Der Ratsbeschluss am Montagabend war quasi eine Formalie. 2,9 Millionen Euro erhält die Zeppelin-Universität (ZU) in diesem Jahr extra, um nicht ins Minus zu rutschen. Diesen Betrag hatte die Stadt bereits im vergangenen Jahr als sogenannte Restrukturierungshilfe in Aussicht gestellt. Schon 2023 gab es 3,5 Millionen Euro zusätzlich für die Uni. Mit 8,35 Millionen Euro jährlich sorgt die Stadt Friedrichshafen für die Grundfinanzierung der privaten Hochschule.

Warum braucht die ZU eine weitere Finanzspritze?

Hohe Inflation, steigende Betriebskosten, aber vor allem weniger Einnahmen aus Studiengebühren und Spenden belasten den Haushalt der Uni, erklärte ZU-Präsident Klaus Mühlhahn. 130 bis 150 Studienstarter pro Jahr seien zu wenig. Seinen Angaben zufolge hat die ZU heute rund 750 Studierende. In diesem Jahr rechnet die Uni mit rund 4,5 Millionen Euro an Studiengebühren, etwa 300.000 Euro weniger als im vergangenen Jahr, weil ein starker Jahrgang die ZU verlässt und voraussichtlich weniger Studierende neu anfangen. Zum Vergleich: 2022 nahm die Uni noch 5,3 Millionen Euro an Studiengebühren ein.

Klaus Mühlhahn ist Präsident der Zeppelin-Universität.
Klaus Mühlhahn ist Präsident der Zeppelin-Universität. | Bild: Benjamin Schmidt

Wo spart die Uni?

„Wir fahren einen ziemlich harten Sparkurs, um das Budget einzuhalten“, erklärte der ZU-Präsident. Investitionen seien auf ein Minimum zurückgestellt worden. Trotzdem seien am Ende des Jahres die eigenen Rücklagen bis aufs absolute Minimum aufgebraucht. Trotz der Finanzspritze könnten zum Schluss sogar bis zu 700.000 Euro in der Kasse fehlen, wenn die Planung nicht aufgeht. Klaus Mühlhahn bleibt aber zuversichtlich. „Wir können das Risiko managen.“

Wie will die Uni aus der Geldnot herauskommen?

Bereits im Mai 2023 beschloss der Gemeinderat, für die Hochschule einen externen Partner und damit auch Geldgeber zu suchen. Bis zur Jahresmitte sollte es dazu Klarheit geben, stellte Oberbürgermeister Andreas Brand in Aussicht.

Von einem Teilverkauf des See-Campus rät ZU-Präsident Klaus Mühlhahn ab.
Von einem Teilverkauf des See-Campus rät ZU-Präsident Klaus Mühlhahn ab. | Bild: Cuko, Katy

Außerdem gab es Prüfaufträge vom Rat, ob die ZU nicht bei ihren Immobilien sparen kann. So kostet der attraktiv gelegene See-Campus jährlich rund eine Million Euro Miete. Vor 2028 kommt die Uni aber nicht aus dem Mietvertrag mit der Zeppelin Luftschiffbau heraus. Außerdem bekomme man die nötige Zahl an Seminarräumen nicht zusätzlich auf dem ZF-Campus unter. Jetzt wird darüber nachgedacht, wenigstens einen Teil der Büroräume im Altbau am See-Campus unterzuvermieten.

Von einem Verkauf und der Rückmietung des Hauptstandorts im Fallenbrunnen rät die Unileitung ab. Unter anderem sei das Risiko groß, dass der Verkaufswert des Gebäudes nicht einmal den Buchwert erreicht.

Wie will die ZU attraktiver für Studierende werden?

Im Herbst beginnen drei neue Studiengänge. Hier setzt die Uni unter anderem auf das Themenfeld Psychologie, das an deutschen Hochschulen stark nachgefragt ist. Zwei neue Studiengänge werden in englischer Sprache angeboten, was vermehrt internationale Studierende anlocken soll. Neu ist ein Spezialangebot für Absolventen der Häfler Gymnasien, um den Anteil der Einheimischen an der Uni zu steigern. Ab Herbst dieses Jahres können sie für den halben Preis an der ZU studieren. Bisher gab es für Häfler einen Rabatt von 15 Prozent auf die Studiengebühren.

Studierende im Foyer des ZF-Campus im Fallenbrunnen.
Studierende im Foyer des ZF-Campus im Fallenbrunnen. | Bild: Cuko, Katy

Bleibt es beim Promotionsrecht?

Die ZU muss sich in diesem Jahr erneut beim deutschen Wissenschaftsrat akkreditieren lassen. Das Verfahren klärt, ob eine Hochschule Leistungen in Lehre und Forschung nach anerkannten wissenschaftlichen Maßstäben erbringt. Bei der Zeppelin-Uni hängt hier auch das Promotionsrecht dran. Seit 2011 darf die Uni Doktortitel verleihen, was in der privaten Hochschullandschaft selten und ein echtes Pfund ist.

Der Antrag sei eingereicht, die Vorprüfung war erfolgreich, informierte Klaus Mühlhahn den Rat. Ende Juni wird die Abordnung des Wissenschaftsrates beim Vor-Ort-Termin in Friedrichshafen erwartet. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Weichen richtig gestellt haben“, so der ZU-Präsident.