280 Zentimeter. So hoch ist der Bodenseepegel, gemessen in Konstanz am 26. Februar. Das bedeutet: Es ist ziemlich wenig Wasser in Schwäbischen Meer. Teile der Ufer in Friedrichshafen, Langenargen oder Überlingen liegen brach. Der Häfler Ruderverein hat das Training im Breitensport abgesagt – und auf Facebook kursieren Fotos von morastigen Flussmündungen.
Bis heute war der Wasserstand an jedem einzelnen Tag des Jahres 2023 niedriger als jeweils im Vorjahr. Im Vergleich zu 2022 sind es Anfang der Woche etwas über 20 Zentimeter. Und dabei war bereits die vergangene Saison geprägt von zu wenig Wasser im See: Im Sommer wateten Badegäste lange durchs seichte Nass, bis sie schwimmen konnten. Boote wurden früh aus den Häfen geholt – zudem verbreitete sich die stinkende Grünalge in flachen Gebieten, etwa vor Langenargen. Ist also angesichts des schon jetzt niedrigen Pegels erneut mit solchen Zuständen zu rechnen?
Ein weiterer Trocken-Sommer ist möglich
Tatsächlich sind auch mit Blick auf die kommenden Monate niedrige Wasserstände wahrscheinlich. Tatjana Erkert, Pressesprecherin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg: „Die vergangenen beiden Monate waren sehr niederschlagsarm und demzufolge war auch die Abflussbildung in den tieferen und mittleren Höhenlagen des Einzugsgebietes entsprechend unterdurchschnittlich.“
Zudem fehlt es laut Erkert massiv an Schnee: „Für den jahreszeitlich üblichen Anstieg des Seewasserstandes in den kommenden Monaten spielt – neben den Regenniederschlägen – vor allem die Schneeschmelze im Einzugsgebiet des Alpenrheins eine bedeutende Rolle.“ Momentan liege dort allerdings gerade einmal die Hälfte der für Ende Februar üblichen Menge. Damit sei für den Sommer ein unterdurchschnittlicher Anstieg des Seespiegels zu erwarten. Niedrige Pegel drohen also erneut. Allein ein regenreiches Frühjahr oder ein nasser Sommer könne die Situation noch ändern.
Effekte des Klimawandels
Auf die Frage, ob künftig mit häufigeren Niedrigwasserständen zu rechnen sei, erklärt Erkert: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind jahreszeitlich unterschiedlich.“ Dessen Effekte können zu weniger Schnee im Winter sowie zu einem vorzeitigen Abschmelzen der Schneedecke im Frühjahr führen. Dieses Wasser fehle im See. Obwohl es möglich ist, dass es im Winter mal höhere Pegel gibt, ist die Richtung klar: „Bezogen auf das Gesamtjahr zeigen unsere Projektionen tendenziell eher eine leichte Abnahme des Wasserdargebotes zum Bodensee.“ Das bedeutet: Langfristig wird es wohl häufiger Niedrigpegel geben.

Grund zur Sorge?
Trotz dieser wenig erfreulichen Aussicht muss sich laut Erkert niemand Sorgen machen – zumindest bezogen auf die momentane Lage. „Am Pegel Konstanz liegen die Wasserstände derzeit mit rund 280 Zentimeter im Rahmen des jahreszeitlich üblichen Wertes für Ende Februar“, betont sie. Und in noch einem Punkt gibt die Sprecherin Entwarnung: „Es sind keine negativen Folgen für Flora und Fauna zu erwarten, da im Januar/Februar die Wasserstände im langjährigen Mittel üblicherweise niedrig sind.“
Kommt die Mief-Alge im Jahr 2023 zurück?
Die Frage, ob wie im Vorjahr mit der müffelnden Alge am See zu rechnen ist, kann Erkert zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beantworten. „Es gab letztes Jahr an einigen flachen Stellen Probleme mit fädigen Grünalgen. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine langanhaltende sommerliche Schönwetterperiode.“ Das dürften sich die Badegäste natürlich wünschen – eigentlich.