Bad Dürrheim Wer über sein Leben, sein Handeln und Befinden nachdenkt, wird zwei „Stellgrößen“ erkennen: Wir leben zwischen der Hoffnung auf Erfolg und der Furcht vor dem Misserfolg. Aber es gibt „Einstellungsfehler“, wenn wir von uns glauben, wir seien eben entweder Pessimisten oder Optimisten. In Wirklichkeit haben wir für die Zukunft „nur“ eine gewisse Denk-Strategie, die uns eine Entscheidung leichter machen soll. Dabei spielt die paradoxe Hoffnung eine wesentliche Rolle.

Zum Überleben haben wir Bedürfnisse und Wünsche, die wir uns durch Konsumieren erfüllen möchten. Dazu benötigt es die Vernunft. Die Vernunft versteht aber nichts von den emotionalen Abgründen, über die wir zuweilen hinwegmüssen.

Für Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, benötigen wir die sinngebende, starke Hoffnung. Wir können und müssen wählen, ob wir einer passiven, untätigen, schwache Hoffnung – aus einem Gefühl der Schwäche – folgen wollen, in der wir die „Hände in den Schoß leben“ und abwarten. Oder aber, ob wir uns einer aktiven, tätigen, starken Hoffnung verschreiben, die aus der Fülle der Möglichkeiten schöpft. Letztere inspiriert uns zum schöpferischen, tätigen Handeln: Leidenschaft, für das aktive Leben, Leuchtkraft für das tägliche Tun, Strahlkraft für das eigene Befinden wären die Folge.

Optimisten und Pessimisten bleiben naiv Abwartende, die ihre Erfolge oder Missgeschicke dem Schicksal zuschreiben. Wer in der aktiven Hoffnung lebt, ist jeden Augenblick bereit zu handeln und etwas Neues zu wagen: Das Leben sinnvoll zu leben.

Als Menschen sind wir fast jederzeit in der Lage, Neues zu beginnen. Zugleich sind wir letztlich außerstande, alle Folgen vorauszusehen oder zu kontrollieren. Dies gilt besonders, wenn andere Menschen durch meine Entscheidung mit betroffen sind – und das ist in den allermeisten Situationen der Fall. Wir meinen es gut, glauben uns in der Position zu wissen, wie und was andere Menschen tun oder lieber lassen sollten. Außerdem haben die „Alten“ oft das Gefühl, dank ihres Alters als „Lehrer“ wirken zu sollen. Und dann kommt die unsägliche Formulierung: „Das haben wir schon immer so gemacht…!“

Weil wir in jedem Alter befähigt sind, etwas neu oder anders zu machen als bisher, bleiben wir in einem guten Sinn lebendig, neugierig und seelisch elastisch. Bleiben wir allerdings dem Gewohnten in allen Lebensbereichen verhaftet, verlieren wir die Lebendigkeit.

Aus psychologischer Sicht gibt es da zwei Aspekte, die ein erfreuliches Zusammenleben fördern: Verzeihen für mögliche Fehler, die man gemacht hat (Einsicht) und Versprechen für eine bessere gemeinsame Zukunft (Verlässlichkeit). Das gelingende Leben ist ein gemeinsames Leben; dabei können Regeln immer wieder gemeinsam neu abgestimmt werden.