Der Einlass hat kaum begonnen, als sich acht Frauen die besten Plätze gesichert haben. Seit dem Vorabend campierten sie vor dem Eingang, um ganz vorn bei Samu Haber zu stehen. „Wir haben aber immer auch ein Hotel“, merkt Selina Hartmann aus der Nähe von Frankfurt an. Ihre Freundin Anika Triesch ist aus Bern angereist und scherzt: „Wir kommen nie ungewaschen.“

Die ganze Truppe kennt sich schon aus der Zeit, als der finnische Sänger noch mit der Band Sunrise Avenue auf der Bühne stand. Laut Britta Kuncke liegt die Zahl ihrer Konzertbesuche im dreistelligen Bereich. Was macht die Faszination aus? „Es ist sein Charisma“, meint die Hamburgerin. Anika Triesch fügt hinzu: „Er ist live einfach gut und wir haben einfach viel Spaß zusammen.“
„Er könnte auch ein Telefonbuch vorlesen...“
Die gemeinsame Begeisterung führte auch Vanessa Egg und Daniela Bächinger zusammen. Die Schweizerinnen haben es sich auf dem warmen Kopfsteinpflaster gemütlich gemacht, ehe das Konzert beginnt. „In der Schweiz gibt es einen offiziellen Fanclub und so haben wir uns kennengelernt“, erzählt Vanessa Egg. Ihre Freundin schätzt an Samu Haber die Ausstrahlung und die Stimme: „Er könnte auch ein Telefonbuch vorlesen und man würde ihm zuhören.“

Dass der finnische Sänger stattdessen mit seinen Fans interagiert, freut diese umso mehr. Jubel brandet auf, als Samu Haber mit seiner Band die Bühne betritt. Schon bei den ersten Liedern animiert er das Publikum zum Mitklatschen, zu „Lifesaver“ singen und tanzen viele mit. „Guten Abend, Meersburg!“, begrüßt der Star seine Fans auf Deutsch. Ins Englische wechselnd, kommentiert er die grandiose Kulisse des ehrwürdigen Schlossplatzes: „Kann etwas schöner sein? Wahrscheinlich nicht.“

Lässig im ärmellosen Hemd sorgt er mit seinen eingängigen, rockigen Popsongs für Stimmung, mischt sich zwischendurch unter die Zuhörer und lässt einige von ihnen ins Mikrofon mitsingen. Zwei von ihnen dürfen sogar auf der Bühne mittanzen – „eine Tradition“, wie Samu Haber allen verrät, die ihn an diesem lauen Sommerabend das erste Mal live erleben.
Vom Hochrhein und aus dem Schwarzwald
Dazu gehören Heidemarie und Werner Wißner aus Lörrach. Tradition ist für das Ehepaar, jedes Jahr ein anderes Konzert in der Region zu besuchen. „Letztes Jahr waren wir in Salem bei Pur“, blickt Heidemarie Wißner zurück, die den Sänger von der Fernsehsendung „The Voice of Germany“ kennt.

Unterschiedliche Konzerte besuchen auch Thorsten und Marie Schnekenburger aus Tuttlingen. Marie ist schon lange Fan des Künstlers, auch ihren Vater musste sie nicht überreden. Gemeinsam hoffen sie auf das finnische Stück „Sä“: „Ich mag es wegen des Textes und der Machart, es drückt einfach Lebensfreude aus“, begründet die Tochter.

DRK-Team genießt den Einsatz
Auf der Bühne witzelt Samu Haber derweil mit seinen Fans: „Ich liebe euer Mitternachtsfernsehen“, spielt er auf nicht jugendfreie Werbesendungen an. „Ihr seid obertoll, obercool, aber auch mega-crazy!“, moderiert er sein Lied „Crazy“ an, zu dem er seinen Support-Act Chanin auf die Bühne holt.
Eine besonders gute Sicht haben dabei die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes. „Es ist einfach warm, aber ansonsten angenehm und das Publikum ist toll“, vermeldet Miriam Möller von ihrem Posten. Als kleine Truppe seien sie fast immer bei den Konzerten dabei, doch das besondere Erlebnis sei „ein kleines Gutsle“.

Emotionale Verbindung zu Haber-Songs
Einen professionellen Blick hat auch Katarina Ostojic auf das Konzert: Die Sängerin der Überlinger Coverband „The Rockpack“ ist ein großer Fan – und wäre am liebsten selbst als Support-Act gebucht worden. „Er sieht heiß aus und macht geile Musik“, lobt sie Samu Haber. Ihr Lebensgefährte Olaf Franke war einst Kneipenbesitzer in Owingen: „Am letzten Abend war ‚Thank you for everything‘ von Sunrise Avenue mein Abschiedslied“, erinnert er sich und wünscht sich für den Abend, auch etwas Finnisches von Samu Haber zu hören.

„Der Typ ist so cool“
Als der Star dann ankündigt, auf seiner Muttersprache zu singen, löst er einen Begeisterungssturm aus. Dass seine Wahl dabei tatsächlich auf „Sä“ fällt, lässt das Vater-Tochter-Gespann aus Tuttlingen strahlen: Während Marie textsicher mitsingt, wippt Thorsten Schnekenburger mit geschlossenen Augen mit. Nicht fehlen dürfen auch die Hits „Fairytale Gone Bad“ und „Hollywood Hills“, womit sich die Musiker nach gut anderthalb Stunden von der Bühne verabschieden.
Nach dem Konzert posiert Support-Act Chanin mit Fans für Erinnerungsfotos und plaudert aus dem Nähkästchen. Sein kurzer Einsatz mit Samu Haber sei eine relativ spontane Aktion gewesen: „Dann war ich der professionelle Kuhglöckner“, kommentiert er lachend. Nach seinem fünften und letzten Auftritt als Vorband für Samu Haber schwärmt Chanin: „Der Typ ist so cool, er ist so ein Herzensmensch!“

Auch die Zuhörer haben das Konzert genossen. „Es war megaschön: Tolle Lieder, super Stimme!“, lobt Sibylle Kaul. Gemeinsam mit Eva Krojer und Meike Rummel ist sie mit dem Fahrrad aus Salem gekommen. Da ihr Musikgeschmack breit gefächert sei, besuche sie regelmäßig Konzerte in der Region. An Meersburg liebt sie das tolle Ambiente am See: „Es war ein unvergesslicher Sommerabend.“