Es ist den Bauarbeiten im großen Sitzungssaal des Rathauses geschuldet, dass der Gemeinderat an diesem Montag in Räumen der Messe Friedrichshafen tagt. Dass es die letzte Ratssitzung für Oberbürgermeister Andreas Brand ist, der am 1. November in den Ruhestand tritt, könnte an diesem späten Nachmittag im Tagesgeschäft untergehen. Eher ungewöhnlich ist nur, dass der OB ganz ohne Krawatte und Sakko neben seinen Bürgermeister-Kollegen im Anzug sitzt und ein wenig hemdsärmelig wirkt.

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Dann beginnt die Sitzung, auf der erneut schwierige Entscheidungen zum Medizin Campus Bodensee auf der Tagesordnung stehen. 52 Millionen braucht der Klinikverbund bis Ende 2025 von der Stadt. Harte Diskussionen bleiben dem OB, der gleichzeitig Aufsichtsratschef ist, erspart. Doch stellenweise wird deutlich, dass ihm Geschehnisse der letzten Monate an die Nieren gehen. Erst ruft er einen CDU-Antrag auf, den es nicht gibt, entschuldigt sich wortreich für das Versehen. Später spricht er von 1,8 Millionen Euro statt 18 Millionen Euro, die als Zuschuss für 2025 eingeplant werden. „Oh, das wäre schön“, kommentiert er den Versprecher. Dass er den Namen der Oberärztin nennt, die sich das Leben nahm, um Missstände am Klinikum öffentlich zu machen, erstaunte dann doch.

„Versucht, das Beste für die Stadt zu tun“

Souverän wie meistens in seiner Amtszeit navigiert Andreas Brand durch die Sitzung. Beim letzten Punkt unter „Verschiedenes“ ergreift CDU-Fraktionschefin Miriam Hornung dann doch das Wort, um dem OB für „15 Jahre verlässliche Arbeit“ zu danken. Die letzte Ratssitzung stehe exemplarisch für so viele, die er geleitet habe. Hier über Kleckerlesbeträge streiten, dort über Millionensummen schnell hinweggehen, hin und wieder chaotische Abstimmungen – Ratsalltag. „Sie haben immer versucht, das Beste für die Stadt zu tun“, so Hornung. Ob OB sein immer Spaß mache, wagte sie zu bezweifeln. Aber Andres Brand habe Friedrichshafen auch durch stürmische Zeiten gesteuert und in den vergangenen Jahren wesentlich geprägt.

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Der Rede folgt langer Applaus, der aber eher brav denn stürmisch ist, bevor Andreas Brand seinerseits für die „anerkennenden Worte“ und Zusammenarbeit dankt. Es sei nicht immer ganz einfach und manchmal auch eine „Eselsgeduld“ in diesem Gremium nötig gewesen. Aber der Rat und sein Chef hätten sich „als Wir“ verstanden. „Wenn es auseinander ging, ging es auch wieder zusammen. Es war anstrengend, aber gut im Ergebnis“, findet Andreas Brand. Einiges bleibe aber offen, schiebt er hinterher. Wieder Beifall.

Es bleibt bei einer Wortmeldung

Weitere Wortmeldungen gibt es nicht, auch nicht aus „seiner“ Fraktion, den Freien Wählern. Punkt 19 Uhr schließt Andreas Brand den öffentlichen Teil der Ratssitzung, der letzten nach 32 Jahren als (Ober)Bürgermeister. Keine Blumen, kein Geschenk. Die gibt es sicher beim feierlichen Abschied an seinem letzten Arbeitstag im GZH. Trotzdem: Unspektakulärer kann man nicht gehen.