Ein Ball rollt über den Hartplatz, Schuhe wirbeln Staub auf. Ein Jugendlicher mit Prothese sprintet dem Leder hinterher, im Tor wartet ein Keeper im Rollstuhl. Am Spielfeldrand feuern Kinder, Eltern und Betreuer an – alle gemeinsam, ohne nach Einschränkungen zu fragen. Nur der Spielstand zählt.

Solche Bilder sind noch selten, doch sie zeigen, worum es beim Inklusionssport geht: nicht um Unterschiede, sondern um Teamgeist. In der Region gibt es Vereine, die genau das leben – auf dem Fußballplatz ebenso wie im Reitstall.

Der Vorsitzende des SV Mundelfingen, Daniel Schwarz.
Der Vorsitzende des SV Mundelfingen, Daniel Schwarz. | Bild: Rainer Bombardi

Der SV Mundelfingen setzt seit Jahren ein klares Zeichen für gelebte Inklusion. Für Vereinsvorsitzenden Daniel Schwarz geht es nicht nur um sportliche Leistungen, sondern vor allem um Begegnung und gemeinsames Erleben. Herzstück ist der jährliche Kooperationstag, an dem Kinder mit und ohne Handicap zusammenkommen und verschiedene sportliche Aufgaben meistern.

Alle helfen sich und unterstützen

Unterstützt von den Geländespielern aus Bräunlingen entsteht jedes Jahr eine besondere Atmosphäre. „Der Kooperationstag, den wir jährlich veranstalten, ist ein voller Erfolg. Hier bekommen die Kinder schon Eindrücke, wie es ist, wenn Kinder ein Handicap haben. Aber sie sind alle normal und helfen ihnen auch direkt und es gibt keine Berührungsängste“, sagt Schwarz.

Inklusionsmannschaft ins Leben gerufen

Vor einigen Jahren gründete der Verein zudem eine Inklusionsmannschaft, in der Kinder der Karl-Wacker-Schule gemeinsam mit Kindern aus Mundelfingen trainierten und an Turnieren in der Region Freiburg teilnahmen.

Die Idee stammte von Reinhold Welte, der gute Kontakte zu einem Lehrer der Karl-Wacker-Schule hatte. „Herausforderungen sehe ich im Kooperationstag nicht, da sind wir mittlerweile sehr gut eingespielt. Bei einer Inklusionsmannschaft ist es die Herausforderung, die Kinder von Donaueschingen nach Mundelfingen zu bekommen, um es regelmäßig zu gestalten. Natürlich ist es auch nicht einfach, Trainer zu finden, da man bei Kindern mit Handicap eine bestimmte Ausbildung benötigt oder dies nicht für jeden Trainer was ist“, so Schwarz.

Für ihn ist klar: „Nur wenn man was gemeinsam macht, ist es noch schöner und jeder sollte daran teilnehmen können.“

Die Inklusionsmannschaft des SV Mundelfingen bei einem Training im Jahr 2022. (Archivfoto)
Die Inklusionsmannschaft des SV Mundelfingen bei einem Training im Jahr 2022. (Archivfoto) | Bild: Reinhold Welte

Auch im Pferdesport ist Inklusion angekommen

Auch der Reit- und Fahrverein Donaueschingen möchte den Pferdesport für alle öffnen. Jugendwärtin Sabrina Benz verweist auf die bereits vorhandenen Grundlagen der Reitanlage Sickenbühl: „Es gibt einen rollstuhlgerechten Eingang sowie Parkplatzmöglichkeiten, was für Zugänglichkeit spricht.“ Auch barrierefreie Zugänge seien schon gegeben. „Weitere Hilfsmittel wie Haltestützen oder Therapie-Aufsteighilfen wären durch Planung ergänzbar“, erklärt sie.

Ganz ohne Hürden geht es jedoch nicht. „Es fehlen Ressourcen wie zertifiziert ausgebildetes Personal oder Fördermittel. Außerdem gibt es bislang kein etabliertes Konzept oder Partner wie den PSV, heilpädagogische Reitvereine oder Fördervereine“, sagt Benz. Die Anlagen und Ställe seien zwar vorhanden, doch es brauche gezielte Konzepte, um ein inklusives Angebot dauerhaft umzusetzen.

Pferde als Brückenbauer

Warum sich dieser Einsatz lohnt, weiß sie aus eigener Erfahrung: „Das Pferd ist ein Brückenbauer. Die sinnliche Erfahrung und die Vertrauensbeziehung mit dem Tier funktioniert oft jenseits von Sprache oder körperlicher Einschränkung.“

Laut Sabrina Benz haben Pferde viele Vorteile für die Entwicklung aller Kinder.
Laut Sabrina Benz haben Pferde viele Vorteile für die Entwicklung aller Kinder. | Bild: Hannah Schedler

In gemischten Gruppen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam putzen, pflegen oder reiten, entstünden Begegnungen auf Augenhöhe. „So wird soziale Heterogenität zur Normalität“, betont sie. Neben der sozialen Komponente sieht Benz auch die körperlichen Vorteile: „Reiten fördert Balance, Koordination und Körpergefühl – ungeachtet individueller Voraussetzungen.“

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Die Stadt Donaueschingen lege großen Wert darauf, dass alle Menschen – mit und ohne Handicap – am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, sagt Beatrix Grüninger, Pressesprecherin der Stadt. Seit Jahren engagiere sich Donaueschingen dafür, eine inklusive Gesellschaft zu gestalten. Dieser Einsatz ziehe sich, so Grüninger weiter, „wie ein roter Faden durch zahlreiche Projekte, Planungen und Strukturen der Stadt“.

Spielplätze und Sportstätten inklusiv gestalten

Ein zentraler Bereich sei der Sport. Donaueschingen schaffe hier gezielt „barrierefreie Rahmenbedingungen für Sport und Bewegung“. So sei das Parkschwimmbad umfassend saniert worden – mit besonderem Fokus auf Barrierefreiheit und Behindertengerechtigkeit. Auch die neue Realschulsporthalle werde vollständig barrierefrei gebaut – „inklusive der Umkleiden, sanitären Einrichtungen und dem Zugang zur Zuschauertribüne“.

Der Mehrgenerationenspielplatz im Irmapark ist inklusiv.
Der Mehrgenerationenspielplatz im Irmapark ist inklusiv. | Bild: Denise Kley

Auch auf dem Mehrgenerationenspielplatz im Irmapark sei Inklusion erlebbar. „Die montierten Handgeräte und Spiele sind für Rollstuhlfahrer gut geeignet und werden auch von Menschen ohne Handicap gut angenommen“, erklärt Grüninger.