„Heute ist die letzte Chance für die Arbeitgeber – sonst geht‘s rund!“ Das ruft Frederic Striegler, Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschaben, seinen Zuhörern zu. Und das sind laut SÜDKURIER-Schätzung einige: Gut 750 Beschäftigte von ZF, MTU, Zeppelin und DGH sind am Donnerstagvormittag auf den Häfler Maybachplatz gekommen, um ihre Forderungen klarzumachen.
Ringen mit Arbeitgebern
Die Gewerkschaft streitet mit den Arbeitgebern aus der Metall- und Elektrobranche um mehr Geld. Konkret fordern die Beschäftigten acht Prozent mehr Lohn – gerechnet auf die kommenden zwölf Monate. Diese Forderung haben die Betriebe bislang abgelehnt. Sie bieten – Stand Donnerstag– lediglich eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro an, sowie eine noch nicht klare Lohnerhöhung. Die Laufzeit soll 30 Monate betragen.
Deswegen sind die Beschäftigten zusammengekommen. Aus den umliegenden Werken haben sich Protestzüge aufgemacht, um gemeinsam zu demonstrieren. Die Stimmung ist gut auf dem Maybachplatz. Die Anwesenden schwenken Fahnen, jemand verteilt Trillerpfeifen. An Buden gibt es Getränke und Wurstbrötchen, auch das Wetter spielt mit. Trotz der entspannten Atmosphäre bleiben die Beschäftigten hart in ihrer Forderung.
„Die 3000 Euro sind für uns nur das Sahnehäubchen!“, ruft Achim Zinser den Protestierenden zu. Er ist Betriebsrat bei Rolls-Royce und kämpft als Gewerkschafter für mehr Lohn. „Wir wollen einen Kuchen mit acht Schichten, jede Schicht ist ein Prozent!“ Er argumentiert mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage, in der eine Rezession drohe: „Durch höhere Löhne wird der Konsum angeregt.“ Zudem warnt er: „Sollten unsere Forderungen nicht erfüllt werden, gehen wir in die weitere Eskalation!“ Dafür erntet er lauten Beifall.
Drohung: Eskalation
Wie diese Eskalation aussieht – und ob sie kommt, dürfte sich im Laufe des Donnerstags oder in der Nacht zum Freitag entscheiden. Denn am Nachmittag geht es in Ludwigsburg in die nächste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und -nehmern. Sollte es von den Betrieben kein befriedigendes Ergebnis für die Beschäftigten geben, will die Gewerkschaft eine Urabstimmung abhalten – und den Weg freimachen für längere Streiks. Das dürfte den Vorständen, die volle Auftragsbücher haben, kaum gefallen.
Warum die Belegschaften mehr Lohn verdient haben, machen weitere Redner auf dem Platz deutlich: etwa Michael Richter, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Zeppelin. Mit Verweis auf die zurückliegenden Jahre – und die Schwierigkeiten während der Corona-Pandemie betont er: „Wir haben den Karren aus dem Dreck gezogen!“ Wieder Applaus.
Nach weiteren Redebeiträgen greift Helene Sommer, Geschäftsführerin der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, zum Mikrofon. Sie skandiert in Richtung der Betriebsvorstände: „Ihr habt die Yacht – wir wollen die Acht!“ Sommer betont: „Wir müssen den Arbeitgebern zeigen, dass wir Zähne haben.“ Ob die Drohung wirkt, wird sich bald zeigen.