Die Wagen des IC118/119 haben ihre besten Tage hinter sich und Pünktlichkeit ist auch nicht seine Stärke. Im 30-Tage-Durchschnitt kommt der IC 17 Minuten zu spät an seinen Stopps an, hat das Portal Zugfinder errechnet. Damit könnte ab Juni Schluss sein, denn der IC wird ersetzt: Durch einen modernen ICE4, der täglich die Strecke von Dortmund nach Innsbruck bedient und auch in Friedrichshafen hält. Was tut sich dadurch für die Anbindung der Zeppelinstadt?
„Natürlich hat der ICE eine gewisse Strahlkraft“, sagt Felix Bohnacker. Er ist Gemeinderatsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen und vertraut mit Verkehrsthemen. Er zählt mehrere Verbesserungen auf, für die der ICE seiner Ansicht nach sorgen könnte. Dass der neue Zug im Vergleich zum IC ein Bordbistro hat, ist eine davon. Und: „Ich gehe davon aus, dass die Zuverlässigkeit besser wird.“ So sieht es auch CDU-Stadtrat Norbert Fröhlich. „Der Fahrplan wird stabiler“, meint er.

Schneller wird es nicht
Zum einen brauche es künftig keinen Lokwechsel mehr. „Der dauert mindestens 16 Minuten“, sagt Norbert Fröhlich. Zudem könnte der ICE zwischen Wendlingen und Ulm möglicherweise auf eine Schnellfahrstrecke ausweichen, um Verspätungen auszugleichen. Schneller werde die Verbindung allerdings nicht, denn der ICE wird größtenteils nach dem alten Fahrplan des IC verkehren.
Eine Bahnsprecherin schreibt auf Anfrage, dass die maximale Streckengeschwindigkeit auf der Südbahn zwischen Ulm und Friedrichshafen 160 Stundenkilometer betrage. Dadurch habe der Fernverkehr in dem Abschnitt langfristig kaum Vorteile in der Geschwindigkeit gegenüber dem Regionalverkehr.
Ebnet der ICE nun den Weg für weitere Schnellzug-Stopps in Friedrichshafen? Zusätzliche Verbindungen in Richtung Österreich umzusetzen sei schwierig, sagt Norbert Fröhlich. Die ÖBB-Züge führen nach einem strengen Taktfahrplan. „Da gibt es nur beschränkte Möglichkeiten.“
Seine Hoffnung ist aber, dass bei entsprechender Auslastung des neuen ICE4 ein weiteres Zugpaar zwischen Innsbruck und Dortmund eingesetzt wird. In Richtung Norden laufe es seit der Elektrifizierung der Südbahn im Dezember 2021 ohnehin zuverlässig, insofern sieht Fröhlich hier nicht zwingend Bedarf an weiteren Verbindungen. Das Fernverkehrsprogramm sei nach derzeitigem Stand ausreichend, heißt es auch vonseiten der Bahn.
Weniger Sitz- und Fahrradplätze
Laut Fröhlich könnte selbst ein langer, zwölfteiliger ICE in Friedrichshafen halten – nicht aber in Ravensburg und Biberach, wo die Gleise zu kurz wären. Deshalb wird wohl nur der kürzere Siebenteilige eingesetzt werden können. Daraus ergibt sich, dass es im Vergleich zum IC weniger Sitzplätze gibt.
Auf Anfrage bestätigt das eine Sprecherin der Deutschen Bahn: 444 Menschen können im ICE4 Platz finden, im IC knapp 500. Felix Bohnacker von den Grünen beklagt zudem, dass es im ICE4 weniger Fahrradplätze geben werde, nur acht statt vormals 26. Norbert Fröhlich sieht darin kein großes Problem: „Im ICE-Bereich ist das Fahrrad kein großer Faktor.“ Für Radfahrer gebe es schließlich die Regionalbahnen nach Stuttgart.
Es sei außerdem davon auszugehen, dass die Ticketpreise im ICE teurer würden, meint Felix Bohnacker. Diese Sorge hält Norbert Fröhlich wiederum für unbegründet. „Die Tickets werden nicht generell teurer“, meint der Stadtrat. Die Tarife der DB richteten sich primär nach der Auslastung der Züge.
Um diese zu steuern, wären Tickets für Züge mit wenigen Sitzplätzen teurer als Tickets für Züge mit vielen freien Plätzen. Fröhlich selbst habe kürzlich einen Platz im ICE4 von Friedrichshafen nach Stuttgart für 11,90 Euro buchen können – zugegebenermaßen mit Bahncard. Ein weiteres Beispiel: Für den 15. Juni kostet bei der Buchung einen Monat im Voraus ein Ticket für die 7,5 Stunden lange Fahrt von Friedrichshafen nach Dortmund 27,90 Euro.

Besserung vor allem im Komfort
So scheint die Umstellung vom IC auf den ICE keine große Besserung in Sachen Anbindung zu bringen, sondern primär dem Komfort zu dienen: Die Wagen des bald ausrangierten IC seien sehr in die Jahre gekommen, die Sitze durchgesessen, bestätigen sowohl Bohnacker als auch Fröhlich.
„Die DB hat mit der ÖBB vereinbart, die Qualität der Züge zu erhöhen“, erklärt der CDU-Politiker. Der neue ICE4 sei das Ergebnis. „Das ist das schönste Gerät, das die Deutsche Bahn zu bieten hat.“ Davon können sich Häfler bald aus nächster Nähe überzeugen. Ob der ICE genügend Platz bietet, wird sich zeigen.