Friedrichshafen-Kluftern – Schon am Mittag um 12 Uhr ist an der Brunnisachhalle in Kluftern kein Parkplatz mehr zu bekommen. Im Foyer sind alle Tische und Bänke belegt. Es gibt Maultaschen, Schweinebraten, Kartoffelsalat. Und es schmeckt. Auch eine Etage tiefer, in der Halle, herrscht vorweihnachtliches Gedrängel. 55 Stände mit meist selbst gebastelten Erzeugnissen vom Adventskranz bis zum Zimtstern locken die Besucher an.

Alle Blicke ziehen die Handpuppen von Gudrun Kamzelak auf sich. Bunt und herrlich kreativ schauen Zwerge, Prinzessinnen, Krokodile, die Biene Maja, der Pumuckl und die Raupe Nimmersatt die Besucher an. 40 verschiedene Figuren sind fürs Puppen-Heimtheater im Angebot. Ihre Schöpferin sitzt hinter ihrem Stand und strickt. Acht bis zehn Stunden arbeite sie an einer Figur, erzählt sie. Jetzt im Winter statt Kartoffelchips vor dem Fernsehgerät. „Stricken ist mein Yoga“, sagt die Rentnerin aus Friedrichshafen. Macht dann aber im Sommer das Strandbad auf, muss die Kollektion für Weihnachten fertig sein. Vor 36 Jahren, als ihre Tochter zur Welt kam, habe sie angefangen, Handpuppen zu stricken. Dann konnte sie nicht mehr aufhören damit. Aber irgendwo mussten die Puppen ja hin, sagt sie. Und die Kundschaft geht ihr nicht aus. Schließlich wachse die Kundschaft ja nach, ist sie überzeugt.

Was der einen das Stricken, ist der anderen das Nähen. Silvia Hehne hat sich dem Upcycling verschrieben und verarbeitet alte Jeans zu unterschiedlichen Taschen und Rucksäcken. Ihr Sortiment bietet sie auf vier verschiedenen Märkten an. Aber zum Klufterner Adventsmarkt kommt sie besonders gerne. Das Publikum sei sehr nett und der Aufbau einen Tag zuvor sei richtig entspannt.

Auch Heiko Sulger lobt die reibungslose Organisation. Bei Fragen helfe die Narrenzunft umgehend weiter. Zudem schätze er als Händler die Vielfalt des Angebots. Das käme nicht nur den Besuchern zugute. Er und Stephanie Nikschat sind mit ihren weihnachtlichen Dekoartikeln zum dritten Mal dabei und kommen gerne wieder.

Das Ambiente weiß auch Hans Reihs zu schätzen. Er genießt den Luxus der wohltemperierten Halle. Das würde sich auch aufs Publikum übertragen. Alle seien so freundlich hier, sagt der ältere Herr aus Krumbach bei Tettnang. Er drechselt, sägt und leimt in seiner kleinen Werkstatt aus Obstholz, Nuss, Fichte und Kiefer Schneidebretter und Schalen. „Und wenn es sein muss, auch Weihnachtssterne“, sagt er mit verschmitztem Lächeln. Er sei als Mensch ganz zufrieden, aber nicht, weil die Umsätze so glänzend seien. Betrachtet man seine Preise, wird klar, dass er nichts verdient. Doch zu einem angemessenen Preis ließen sich die liebevoll gefertigten Sachen nicht verkaufen, das weiß er aus Erfahrung und beklagt: „Heute weiß jeder von allem den Preis aber von nichts mehr den Wert.“

So mancher Besucher ist vom Adventsmarkt emotional tief berührt. Traumhaft, findet es zum Beispiel Christa Treuter, wie die Menschen ihre Ideen handwerklich umsetzen könnten. Dann bekommt sie feuchte Augen. Der Adventsmarkt gehe ihr ans Herz, sagt sie. So sehr, dass sie vor Freude heulen könnte. Im Gegensatz zu allem Schlechten, das sich derzeit in der Welt ereigne, komme ihr hier alles so warm und liebevoll entgegen.

Die Schlange vor dem Kuchenbüffet erstreckt sich inzwischen durch die halbe Halle. Nach dem Mittagessen bietet sich den Besuchern zum Nachtisch Kaffee und etwas Süßes an. Es gibt 90  Kuchen, davon neun Schwarzwälder Kirschtorten, die bereits ausverkauft sind. Meist reiche das Angebot nur bis zum frühen Nachmittag, weiß Martin Viellieber. Er ist Kassier des Fördervereins, der den Markt zum elften Mal organisiert. Schnell sind auch 60 Kilo Schweinebraten, 100 Kilo Kartoffelsalat und 1000 vegetarische und vegane Maultaschen verspeist. Nicht nur das kulinarische Angebot ist stark nachgefragt – manche Besucher kämen nur zum Essen, sagt Andreas Lamm Vorstand der Narrenzunft Kluftern, – auch mancher Händler sei schon mal um 14 Uhr ausverkauft gewesen. Man ist zufrieden mit dem Geschäft.

Um 17 Uhr darf dann abgebaut werden. Sind die Stände, Tische und Bänke entfernt, wird der Boden weggerollt. Dieser hat den empfindlichen Sporthallenbelag vor den Straßenschuhen der Besucher geschützt. Sie seien ein eingespieltes Team, sagt Lamm, Spitzname Lemming, das gehe rasend schnell. Einen Tag später ist der Markt Geschichte, dann ist wieder Schulsport angesagt.