Nadja und Michael Nägle aus Heidelberg sind immer noch ganz überrascht von dem bunten Treiben an der Häfler Uferpromenade. „Da fehlen nur zwei Palmen mehr und das Südseeflair wäre komplett“, sagt Michael Nägle und lehnt sich in einer der gepolsterten Sitzbänke zurück, die in diesem Jahr erstmalig am Gondelhafen für die Bewirtung aufgebaut wurden: „Das ist wirklich schön hier, dieses Mediterrane.“ Nadja Nägle stimmt zu und schildert, dass sie erst eine Woche vorher von der Veranstaltung erfahren haben – beim Blick auf die Hotelwebseite. „Wir hatten eigentlich nur einen Bodenseeurlaub geplant“, sagt sie und beide schmunzeln. Die Überraschung sei jedenfalls gelungen. „Wir kommen auf jeden Fall nochmal hierher, vielleicht mit etwas mehr Zeit“, ergänzt Nadja Nägle.

Nadja Nägle aus Heidelberg, hier mit Hund Cookie, ist zum ersten Mal auf dem Kulturufer. Dass das Festival stattfindet, habe sie erst ...
Nadja Nägle aus Heidelberg, hier mit Hund Cookie, ist zum ersten Mal auf dem Kulturufer. Dass das Festival stattfindet, habe sie erst vor einer Woche erfahren. „Es ist aber auf jeden Fall eine tolle Überraschung.“ | Bild: Lena Reiner

Gegenüber findet eine Clownsshow statt, hier hat sich schon eine Menschentraube gebildet – der Sonne und des schwülen Wetters zum Trotz. 47 Stände, davon 26 reine Kunsthandwerker, das sind die blanken Zahlen des angrenzenden Kunsthandwerkermarktes. Darunter sind auch in diesem Jahr neue Gesichter.

Das könnte Sie auch interessieren

Da ist etwa Gloria Cudjo, die ganz begeistert ist von der Lage. Die Designerin aus dem hohen Norden ist zum ersten Mal bei der Veranstaltung im tiefen Süden als Händlerin dabei und freut sich besonders über ihren Standplatz mit Seesicht. Sie verkauft Röcke, Haarbänder, Jacken, Stoffwimpel, Stofftiere und ganz besondere Dirndl, die sie seit 14 Jahren entwirft und selbst produziert.

Gloria Cudjo kommt aus Norddeutschland und ist zum ersten Mal als Händlerin auf dem Kulturufer dabei. Sie trägt ein „Afro-Dirndl“ und ...
Gloria Cudjo kommt aus Norddeutschland und ist zum ersten Mal als Händlerin auf dem Kulturufer dabei. Sie trägt ein „Afro-Dirndl“ und ebendas verkauft sie unter anderem auch. Die Inspiration für sie waren Kommentare auf der Wiesn, auf der sie selbstverständlich klassische Tracht trug: „Die Leute schauten und kommentierten: ‚Eine Afrikanerin im Dirndl?‘ Das habe ich immer wieder gehört, bis ich mir dachte, dass ich mir beim nächsten Mal selbst eins designe.“ | Bild: Lena Reiner

Früher habe sie auf der Wiesn klassische Dirndl getragen, dafür immer wieder verwunderte Kommentare erhalten. „Ich habe mir ein Dirndl mit afrikanischem Stoff gemacht, das Feedback war auf einmal ganz anders. Die Leute wollten wissen, wo ich das Dirndl herhabe“, erinnert sie sich. Das habe auf einmal gepasst, obwohl sie etwas kombiniert habe, was nicht unbedingt zusammengehöre. Auch sonst setzt sie auf leuchtende Farben. Es sei schade, dass man die hier meist nur im Sommer trage; sie wolle in die Mode des ganzen Jahres etwas Licht bringen. „Da ich hauptberuflich Stewardess bin und viel um die Welt komme, nehme ich viele Eindrücke mit.“

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Carolin Knapp ist neu dabei. Die 26-Jährige fährt derzeit beruflich zweigleisig. Die gelernte Industriedesignerin arbeitet als solche und stellt außerdem Schmuck her, den sie auf Märkten wie jenem diesem beim Kulturufer verkauft.

Das könnte Sie auch interessieren
Carolin Knapp bietet selbstgeschmiedeten Schmuck an, auch wenn sie sich nicht als Schmuckschmiedin bezeichnen darf. „Ich bin gelernte ...
Carolin Knapp bietet selbstgeschmiedeten Schmuck an, auch wenn sie sich nicht als Schmuckschmiedin bezeichnen darf. „Ich bin gelernte Industriedesignerin, das Goldschmieden gehört zur Ausbildung dazu“, erklärt sie. Doch eigentlich habe sie Schmuck schon von Kindheit an fasziniert; sie habe mit Perlen angefangen, später mit Polymermasse, die im Ofen ausgehärtet werden konnte, weitergemacht. „Das ist schon mein Traum und macht mir auch enorm viel Spaß, mit den Menschen zu arbeiten.“ | Bild: Lena Reiner

„Ich freue mich besonders, hier unter Menschen zu sein“, sagt Knapp. „Als Industriedesignerin sitze ich oft allein am Computer, habe nur ab und an Meetings. Das ist hier komplett anders.“ Direkt neben ihr, auf der Wiese, füllen sich die Sitzgelegenheiten zum Essen, im Hintergrund arbeiten Künstler an den Bannern, die am Großen Zelt aufgestellt sind.