Wer aus Überlingen kommt, ist Überlinger, wer aus Uhldingen kommt, ist Uhldinger und wer aus Meersburg kommt, ist Meersburger. Wer aber aus Friedrichshafen kommt, der ist – aufgepasst – ein Häfler.

Touristen, Zugezogenen und überhaupt allen Ortsfremden dürfte schnell klar werden, dass das nicht die offizielle Bezeichnung für die Bewohner Friedrichshafens ist.

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Wo aber das Wort Häfler herkommt, lässt sich so genau gar nicht festlegen, sagt Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs in Friedrichshafen. Auf Nachfrage lässt er wissen, dass es eben gar keine letztgültige Quelle für die Herkunft gebe.

Allerdings könne man den Namen relativ verlässlich herleiten. Er holt aus: „Unter König Friedrich von Württemberg fusionierte sich im 19. Jahrhundert die Stadt Buchhorn mit der Gemeinde Hofen. Der neue Name für die Stadt: Friedrichshafen. Schon wenig später sprachen die Menschen verkürzt einfach von Hafen.“

Grundsätzlich ist die Selbstbezeichnung eher neutral gefärbt

Der Namensgeber der Stadt verschwand im Sprachgebrauch also kurzerhand einfach aus dem Stadtnamen. „Einfach der Sprachökonomie wegen“, erklärt Oellers. Vom verkürzten Stadtnamen abgeleitet, bezeichnete man die Bewohner im Dialekt folglich als Häfler. „Das geht schneller von der Zunge als Friedrichshafener.“

Jürgen Oellers, Stadtarchivar Friedrichshafen
Jürgen Oellers, Stadtarchivar Friedrichshafen | Bild: Stadt Friedrichshafen

Nachdem nun geklärt ist, wie sich die Bezeichnung der Bürger Friedrichshafens herleiten lässt, stellt sich folgende Frage: Verwenden die Häfler ihre Selbstbezeichnung mit Stolz? Der Experte aus dem Stadtarchiv denkt, dass es sich grundsätzlich eher um einen neutralen Begriff handelt, der aber – je nach Kontext – durchaus mit Stolz und Freude verwendet werden kann.

Selbst junge Menschen bezeichnen sich gerne als Häfler

Josef Büchelmeier, ehemaliger Oberbürgermeister aus Friedrichshafen, hat dazu eine Anekdote: „An einem Seehasenfest bin ich mal auf eine Gruppe junger Italiener getroffen. Während ich mich mit ihnen unterhalten habe, kam auf einmal wie aus einem Munde von allen im Chor: ‚Halt, wir sind keine Italiener. Wir sind stolze Häfler.‘ Das hat mich beeindruckt.“

Josef Büchelmeier, ehemaliger Oberbürgermeister aus Friedrichshafen
Josef Büchelmeier, ehemaliger Oberbürgermeister aus Friedrichshafen | Bild: Hilser, Stefan

Auf der anderen Seite habe Büchelmeier in seinem Amt immer nur in Anführungszeichen von Häflern gesprochen. „Die Autokorrektur meines Schreibprogramms unterstreicht den Begriff heute noch rot.“

Und wie nennen sich die Menschen in den Ortsteilen?

Häfler abwertend zu verwenden, sei laut Jürgen Oellers, Stadtarchivar, dagegen „eher von Nicht-Häflern, mitunter aber auch von Ex-Friedrichshafenern“ zu erwarten. Trotzdem: Der volksmundartigen Selbstbezeichnung liege immer auch etwas Unernstes, gar Scherzhaftes zugrunde.

Soweit so gut, aber ist jemand aus Fischbach denn auch ein Häfler oder eher ein Fischbacher? Voll ins Fettnäpfchen. So wie sich die Menschen aus Friedrichshafen als Häfler statt als Friedrichshafener bezeichnen, nennen sich die Menschen aus Fischbach, gemäß des Dialekts, wenn überhaupt Fischbächler und nicht Fischbacher.

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Warum es formal trotzdem nicht falsch ist, die Fischbächler als Häfler zu bezeichnen, weiß der Leiter des Stadtarchivs: „Der Stadtteil Fischbach, der bis 1937 zur selbständigen Gemeinde Schnetzenhausen gehörte, wurde 1938 zu Friedrichshafen eingemeindet. Man kann also von Häflern sprechen, jedoch gilt das in Fischbach zuweilen als nicht angemessen.“

Analog dazu sei es in den vier Ortsteilen Kluftern, Raderach, Ailingen und Ettenkirch ebenfalls nicht angemessen, sich als Häfler zu bezeichnen. Dort spreche man stattdessen von Klufternern, Raderachern, Ailingern und Ettenkirchern. „Und etwas gemildert gilt das, für eine bestimmte Zeit oder Generation, auch in anderen Stadtteile wie St. Georgen oder Schnetzenhausen.“

Kompliziert, diese Feinheiten in der Namensgebung am Bodensee. Eines aber lässt sich festhalten: „Wer us Friedrichshafe kunnt, isch halt en Häfler.“