„Wenn die schwarze Wand über den See kommt, dann hatten wir immer Sorge, dass unser Zelt abhebt“, schildert Uwe Prinz, Mitglied in der Bereitschaftsleitung des Häfler Ortsvereins im Deutschen Roten Kreuz. Andernorts seien bereits Menschen durch umherfliegende Zeltstangen schwer verletzt worden. Das wollten sie vor Ort unbedingt verhindern.
Auf 40 Quadratmetern sturmsicher Erste Hilfe leisten
Daher ist nun die bisherige Anlaufstelle für erste Hilfe, ein großes Zelt, das während Veranstaltungen an der Häfler Uferpromenade aufgebaut wird, einem Container gewichen. 40 Quadratmeter Fläche hat dieser zu bieten und damit deutlich mehr als sein nicht sturmsicherer Vorgänger aus Zeltbahnen und Stangen. Rund 800 Arbeitsstunden stecken in der Aufbereitung des inzwischen strahlend weiß gestrichenen Containers. „Es waren neun Samstage und einige Abende“, schildert Prinz.

Beim interkulturellen Stadtfest am Wochenende wurde der Container eingeweiht und steht jetzt übers Seehasenfest und Kulturufer hinaus im Uferpark.
45 Helfer packen beim Umbau mit an
Insgesamt 45 Helfer hätten beim Umbau mit angepackt. „Das hört sich zwar viel an, aber weil das alles ehrenamtlich vonstatten ging, waren natürlich nicht alle immer dabei“, führt er aus. Da die Erwachsenen alle einen Hauptberuf hätten, seien manche auch erst nach Feierabend für zwei Stunden zum Streichen vorbeigekommen. Doch auch die Kleinsten hätten das Team fleißig unterstützt: „Unser jüngster Streicher war drei Jahre alt.“
Container stand elf Jahre in Afghanistan
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Ursprungsfarbe des Containers, ein Sandton für den Auslandseinsatz der Nato, ist einem Weiß und einer auffälligen Beklebung gewichen. Der Container stand nämlich ursprünglich elf Jahre lang in Afghanistan und wurde dort von den internationalen Truppen genutzt. Kriegsspuren habe er keine davongetragen, erklärt Prinz: „Wir haben nur ganz viele Dellen gefunden, aber keine Einschusslöcher.“ Aber auch die Dellen sind jetzt gut kaschiert.
22.000 Euro durch kleine und große Spenden
Farbe und die Anschaffung des Containers wurden durch zwei größere Spenden von 7500 Euro mitfinanziert, der restliche Betrag kam vor allem von privaten Kleinspendern über die Crowdfunding-Plattform Betterplace zusammen. 22.000 Euro insgesamt wurden in den Container gesteckt, 12.500 Euro davon für seine Anschaffung. Grundsätzlich sei das ein Schnäppchen gewesen, schildert Prinz. „Durch die ganze Tiny-house-Bewegung werden solche Container oft teuer verkauft, auch wenn sie nur noch ein Schrotthaufen sind“, schildert er.

Zwei Wochen Zeit für die Kaufentscheidung
Doch der Ortsverein Ravensburg im Deutschen Roten Kreuz habe verhandelt und zwei Container zum guten Preis erhalten können. „Sie haben dann uns angefunkt, ob wir mitmachen“, sagt er. Zwei Wochen Zeit habe der Verkäufer ihnen gegeben; eine schnelle Entscheidung war gefragt. „Da waren wir wirklich froh, dass der Vorstand die Idee sofort unterstützt hat“, sagt Uwe Prinz. Der sei extra in einer Sondersitzung zusammengekommen, um darüber zu entscheiden.

Für Prinz selbst werden beim Anblick des Containers Erinnerungen wach: „Ich habe selbst in so einem gearbeitet, als ich für die Bundeswehr in Somalia und Ex-Jugoslawien im Einsatz war.“ Seine Bundeswehrzeit liege allerdings schon lange zurück. Heute wird Uwe Prinz in seiner Funktion als Bereitschaftsleiter des DRK Friedrichshafen im Container aktiv.
Anlaufstelle „von Liebeskummer bis Herzinfarkt“
Die ehrenamtlichen Helfer im Container sind dabei für praktisch Alles Anlaufstelle: „von Liebeskummer bis Herzinfarkt“. Nur chirurgische Wundversorgung – also das Nähen von Verletzungen – würden sie vor Ort nicht anbieten. Doch natürlich könne man auch mit solchen Verletzungen zum Container kommen; diese würden erstversorgt und steril abgedeckt. Dann könne man ins Krankenhaus weiter; in schlimmen Fällen werde ein Rettungswagen gerufen.
Auch Johanniter nutzen den Container als Erste-Hilfe-Station
Wichtig sei für den gesamten Einsatz die enge Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen: Die Feuerwehr übernehme den Transport des Containers zu seinem Standort, Schichtdienst im Container leisten ehrenamtliche Mitglieder des Roten Kreuzes und der Johanniter gemeinsam. Beim Kulturufer wird der Container durchgehend von Johanniter-Mitgliedern besetzt sein. „Da ist es egal, ob außen ein Rotes Kreuz klebt“, betont Prinz. Hier seien sie keine Konkurrenz.