Aufgeschüttete Erdhäufen, neue Pflanzen und ein Schild, das damit wirbt, dass hier Eidechsen sicher wohnen. An der Bundesstraße 34 auf Höhe von Albbruck wurde ein neues Habitat für Eidechsen aufgeschüttet. Es ist längst nicht das einzige. Auch an anderen Stellen findet man solche Ausgleichsmaßnahmen. Doch was hat es damit auf sich?
Eidechsen brauchen ein neues Zuhause
Im Falle Albbruck handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme für das neue Zentralklinikum, das der Kreis auf der anderen Seite der Bundesstraße bauen will. „Es geht um die Eidechsen, die derzeit auf der Fläche des Gesundheitsparks Hochrhein leben und durch dessen Realisierung ihre Habitate verlieren“, erklärt Anita Eckert. Sie ist im Rathaus Albbruck für die Großprojekte verantwortlich und sitzt auch im Projektteam des Landkreises für den Gesundheitspark.
Für die Mauer- und um Zauneidechsen musste der Kreis Ersatzhabitate schaffen. „Über die Anzahl Tiere können wir nichts Genaues sagen, da wir vom Flächenansatz anstatt vom Individuenansatz ausgehen“, erklärt Eckert. Das heißt, dass die Größe an Habitaten, die betroffen sind, an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden müssen. Der Grundsatz sei, dies zunächst immer in einem Verhältnis eins zu eins geplant. „Aber wenn die Flächensuche Schwierigkeiten bereitet, dann kann davon unter Umständen abgewichen werden.“
Wenn die Bagger kommen, müssen sie umgezogen sein
Zuerst, beziehungsweise zurzeit, werde die Ersatzflächen für jene Eidechsenhabitate gesucht, die schon in der ersten Bauphase (Baustellenzufahrt und Baustraße) von den Maßnahmen betroffen sind. „Diese Flächen müssen gesichert sein, bevor der Bagger für den ersten Bauabschnitt überhaupt kommt“, erklärt Eckert. Im zweiten Schritt werde die Flächen für das Vorhaben insgesamt, also nach Vollaufsiedlung des Gesundheitsparks, gesucht. Diese müssen rechtzeitig zum Satzungsbeschluss des Bebauungsplans vorliegen.
Bis 50 Zentimeter tief in den Boden
Ökologische Begleitbüros machen eine Planung der Habitate. Das bedeutet, das vorgeben, was ein Landschaftsgärtner anlegen muss. Mit diesen Vorgaben hat der Landkreis dann einen Gärtner beauftragt. Es seien beispielsweise Steinriegel eingebaut worden, die aber bis 50 Zentimeter tief in den Boden gehen, um dort kleine Kammern zu bilden, dazu dann Totholz, Kies und Sand. Es gehören aber auch Pflanzungen dazu. Alles zusammen, auch die nicht umgebauten Flächen zwischen den Häufchen sind dann die Habitate.
Die Häufchen bieten Nacht- und Winterquartiere
Die Häufchen würden die Nacht- und Winterquartiere bieten. Die restliche Fläche sei das Nahrungshabitat, wo sich die Eidechsen ihre Nahrung zusammensuchen. „Der Reptilienzaun soll die mühsam eingesammelten Tierchen davon abhalten, gleich wieder zurück Richtung Bundesstraße oder Baustellenfläche zu wandern und der Bevölkerung aber auch – zumindest in der ersten Zeit des Anwachsens – zu zeigen, dass diese Fläche jetzt mal den Eidechsen vorbehalten ist und keine Hundespielfläche, BMX-Strecke oder was auch immer ist“, sagt Eckert.
Noch wohnen die Tiere nicht in ihrem neuen Habitat. „Die Tiere sind noch nicht abgesammelt und umgesetzt.“ Bevor das geschehen könnte, müsse erst eine Habitatreife ausgewiesen werden.
Nicht jedes Grundstück eignet sich für eine Umsiedlung
Nicht jedes Grundstück eignet sich für die Umsiedlungsmaßnahme. In diesem Fall erfüllten aber drei Grundstücke auf der anderen Seite der Bundesstraße die Kriterien. Eines gehörte bereits dem Landkreis, eines hat der Landkreis dazu gekauft, das dritte gehört der Gemeinde Albbruck. „Wir haben es dem Landkreis für eine sogenannte Zwischenhälterung für eine gewisse Dauer zur Verfügung gestellt“, so Eckert.
Wenn der Gesundheitspark fertiggestellt ist, werde dort ein großer begrünter Immissionsschutzwall um die Kläranlage herum verlaufen. Dessen Böschungen und weitere Grünflächen im Gesundheitspark Hochrhein würden dann wieder den Eidechsen zur Verfügung stehen. Damit können die Eidechsen aus dem dritten Grundstück nördlich der B34 dorthin umziehen.
Bei der Elektrifizierung braucht es noch größere Maßnahmen
Der Ausbau und die Elektrifizierung der Hochrheinbahn hat noch umfangreichere ökologische Ausgleichsmaßnahmen zur Folge, die bereits seit Sommer 2024 laufen. Der Grundsatz: Wo die Bahn für neue Bahnanlagen in die Natur eingreifen muss, schafft sie einen Ausgleich. Entlang der gesamten Strecke zwischen Basel und Erzingen entstehen rund 300 Reptilienhabitate für Eidechsen und Schlingnattern sowie 600 sogenannte Eidechsenfenster. Letztere bestehen hauptsächlich aus Sandlinsen, also Mulden, die mit Sand gefüllt sich für die Eiablage der Tiere eignen. Die Habitate bestehen aus Steinriegeln, Totholzhaufen, Wurzelstöcken und ebenfalls Sandlinsen.
50.000 neue heimische Gehölze
Für die Bauarbeiten ist es teils nötig, den Bewuchs zurückzuschneiden. An anderen Stellen müssen Bäume und Sträucher dauerhaft weichen, um den notwendigen Sicherheitsabstand zur künftigen Oberleitung gewährleisten zu können, teilt die Bahn mit. Als Ausgleich dazu pflanze sie rund 50.000 heimische Gehölze in der Region neu an. Für Vögel und Fledermäuse kämen etwa 1000 Nistkästen hinzu.