In einem großen Kreis reihen sich die 16 Foodtrucks auf dem sogenannten „Zirkusplatz„ beim ZF-Forschungs- und Entwicklungszentrum aneinander. Ein DJ spielt laute Musik, die sich mit den Stimmen der Besucher und dem Verkehrslärm von der Bundesstraße 31 mischt.
Beim ersten dreitägigen Street-Food-Markt in Friedrichshafen tummeln sich bereits bei der Eröffnung am Freitagnachmittag einige Besucher vor den Essens- und Getränkeständen. Die rund 500 Sitzplätze auf den vielen Festbänken sind bei Weitem nicht alle belegt.
Am Samstag wuselt es vor Besuchern
Ganz anders das Bild am Samstag, da wuselt es vor Menschen. Der Duft von Grillgut und ein Klangteppich aus angeregten Gesprächen und guter Musik liegen über dem Platz und vor manchen Ständen bilden sich sogar kleine Schlangen.

Martina Pfeffer, ihre Tochter Anja, Zaneta Galysa und Evelina Staroszik haben es sich auf Liegestühlen bequem gemacht. Sie haben schon gegessen. „Best Burger ever“, sagt Martina Pfeffer.
Froh, dass der Markt überhaupt stattfindet
Sie setzt sich für die Belebung der Innenstadt ein und findet es daher sehr schade, dass man in der Stadt keinen geeigneten Standort gefunden hat. Aber eigentlich ist sie froh, dass der Markt überhaupt stattfindet. Anders Tochter Anja: Sie und die anderen beiden Frauen finden es sehr praktisch, dass man mit dem Auto direkt beim Markt kostenlos parken kann.

„Wir waren erst skeptisch, weil die Friedrichshafener gesagt haben, der Platz liege so weit außerhalb. Aber ich glaube, der Parkplatz macht vieles wieder wett“, sagt Martin Jaser, der den Büffel-Bill-Burger herstellt und den Mozzarella zur Verkostung anbietet. Er ist zufrieden mit dem ersten Street-Food-Markt in Friedrichshafen.

Am Stehtisch nebenan schleckt eine Besuchergruppe aus der Schweiz buntes, niederländisches Naschwerk. „Wir haben den Hinweis bei Facebook entdeckt und gedacht, bei dem schönen Wetter könnten wir doch einen Ausflug nach Friedrichshafen machen“, verraten die Familien aus Aarbon und Hauptwil.

Familie Günes aus Friedrichshafen hat schon andere Street-Food-Märkte besucht. Dieser sei ausreichend und das Angebot sei gut, lautet ihr Urteil.
Natalie Günes findet es gut, dass zur Zeit verstärkt diskutiert wird, wie man Friedrichshafen beleben könnte. „Und ich hoffe, dass sich etwas bewegt“, sagt sie.

Auch für Eugen Miller ist es nicht der erste Street-Food-Markt. „Wir sind seit fünf Jahren mit unserem Truck auf verschiedenen Märkten unterwegs“, erzählt der Ravensburger, der in seinem „Daddy‘s Diner“ Burger mit Angus-Beef und Pulled-Pork anbietet. Er hätte sich gefreut, wenn der Häfler Street-Food-Markt einen Standort in der Innenstadt erhalten hätte. „Wegen der Laufkundschaft. Aber ich denke, dass der Markt für Friedrichshafen auch so grundsätzlich eine gute Chance ist“, so Miller.

Mike Dilnot sieht in dem Markt viel Potenzial für die Stadt. „Friedrichshafen braucht etwas Neues. Der Markt ist ein erster Schritt, um zu zeigen, dass man so was auch hier machen kann“, findet der Brite, der erst Anfang des Jahres von London nach Friedrichshafen gezogen ist.

Im Frühling hat er seinen Ein-Mann-Betrieb „Botanix“ gegründet, mit dem er zum ersten Mal auf einem Street-Food-Markt präsent ist. Dilnot hat selbstgebrannten Gin mit verschiedenen Geschmacksrichtungen im Angebot. „Mein Ziel ist es, irgendwann eine eigene Bar in der Innenstadt zu eröffnen“, sagt Dilnot, der in seiner Heimatstadt früher mehrere Pubs betrieben hat.
Sichtlich enttäuscht über die Standortwahl ist Ingo Winterhalter: „Es ist schade, dass es nicht am See ist. Gerade jetzt, wo das Wetter so toll ist.“

Winterhalter ist seit drei Jahren mit seiner Partnerin Christine Böhninger und ihrem „Wildwest Food-Truck“ auf Streetfood-Märkten in ganz Baden-Württemberg unterwegs. „Unsere Spezialität ist das 300-Gramm-Rumpsteak. Wir sind die einzigen in ganz Deutschland, die das in einem Wagen zubereiten“, preist Winterhalter sein Angebot an.
Das sagt der Veranstalter
Der Uhldinger Unternehmer Markus Fetscher hat den ersten Häfler Street-Food-Markt auf die Beine gestellt. Er ist bereits bei der Eröffnung am Freitagnachmittag begeistert von der großen Resonanz aus der Bevölkerung: „Auf unserer Facebook-Seite haben wir 6500 Interessierte verzeichnet.“ Für das gesamte Wochenende rechnet Fetscher mit 8000 bis 10 000 Besuchern. Er sei zwar immer noch der Meinung, dass eine solche Veranstaltung in die Innenstadt gehöre, betont aber: „Ich bin der Stadt sehr dankbar, dass sie überhaupt einen Standort genehmigt hat. Es gibt mit Sicherheit viele Veranstalter, die ebenfalls Interesse hätten.“ Gerne würde Fetscher im kommenden Jahr erneut einen Street-Food-Markt in Friedrichshafen organisieren: „Ich denke schon, dass hier das Potenzial dafür gegeben ist. Friedrichshafen ist immerhin eine der größten Städte am See.“ (maj)