„Psssssssst“, macht die Biene. Cornelia Gerber schaut in zehn gespannte Kleinkindgesichter, die ihrem Finger und dem Gesumme folgen. Heute ist Känguru-Singstunde, ein Angebot der katholischen Kirchengemeinde St. Magnus in Fischbach für alle Familien mit Kindern unter drei Jahren. Die Kleinen sitzen im Kreis mit ihren Mamas, Omas und einem Opa – und Musikpädagogin Cornelia Gerber. Die Fischbacherin hat ihr Leben mittlerweile der Musik verschrieben.
Ausbildung bei einer Opernsängerin
Das war nicht immer so, denn Cornelia Gerber ist eigentlich gelernte Bankkauffrau und stammt aus der Welt der Zahlen. Doch die Musik, die hat es ihr schon als kleines Mädchen angetan. „Bei uns wurde daheim immer gesungen und im Radio liefen Schlager“, erzählt die 44-Jährige, die in der Nähe von Pforzheim aufwuchs. Mit 15 kam sie zum KJG-Chor, sang irgendwann ihr erstes Solo. Ihre Sopranstimme erweckte die Aufmerksamkeit der Chorleiterin. „Mich hat dann eine ausgebildete Opernsängerin unter ihre Fittiche genommen und privat unterrichtet“, erinnert sich Gerber. Als junge Frau durfte sie mit der Opernsängerin und ihren Studentinnen des Konservatoriums und der Hochschule Frankfurt solistisch auf Konzerten auftreten.
Der fliegende Holländer, eine Nacht in Venedig, Tannhäuser – Opern und Operetten sang Cornelia Gerber auch während ihrer Zeit im Chor des Stadttheaters Pforzheim. „Immer öfter habe ich auch bei Events meines Arbeitgebers, der Sparkasse, gesungen“, erzählt sie, „da war zum Beispiel eine Führungskräftetagung.“ „Ich war so aufgeregt, denn ich wusste, egal in welcher Abteilung der Bank ich mal arbeiten werde, jeder Chef im Haus hat mich schon gehört“, sagt die Musikpädagogin. Ein Moment, den sie sich eingeprägt hat – und mit dem sie sich auch heute noch bei Lampenfieber beruhigt. „So aufgeregt wie damals, war ich nie wieder“, sagt sie.

Die Musik bringt ihr die große Liebe
Die Liebe zur Musik – sie brachte Cornelia Gerber auch einen Menschen ins Leben, der zu ihrer großen Liebe wurde. „Ich sollte bei der Hochzeit von Freunden singen“, erinnert sich die Fischbacherin, „da wurde mir Stefan als Klavierbegleitung vorgeschlagen.“ Die beiden verliebten sich bei den Proben. Und schließlich zog Cornelia zu Stefan Gerber, Musiklehrer und Pianist in Friedrichshafen, an den Bodensee. Die Musik trat erstmal ein wenig in den Hintergrund, denn die Bankkauffrau wurde schwanger, bekam zwei Söhne.
Von der Bankkauffrau zur Musikpädagogin
Jetzt gab es Kinderlieder statt Operetten. „Ich besuchte mit den Kindern Musikgarten-Kurse und wusste: Das will ich auch machen!“, erinnert sich Gerber. Hauptberuflich arbeitet sie weiterhin im Büro eines Steinmetzes, aber mittlerweile ist sie auch ausgebildete Musikpädagogin, unterrichtet sechs Gruppen an der Musikschule Markdorf und die Känguru-Singstunde in Fischbach. „Manchmal kommen die Kleinen müde, haben vielleicht schlecht geschlafen, weil sie zahnen“, berichtet Gerber, „aber die Musik entspannt sie und macht sie glücklich. Hier geht jeder mit einem Lächeln raus.“ Mittlerweile werfen in der Singstunde die Omas, Opa, Mütter und die Kinder tanzend bunte Tücher in die Luft. Die Stimmung ist ausgelassen, keiner weint oder quengelt.

Die Pandemie hat Cornelia Gerber zurück auf die Bühne geführt. „Es durfte während den Gottesdiensten nicht gesungen werden, aber Vorsänger auf der Empore waren erlaubt“, erklärt sie. Ihr erster öffentlicher Solo-Auftritt in Fischbach war ein großer Erfolg. „Das war eine sehr besondere Zeit und die Menschen waren berührt“, sagt die Sängerin. Seither tritt sie gemeinsam mit ihrem Mann Stefan öfter auf – in Kirchen, beim Seehasenfestgottesdienst, aber auch bei Hochzeiten, Geburtstagen, Firmen- und Trauerfeiern. Auch auf der Insel Mainau singen die beiden auf Hochzeiten, denn mittlerweile sind sie offizieller Kooperationspartner. Im Gepäck: ein großes Repertoire an Liedern; Klassik, Pop, Rock – und ganz viel Leidenschaft für Musik.

„Mir ist wichtig, dass meine Musik die Seele wärmt“
Die Leidenschaft für Musik zeigt sich auch in den Liedern, die Cornelia Gerber selbst geschrieben und komponiert hat. Deutschsprachige Songs, die leidenschaftlich und zugleich aber auch leicht sind. „Mir ist wichtig, dass meine Musik die Seele wärmt und direkt ins Herz geht“, sagt die zweifache Mutter. Und so passiere es ihr manchmal selbst, dass die Tränen rollen. Neulich zum Beispiel, als ihr jüngerer Sohn im Chor der Bodensee-Schule sang. „Musik macht ja was mit uns und es ist immer so schön, zu sehen, dass sie das, was sie bei mir auslöst, auch bei anderen auslöst“, sagt Gerber.
Die Känguru-Singstunde ist zu Ende. Die Kinder singen ein Abschiedslied. „Es tut einfach allen so gut zu singen“, sagt Gerber, „und dafür ist es völlig egal, ob man die Töne trifft oder nicht.“