Wenn Häfler Schlittschuhlaufen wollen, müssen sie weite Wege nach Ravensburg, Lindau oder Überlingen in Kauf nehmen. Eine Eisbahn, wie es sie jahrelang auf dem Romanshorner Platz gab, findet man in der Zeppelinstadt nicht mehr.

Zur Erinnerung: Bereits im Sommer 2022 hatte der Stadtmarketing-Beirat, in dem auch Vertreter des Gemeinderats und Stadforums sitzen, das dauerhafte Ende der Schlittschuhfläche entschieden. Begründet wurde das Aus der Eisbahn mit den hohen Energiepreisen und dem Klimaschutz. „Zuletzt verbrauchte die Häfler Eisbahn von Mitte November bis Anfang Januar über 60.000 Kilowattstunden Strom“, hieß es in einer Mitteilung von Juli 2022. Dabei wurde vor allem auf die steigenden Kosten infolge der Energiekrise verwiesen.

Gelten die Argumente von 2022 noch?

Während andere Städte, wie beispielsweise Überlingen, in diesem Jahr sogar wieder auf echtes Eis umsteigen, bleibt es in Friedrichshafen bei dieser Entscheidung. „Der Stromverbrauch einer mobilen Echt-Eisbahn ist nun einfach mal sehr hoch und bei wärmer werdenden Wintern verschärft sich die Thematik auch. Wir haben nach wie vor sehr hohe Energiepreise, die denen im Winter 2022 nicht nachstehen“, erklärt Stadtmarketing-Chef Thomas Goldschmidt gegenüber dem SÜDKURIER.

Thomas Goldschmidt, Leiter des Stadtmarketings
Thomas Goldschmidt, Leiter des Stadtmarketings | Bild: Benjamin Schmidt

Zudem verweist er auf die von der EU dauerhaft formulierten Energieeinsparziele. „Wir sehen die vor rund eineinhalb Jahren getroffene Entscheidung als unseren Beitrag vom Stadtmarketing zum Erreichen der Klima- und Energieziele von Friedrichshafen“, so Goldschmidt.

Überlingen setzt wieder auf Echt-Eis

Reinhard A. Weigelt, Betreiber von „Überlingen on Ice“ argumentiert hingegen: „Trotz Corona und dem fürchterlichen Jahr danach hat sich die Eisbahn als eine der wichtigsten, wenn nicht wichtigste Winterveranstaltung für junge Menschen in Überlingen herauskristallisiert.“ Im Vorjahr habe man zeitweise auf Synthetik-Eis gesetzt, durch stromsparende Kühlaggregate sei nun aber wieder Echt-Eis möglich. Mittels Fühler und Sensoren werde das Eis überwacht.

Reinhard Weigelt, Veranstalter der Eislaufbahn in Überlingen (Archivbild).
Reinhard Weigelt, Veranstalter der Eislaufbahn in Überlingen (Archivbild). | Bild: Cian Hartung

„Das nennt sich Easy Chill. Wir können schnell auf Temperaturschwankungen reagieren und die Eistemperatur immer anpassen“, sagt Weigelt, „das ist meiner Ansicht eine machbare und politisch vertretbare Lösung.“ Dabei verweist er auf andere Städte, die stromsparende Aggregate bereits im Vorjahr hatten – und rund 40 Prozent Strom eingespart hätten.

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Synthetik-Eisstockbahn als Alternative

So ganz auf die Besucherinnen und Besucher verzichten will Friedrichshafen aber auch nicht und hat 2022 zwei synthetische Eisstockbahnen als Ersatz gekauft, auf denen man Eisstockschießen spielen kann. Eisstockschießen ist eine Sportart, die im Alpenraum verbreitet ist und dem Curling ähnelt. Dabei tragen die Spieler freilich keine Schlittschuhe, da sie – anders als beim Eishockey – gar nicht auf dem Eis fahren, sondern nur aus dem Stand schießen.

Wo jahrelang im Winter eine mobile Eislaufbahn stand, gibt es jetzt ein Zelt mit zwei Eisstockbahnen: Auf dem Romanshorner Platz wird ...
Wo jahrelang im Winter eine mobile Eislaufbahn stand, gibt es jetzt ein Zelt mit zwei Eisstockbahnen: Auf dem Romanshorner Platz wird kein Schlittschuh mehr gelaufen. | Bild: Wienrich, Sabine

„Die Nachfrage nach dem Eisstockschießen war 2022 auch gleich hoch: Bei der Stadtmeisterschaft im Eisstockschießen beteiligten sich rund 500 Spielerinnen und Spieler in 78 Teams“, berichtet Goldschmidt vom Stadtmarketing. Auch 90 Gruppen – darunter 30 Klassen mit 750 Schülerinnen und Schülern – hätten die Eisstockbahnen gemietet. „Bei den Schulklassen gab es in kürzerer Betriebszeit als bei der Eisbahn sogar mehr Anmeldungen als in einem durchschnittlichen Jahr mit der Eisbahn“, so Goldschmidt.

Startplätze für Stadtmeisterschaften sind ausgebucht

Dieser positive Trend setzt sich laut dem Stadtmarketing-Chef auch dieses Jahr fort: Alle 80 Startplätze für die Stadtwerk-am-See-Stadtmeisterschaften im Eisstockschießen seien längst ausgebucht. Außerdem seien die beiden Bahnen bereits für insgesamt 200 Stunden gebucht worden. „Täglich kommen neue Buchungen rein und während des Weihnachtsmarktes können dann ja auch noch Familien, Freundeskreise oder andere Gruppen die Bahn spontan vor Ort mieten sollte es einmal ein freies Zeitfenster geben“, sagt Goldschmidt.

Städte gehen unterschiedlich mit dem Thema um

So wie in Überlingen und Friedrichshafen zeigt sich auch landesweit ein sehr unterschiedlicher Umgang beim Thema Eislaufen. Etliche Städte wie Ravensburg, Kreuzlingen, Schwenningen, Freiburg besitzen Eissporthallen, die sie weiterhin auch für die Öffentlichkeit betreiben.

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Einige Städte setzen bei ihren mobilen Eislaufbahnen in diesem Jahr zwar wieder auf Echt-Eis (z.B Überlingen oder Karlsruhe), aber auch Kunststoff-Bahnen, wie etwa in Pforzheim, kommen zum Einsatz. In Stuttgart, den einstigen Pionieren der mobilen Eisbahn, hat sich auf dem Schloßplatz ein ganz anderes Vergnügen etabliert: Hier fahren Besucherinnen und Besucher auf Rollschuhen statt auf Schlittschuhen herum.