Noch staubt es ordentlich auf dem Gelände am Seeufer in Fischbach, die letzten Handgriffe müssen jetzt schnell passieren. Entlang des staubigen Wegs in Richtung der Hotelgebäude knien Gärtner und pflanzen Blumen. „Er da drüben kommt aus dem Deggenhausertal und er hat in Rengoldshausen gelernt“, weiß Hendrik Fennel, „es sind alles Gärtner aus der Gegend, die aufs Naturnahe spezialisiert sind.“ Nur die großen Arbeiten mit Maschinen erledige eine größere Firma.
20 Leser des SÜDKURIER hören interessiert zu, als Fennel über die Anfänge des Hotel-Projekts bis zur geplanten Eröffnung kommende Woche berichtet. Die Besucher lernen bei einem exklusiven Rundgang das „Seegut Zeppelin“ bereits vorab kennen.
Im Mai 2021 kam der Anruf von Zeppelin
Das Projekt am See war nicht immer reibungslos vonstattengegangen. „Wir hatten gerade das Hotel ‚Maier‘ mit Ach und Krach aus der Corona-Zeit gerettet“, erinnert sich Hendrik Fennel. Und dann kam im Mai 2021 der Anruf von Zeppelin: „Die sagten uns, dass die Genehmigung jetzt da sei und sie eine Zusage für die Finanzierung bräuchten.“ Kaum stand die Finanzierung für das Projekt, folgte die nächste Zäsur: die Klage des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen die Stadt Friedrichshafen wegen des Bauprojekts im Landschaftsschutzgebiets.
Der erste Gast wird am 9. Mai erwartet
Doch jetzt steht alles und am 9. Mai wird der erste Gast im Hotel erwartet; das Restaurant soll am selben Tag den Betrieb aufnehmen. „Wir nutzen den Mai aber noch als Warmlaufphase“, sagt Fennel. In einem komplett neuen Haus, in dem vorher noch nie jemand gearbeitet habe, müsse man alles erst einmal lernen.
Simone Jedwilayties gehört zu den Ersten, die ihr Handy zückt, um ein Erinnerungsfoto zu schießen. „Ich konnte mir das hier gar nicht so richtig vorstellen. Es ist aber toll geworden – gerade der Kontrast zwischen den dunkel gehaltenen Neubauten und der Villa mit den hellen Außenwänden“, sagt sie. Beim Betreten kommentiert sie das modernisierte Innere ebenso begeistert: „Richtig schön!“
Vier Neubauten umrahmen die Villa Gminder
Das „Seegut Zeppelin“ besteht aus fünf Gebäuden: der altbekannten Villa Gminder, die mit neuem Anstrich und modernem Innenleben auch eine sichtbare Wandlung durchgemacht hat, und den vier Neubauten. Die neuen Gebäude mit Namen der Zeppelin-Familie geben mit ihren Fichtenholzfassaden der Villa einen dunklen Rahmen: Haus Ferdinand, Haus Helene, Haus Isabella und Haus August.
Nachhaltig und regional bei der Ausstattung
Naturnah zu bauen war bei dem Hotelbau jedenfalls wichtig. So stammt etwa der Teppichboden in den Fluren aus dem benachbarten Vorarlberg, die Stühle sind von einer Schweizer Manufaktur und auch sonst hätten sie versucht, möglichst nachhaltig und regional Materialien und Möbel zu beziehen, schildert Hendrik Fennel.
Die Ausstattung ist schlicht gehalten, der Luxus ergibt sich aus Seelage und Seesicht. Auf den Zimmern gibt es keine Minibars, keine Badewannen und keine Doppelwaschbecken, auch um den Energie- und Wasserverbrauch gering zu halten.
Die größte Umweltbelastung eines solchen Hotels entstehe freilich durch den Autoverkehr der Gäste. Daher gibt es mit wenigen Außenstellplätzen und der Tiefgarage weder öffentliche noch kostenlose Parkmöglichkeiten. Nur die Hausgäste dürfen hier stehen, zahlen dafür eine moderate Gebühr: „Wir möchten als Ausgleich an eine regionale ökologische Initiative spenden – welche genau, das müssen wir noch final überlegen“, schildert Fennel.
„Gerade im Winterhalbjahr nehmen wir besonders viel Rücksicht auf Flora und Fauna, auch wegen der Brutzeit der Vögel, aber auch im Sommerhalbjahr achten wir auf die Umwelt“, führt Fennel aus. Das ist auch baulich an den Gebäuden zu erkennen. Da kleben etwa runde Punkte an den Glasscheiben, damit Vögel nicht dagegen fliegen. Auch die Lichtverschmutzung nach außen wird mit entsprechendem Sichtschutz gering gehalten, die Lichtfarbe des Außenlichts sei entsprechend insektenfreundlich gehalten.

Option als Unterkunft für Freunde
Gerade die Lampen interessieren Eva-Maria Jehn besonders. „Ich mag diese modernen Lampen, alles mit Stahl, und das Puristische hier“, sagt sie. „Die Mischung aus Holz und Stahl ist toll und dann hat man noch die Natur drumherum.“ Das „Seegut Zeppelin“ besichtigt sie aus Interesse und für Freunde, die sie ab und an besuchen: „Die möchten nicht in den Trubel nach Meersburg oder Hagnau, sondern am liebsten den See für sich haben. Da ist das hier ideal.“
Früher im Diakonissenheim zu Gast
Elke Bott-Eichenhofer kennt das Diakonissenheim, das an dieser Stelle zuvor betrieben wurde, besonders gut. Ein- bis zweimal im Jahr sei sie zu Tagungen hier gewesen. „Das war immer dasselbe, die hatten sogar diese bestickten Serviettenhalter und sind kein bisschen mit der Zeit gegangen“, erinnert sie sich. Die Neugestaltung gefalle ihr sehr gut: „Das ist wirklich ein Juwel geworden.“
Und auch Sabine Fliess ist begeistert: „Ich kenne das Areal von früher, bin hier in der Gegend aufgewachsen.“ Sie betreibe selbst ein Ferienhaus in der Natur und sei einfach neugierig gewesen: „Ich muss sagen, ich finde das ganz toll, gerade die Außenfassaden mit dem Fichtenholz.“