Ulrich Schmid-Maybach nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir sind irritiert über den Stil und sehr enttäuscht darüber, dass insbesondere die Verwaltung nicht bereit zu sein scheint, dieses Projekt und die Lösungsvorschläge überhaupt nur ernsthaft zu prüfen.“ So steht es in einer zweiten Pressemitteilung der Maybach-Stiftung nach der Absage fürs Maybach-Museum, die sich in weiten Teilen mit der ersten deckt. Nur die Kommentare sind schärfer: „Es scheint vielmehr um Machtfragen oder ein Maybach-Museum zum Nulltarif zu gehen“, wirft der Enkel von Karl Maybach der Rathausspitze vor.
„Es scheint vielmehr um Machtfragen oder ein Maybach-Museum zum Nulltarif zu gehen.“Ulrich Schmid-Maybach, Vorsitzender der Maybach-Stiftung
Was hinter den Kulissen gelaufen ist, lässt sich nicht nachvollziehen. Fast alles, was das Maybach-Museum betraf, wurde in den vergangenen Jahren nicht öffentlich diskutiert. So erklärt die Maybach-Stiftung, dass man einst „auf Wunsch der Stadt“ die Idee zu einem eigenen Bau zurückgestellt und stattdessen in die Integration eines eigenständig erkennbaren Maybach-Bereichs im zu erweiternden Zeppelin Museum eingewilligt habe. Dafür habe man gemeinsam mit dem Architekturbüro Space4 ein Konzept entwickelt und „mehrfach“ gegenüber Vertretern der Stadt und des Zeppelin Museums präsentiert.
Maybach-Stiftung hat viel Geld investiert
Und nicht nur das: Die Stiftung habe in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in das Projekt investiert, sagen Insider. Nicht nur in das Museums- und Zugkonzept, das auf Bitten der Stadt in immer neuen Varianten erarbeitet wurde, sondern unter anderem auch für ein Büro in Friedrichshafen mit Angestellten und die Arbeit eines professionellen Archivierungsteams, das den Freundeskreis Maybach Museum unterstützt. Der Häfler Verein mit seinen 250 Mitgliedern hat rund 3500 Teile für die Ausstellung gesammelt.
Kosten der Stadt: 75 000 Euro fürs Museumskonzept
Im Gegenzug hat die Stadt seit 2017 „rund 75 000 Euro für die Museumskonzeption insgesamt aufgewandt“, antwortet die Pressestelle auf Nachfrage des SÜDKURIER. Das schließt die Konzepte für das Kunsthaus sowie die Industrie- und Stadtgeschichte inklusive der Abteilungen für Maybach und Dornier und das Schulmuseum ein. „Eine Aufteilung der Kosten in die unterschiedlichen Projektbereiche ist nicht möglich“, so die Erklärung aus dem Rathaus.
„Doch während wir in den vergangenen zehn Jahren Absichtserklärungen stets Taten folgen ließen, gab es im Gegenzug nur Versprechungen.“Irmgard Schmid-Maybach, Tochter von Karl Maybach
Dass die Maybach-Ausstellung im „Museumsviertel“, wie es Oberbürgermeister Andreas Brand noch 2018 skizzierte, vom Tisch ist, stößt nicht zuletzt Irmgard Schmid-Maybach sauer auf. „Wir wissen, dass politische Prozesse langwierig sein können, haben die Rolle der Stadt als Projektleiterin stets respektiert und niemals öffentliche Kritik geäußert“, beklagt die hochbetagte Tochter von Karl Maybach nun laut in der Pressemitteilung. „Doch während wir in den vergangenen zehn Jahren Absichtserklärungen stets Taten folgen ließen, gab es im Gegenzug nur Versprechungen.“
Viele Reisen nach San Francisco
Dabei war Andreas Brand mehrfach selbst bei den Maybachs in San Francisco – exakt sieben Mal, teilt das Rathaus auf Anfrage mit. Eine Reise war demnach privat. 2016 habe er einen Abstecher zu den Maybachs gemacht, als er wegen des Partnerschafts-Jubiläums in Peoria war. Und von Mai 2015 bis Dezember 2019 sei er fünf Mal in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Zeppelin GmbH und ihr verbundener Unternehmen geschäftlich in den USA gewesen – mit anschließenden Terminen bei Irmgard und Ulrich Schmid-Maybach und der Maybach-Foundation.

Der letzte persönliche Besuch von Andreas Brand datiert von Dezember 2019. Hier war er Gast des ersten Feiertags-Empfangs der Maybach Foundation in einem Privatclub von Unternehmern aus dem Silicon Valley. Da stimmte die Chemie noch: Er habe nach Ulrich Schmidt-Maybach eine sehr bewegende Rede gehalten, berichten Teilnehmer.