der Bevölkerung über den aktuellen Zustand des Stadtbahnhofs stellen. Aber man könne „direkt nichts unternehmen“, außer gegenüber der DB immer wieder darauf zu dringen, doch nun den Zeitplan einzuhalten.
Modernisierung sollte schon 2014 beginnen
Modernisiert werden soll der Bahnhof aber schon seit Jahren. 2009 informierte die DB erstmals darüber, dass im Rahmen ihres großen Modernisierungsprogramms 2014/15 Friedrichshafen dran sei. Später wurde das Vorhaben laut Ratsvorlage auf 2018/19 verschoben. Vor wenigen Monaten kam dann die Ankündigung, dass sich der Beginn der Bauarbeiten nochmal verschiebt – nun auf auf das Jahr 2021. In Betrieb gehen soll der „neue“ Bahnhof im dritten Quartal 2023.
Grundlage für die Modernisierung ist ein Plan, dem die Stadt im April zugestimmt hat. „Neue zusätzliche Wünsche und Vorschläge, so wie mit diesem Antrag gestellt, würden die Zeitschiene des Projekts erneut in Frage stellen“, steht in der Ratsvorlage. Die müsste das Eisenbahnbundesamt prüfen, was den Zeitplan platzen lassen könnte. Abgesehen davon ließe sich die Bahn mit großer Sicherheit jedes Extra auch extra bezahlen – von der Planung bis zum Bau. Um diese Risiken zu vermeiden, mag man im Rathaus nicht mehr nachverhandeln. Er nehme lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, kommentierte SPD-Stadtrat Heinz Tautkus die Angelegenheit trocken.