Sie sind klein, süß – und vor allem wichtig für das Ökosystem. Eine „sehr gute Sache“ findet daher Manuela Abken vom Verein Welt der Igel die Initiative der ÖDP in Friedrichshafen. In einem Antrag an die Stadtverwaltung hatte die Partei Anfang Mai ein nächtliches Verbot für Mähroboter gefordert, um die sehr sensiblen Tiere zu schützen. Als Begründung nennt Parteimitglied Nicole Bittner in ihrem Antrag die häufigen Unfälle zwischen Mährobotern und Igeln.

Darum passieren die Unfälle

Die Sensoren vieler Mährobotermodelle erkennen die kleinen Tiere nicht oder verwechseln sie mit Pflanzenmaterial. Die Folge, so Manuela Abken von Welt der Igel aus Ravensburg: Alleine im Bodenseekreis seien Anfang Mai mehrere Tiere durch Mähroboter ums Leben gekommen. Nähere sich ein Mähroboter, liefen Igel nach Angaben des Vereins nicht davon, denn Igel seien keine Fluchttiere. „Bei Gefahr rollt sich der Igel ein, aber ein Mähroboter weicht nicht aus oder stoppt vor dieser Art Hindernis.“

Mähroboter sollten aus Sicht des Igel-Vereins nicht unbeaufsichtigt über die Wiesen fahren und ein Nachtfahrverbot wäre „mehr als sinnvoll“, um die Tiere vor unsäglichem Leid zu bewahren. Die ÖDP hebt in ihrem Antrag hervor, dass das Tier des Jahres 2024 bereits auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten stehe, schildert das Elend, das Igel bei Verletzungen durch Mähroboter erleiden. „Inzwischen gibt es sogar wissenschaftliche Untersuchungen über dieses Elend“, so Marion Morcher von der ÖDP.

Ein Igel mit einer Verletzung.
Ein Igel mit einer Verletzung. | Bild: Welt der Igel, Heidrun Frank (Archiv)

Verletzungen offenbar immer häufiger

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hat zuletzt dokumentierte Vorfälle mit Schnittvernetzungen bei Igeln analysiert. Es ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Fälle häufen. Als Folge regten sie europaweite Sicherheitstests für Mähroboter an. Auch der Verein Welt der Igel berichtet von häufigen Igelverletzungen durch Mähroboter. „Die bei uns erfassten Tiere per Foto belaufen sich auf 46 Tiere im Jahr. Die Dunkelziffer ist aber weit höher“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Heidrun Frank. Demnach führt der Verein aktuell keine genaue Liste über die Eingänge und kann daher keine genauen Zahlen pro Monat nennen.

Heidrun Frank vom Verein Welt der Igel bei der Auswilderung eines Tieres.
Heidrun Frank vom Verein Welt der Igel bei der Auswilderung eines Tieres. | Bild: Welt der Igel, Heidrun Frank (Archiv)

Hier sind Mähroboter verboten

Zahlreiche Experten und Igelhelfer setzen sich zum Schutz der Tiere dafür ein, dass Mähroboter wenigstens nichts nachts unterwegs sind. Ein nächtliches Mähroboterverbot gibt es seit dem 21. März beispielsweise im brandenburgischen Nuthetal. Dort ist der Betrieb von Mährobotern zwischen 20 und 7 Uhr untersagt. Auch im Hamburger Stadtteil Harburg wurde am 2. April ein Mähroboterverbot beschlossen, dort allerdings gilt es für einen längeren Zeitraum, nämlich von 17 bis 8 Uhr.

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Stadt Friedrichshafen sieht keinen Bedarf

Auf eine SÜDKURIER-Anfrage antwortet eine Pressesprecherin der Stadt, dass es in Friedrichshafen aber aktuell kein spezielles Mähroboter-Verbot brauche. Die Polizeiverordnung würde sowieso ein Verbot von Rasenmähern und anderen motorbetriebenen Gartengeräten zwischen 20 und 7 Uhr vorsehen. Die Stadt schreibt weiter: „Zudem regelt die Bundesimmissionsschutzverordnung, dass Geräte und Maschinen in dieser Zeit nicht betrieben werden dürfen. Es bedarf deshalb keines speziellen Verbotes für Mähroboter.“

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Die ÖDP macht indes deutlich: „Unser sachlicher Antrag, geräuscharme Alternativen für das Seehasenfeuerwerk zu finden, wurde so erbärmlich abgetan, dass wir das nicht nochmals hinnehmen wollen.“ Dank drastischer Worten zur Igel-Situation könnten die Verantwortlichen im Rathaus „unseren Antrag nicht nochmals derart aufweichen und als Banalität abschwächen, wie den vorherigen“, meint Marion Morcher.