Bei Schinacher an der Friedrichstraße herrscht am Donnerstag reger Betrieb. Kunden nutzen die groß am Fenster angekündigten Rabatte für einen Einkauf. „Wir schließen diese Filiale“ ist darauf zu lesen. Hintergrund ist die Insolvenz des Mutterkonzerns Kanz Financial Holding.
Eine von ihnen ist Elisabeth Liermann, die auch ohne Schnäppchen öfter vorbeischaut. „Ich gehöre zu denen, die lieber in die Stadt zum Einkaufen gehen, als online zu bestellen, auch wenn das oft länger dauert“, sagt sie. Als Großmutter und Mutter sei sie oft in Spielwarengeschäften, um kleine Geschenke auszusuchen. „Ich fasse die Sachen auch gern vorm Kauf an und schaue sie mir real an, als online zu stöbern“, erklärt sie. Aktuell findet der Räumungsverkauf statt. Aufgrund der vorläufigen Insolvenz können Gutscheine derzeit weder erworben noch eingelöst werden.
Verkäuferin begründet Schließung mit Folgen von Corona
Den Verlust des – nach der Schließung von Bübchen und Mädchen – zweiten und letzten reinen Spielwarengeschäfts auf Häfler Boden bedauert sie. Gleichzeitig kommentiert sie die offiziellen Gründe für die Schließung, die ihr eben drinnen genannt wurden, mit einer Anregung: „Die Verkäuferin sagte, es liege an Corona und der Konkurrenz durchs Internet. Dabei konnte man da ja schon kreativer sein.“ Ein Laden, schildert sie, habe während der Schließung aufgrund der Coronaverordnung einen flexiblen Fernhandel aufgebaut, Bilder per WhatsApp geschickt und dann die Produkte zur Abholung hergerichtet; Schinacher hätte keine solche Lösung angeboten.
Keine offiziellen Statements durch die direkten Eigentümer
Die Eigentümer des Spielwarengeschäfts Schinacher wollten sich gegenüber dem SÜDKURIER nicht zur Zukunft des Ladens äußern. Die Spielwaren Kurtz GmbH aus Pliezhausen bei Reutlingen hatte das Geschäft Ende 2019 übernommen, nachdem der vorherige Eigentümer Insolvenz angemeldet hatte. Nachfragen seien an die Muttergesellschaft Kids Fashion Group zu richten, heißt es von der Kurtz GmbH. Aber auch die Kids Fashion Group zeigt sich zugeknöpft.
Muttergesellschaft meldete im April Insolvenz an
Die Kids Fashion Group wiederum ist Tochtergesellschaft der Kanz Financial Holding, die Anfang April Insolvenz anmeldete. Schließlich meldet sich eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Tobias Wahl. „Wir sind in Verhandlungen mit einem neuen Investor, die kurz vor dem Abschluss stehen“, so die Sprecherin. Vielleicht gibt es ja doch noch ein Fünkchen Hoffnung, dass sich erneut ein Käufer für Schinacher findet.