Noch ist nicht viel los in der Abflughalle des Häfler Flughafens. Nur wenige Menschen sind am Airport unterwegs. Doch das soll sich bald ändern: Ziele im Süden, wie etwa Mallorca, Rhodos und Kos, sollen wieder Lust darauf machen, vom Bodensee in die Ferien zu starten. Doch da ist das Thema Klimawandel: Fliegen erzeugt Mengen an CO2. Was nützt da die Ankündigung des Flughafens, bis 2045 klimaneutral zu werden?

Susanne Helle ist seit Januar 2021 am Airport zuständig für das Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Auf dem Rollfeld zeigt die 30-Jährige ein sogenanntes Schlepperfahrzeug, damit wird Gepäck A nach B transportiert. „Derzeit haben wir fünf elektrische Schlepper in Betrieb“, so Helle. Weitere sollen bis Ende des Jahres folgen. Doch wo fallen überhaupt Emissionen auf dem Flughafen an?

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Flughafen versus Flugzeug

Klar ist: Riesige Mengen an Kohlendioxid sind es nicht, die die Passagiere am Airport erzeugen. Pro Fluggast fallen üblicherweise etwa 4,5 Kilogramm CO2 an: Dies ist den Umweltberichten zu entnehmen, den die Verantwortlichen jährlich veröffentlichen. Zum Vergleich: Ein Flug vom Bodensee nach Mallorca erzeugt etwa 322 Kilogramm – die Angaben stammen von Atmosfair, einem gemeinnützigen Unternehmen, mit dem Passagiere ihre Emissionen kompensieren können. Die eigentlichen Flüge werden also vom Airport nicht berücksichtigt. Das bestätigt auch eine Sprecherin der Lufthansa gegenüber dem SÜDKURIER.

„Unsere größte Baustelle ist der Stromverbrauch“, konstatiert Susanne Helle, die die CO2-Reduktion am Häfler Flughafen vorantreiben will. Strom mache, so Helle weiter, etwa 80 Prozent der Emissionen aus. Ein Blick in die Umweltberichte des Flughafens zeigt: Tatsächlich entfielen 2018 – mit etwa 540 000 Passagieren stärkstes Jahr in der jüngeren Vergangenheit – gut 74 Prozent der Emissionen pro Fluggast auf Elektrizität. Was also will der Airport dagegen unternehmen?

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Einfach auf Ökostrom umzustellen, ist laut Susanne Helle derzeit keine Option. „Wir nutzen den üblichen Strommix der Stadtwerke am See“. Dieser hat einem entsprechenden Datenblatt zufolge einen Anteil an erneuerbaren Energien in Höhe von 65 Prozent. Der Grund, warum sich der Airport beim Umsteigen auf Ökostrom noch ziert, ist aktuell ein ökonomischer:

Einerseits sind die Passagierzahlen – und damit die Umsätze – derzeit gering. Im Jahr 2021 wurden gerade einmal 125 000 Passagiere verbucht. Zudem ist noch das Insolvenzverfahren im Gange, das vor gut einem Jahr angemeldet werden musste. Für den Abschluss des Verfahrens fehlt noch grünes Licht von der EU-Kommission. Höhere Stromkosten für Ökostrom kommen da nicht gelegen.

Für weitaus mehr Emissionen als der Flughafen sind die Flugzeuge selbst verantwortlich. Auf dem Bild ist ein Passagierflieger am Häfler ...
Für weitaus mehr Emissionen als der Flughafen sind die Flugzeuge selbst verantwortlich. Auf dem Bild ist ein Passagierflieger am Häfler Airport zu sehen. | Bild: Bodensee Airport

Fotovoltaik auf dem Flughafen?

Doch mit Blick auf die weitere Zukunft hat der Airport durchaus ambitionierte Pläne. Susanne Helle lässt durchblicken, mittelfristig könne eine Fotovoltaikanlage auf dem Gelände den Stromverbrauch decken. Mit einem konkreten Zeitplan rückt sie noch nicht raus. Kein Wunder: Derartige Pläne erscheinen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage schwer umsetzbar. Und auch später könnten größere Investitionsvorhaben in den lange defizitären Flughafen bei den Hauptgesellschaftern Stadt Friedrichshafen und Landkreis Bodenseekreis für Diskussionen sorgen.

Zunächst widmet sich Susanne Helle daher kleineren und schneller umsetzbaren Projekten: Der Fuhrpark etwa soll zunehmend auf E-Mobilität umgestellt werden, zudem will sie durch Messungen herausfinden, wo derzeit noch Energie verschwendet wird. Sie sagt: „Als ersten Schritt ist es uns besonders wichtig, den Verbrauch einzusparen.“

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