Wer auf der städtischen Internetseite nach „Sanierungsgebiet Hinterer Hafen“ sucht, landet nicht einen Treffer. Eins der zentralen Projekte in der Stadtentwicklung hat sich scheinbar in Luft aufgelöst. Von großem städtebaulichen Potenzial war erstmals 2015 die Rede und visionär vom künftigen „Uferpark-Ost“ mit neuen Möglichkeiten von Bauen und Wohnen am Wasser. Seit knapp drei Jahren passiert allerdings nichts.
Noch keinen Euro an Fördermitteln verbraucht
Dabei sollte der Gemeinderat bereits im Frühjahr 2017 die Satzung beschließen, die das knapp zehn Hektar große Sanierungsgebiet klar abgrenzt sowue Aufgaben und Ziele für die Entwicklung des Areals formuliert. Doch aus dieser Ankündigung – zuletzt im Januar 2017 – wurde nichts. „Es ist bisher kein Satzungsbeschluss erfolgt“, bestätigt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage. Mit anderen Worten: Es gibt noch kein Sanierungsgebiet „Hinterer Hafen“.
Dabei hat die Stadt seit Februar 2016 bereits die Zusage auf Förderung aus dem Städtebauprogramm. „Es wurden Finanzhilfen in Höhe von 1,4 Millionen Euro bewilligt, die derzeit noch vollständig zum Abruf zur Verfügung stehen“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Will heißen: Die Stadt hat noch keinen Euro davon verbraucht. Die Gelder stehen nach Auskunft des Ministeriums bis April 2025 bereit.

Warum geht es nicht vorwärts? „An der Vorbereitung für die Entwicklung des Areals wird weiterhin gearbeitet“, heißt es nüchtern aus dem Rathaus. Vorher müsse aber „noch Grundsätzliches zu den Eigentumsverhältnissen geklärt werden“. Erst danach sei ein Einstieg in die Planung und damit in die Sanierung möglich, erklärt die Stadtverwaltung. Der Grund für die Verzögerung liege zudem in den „unterschiedlichen Entwicklungsvorstellungen für die jeweiligen Flächen“, heißt es weiter in der Stellungnahme. Mit anderen Worten: Die Stadt hat mit der Überplanung noch gar nicht begonnen.
Größter Knackpunkt war von Anfang an das Werftgelände, das gut ein Drittel der Fläche im potenziellen Sanierungsgebiet einnimmt. Das gehört der Bodensee-Hafen-Gesellschaft und damit den Konstanzer Stadtwerken. Anfangs war im Häfler Rathaus die Hoffnung groß, dass die Werft verlagert wird. Denn die steht wie ein Bollwerk zwischen Innenstadt und Hinterem Hafen, an dem man seeseitig nur über den schmalen Fußsteg nahe der Romanshorner Fähre vorbei kommt.

Gespräche mit Stadtwerken Konstanz abgebrochen
Im Januar 2017 teilten die Stadtwerke Konstanz mit, dass die BSB-Werft an Ort und Stelle bleiben, aber neu und größer gebaut werden soll. Pläne für eine „Gläserne Werft“ lägen in der Schublade, hieß es vor knapp drei Jahren. Die Baukosten kalkulierte das Unternehmen damals auf 23 Millionen Euro. Finanzieren wollten die Konstanzer das Projekt auch mit der Vermarktung genau jener Flächen am Hinteren Hafen, die für den Betrieb verzichtbar sind. Ein Grundstück direkt neben der Werfthalle als auch das 5700 Quadratmeter große Gelände südwestlich des Hafenbeckens stehen quasi zum Verkauf, wobei die Stadt ein Vorkaufsrecht hätte. Doch diese Refinanzierung sei mit der Ausweisung des Sanierungsgebiets „Hinterer Hafen“ derzeit nicht möglich, hieß es vor drei Jahren.
Nun hat die Stadt aber kein Sanierungsgebiet ausgewiesen. Und doch fanden seither keine Gespräche mehr zwischen den Konstanzer Stadtwerken und dem Häfler Rathaus statt, erklärt Christopher Pape, Pressereferent der Stadtwerke. Weshalb das so ist, „können wir nicht sagen“. Knapp drei Jahre Funkstille also auch hier. „Wir stehen allerdings für Gespräche über die Entwicklung des Hafens bereit“, so Pape im Namen der Geschäftsleitung. Der Spielball liege aber bei der Stadt Friedrichshafen. Eilig hat man es in Konstanz nicht. Für die aktuellen Bedürfnisse verfüge man über eine funktionierende Werft. Alles andere sei Zukunftsmusik.