Noch erinnert der neue Zeppelin an einen gestrandeten Wal, wie er im Hangar schrittchenweise seine Hülle übergezogen bekommt. Dennis Welge, Marketingreferent der Deutschen Zeppelin-Reederei, erklärt aber, dass das Luftschiff gar nicht auf dem Hallenboden aufliegt. Der Eindruck täusche: „Vielmehr schwebt er etwas über dem Boden.“ Freilich, Schweben ist vielleicht etwas zu bildhaft ausgedrückt. Zeppelin-Ingenieur Steffen Schaeufele kommentiert die Gegebenheiten im Anschluss an den Besuch im Hangar fachmännisch schriftlich.

Gerippe muss immer wieder umgehängt werden

Ohne Gondel und Luft im Innenraum wirkt der Zeppelin noch ein wenig schmächtig.
Ohne Gondel und Luft im Innenraum wirkt der Zeppelin noch ein wenig schmächtig. | Bild: Lena Reiner

Auf die Frage, wie hoch das Zeppelinskelett über dem Boden schwebe, stellt er klar: „Das Zeppelingerippe hängt an der Decke, wenn es zu schweben scheint.“ Dies sei notwendig, um die Hülle über das Skelett zu ziehen. „Genau wie beim Sockenanziehen, wo man das Bein auch anheben muss, um die Socke drüberzuziehen, hebt man das Gerüst an, um die Hülle drüberzuziehen“, führt er aus.

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Während dieses Vorgangs werde das Gerippe mehrfach umgehängt, also an anderen Stellen entlang der Streben aufgehängt, weil man die „Socke“ nicht über die Aufhängungsseile ziehen könne.

Mit den Gewichten wird die Hülle Stück für Stück angezogen.
Mit den Gewichten wird die Hülle Stück für Stück angezogen. | Bild: Lena Reiner

Um den Vorgang schrittweise vorzunehmen, werden Gewichte an den einzelnen Seilen befestigt und stückweise versetzt, sodass die Hülle Stück für Stück über das darunterliegende Gerüst gezogen wird, ohne irgendwo anzuecken.

Die Hülle hat auch „gewollte“ Löcher

Manche Löcher in der Hülle sind gewollt: Hier wird eine Öse angeschraubt. Die dient später dazu, das fertige Luftschiff vom Abdriften am ...
Manche Löcher in der Hülle sind gewollt: Hier wird eine Öse angeschraubt. Die dient später dazu, das fertige Luftschiff vom Abdriften am Boden abzuhalten. | Bild: Lena Reiner

Das heißt, dieser Vorgang ruht gerade. Stattdessen wird an der noch nicht fertig befestigten Außenhülle gewerkelt. Die hat an manchen Stellen Löcher – und zwar ganz bewusst. „Unter anderem werden Befestigungsösen montiert. Die Öse wird mit einem Gegenstück in der Struktur innerhalb der Hülle verschraubt. Im Betrieb wird an solchen Ösen das Luftschiff mit Seilen zum Beispiel im Hangar fixiert, damit es nicht nach links oder rechts driftet“, erklärt Steffen Schaeufele.

Ein bisschen erinnert der unfertige Zeppelin an einen gestrandeten Wal. Mitarbeiter kommen aus seinem Rumpf.
Ein bisschen erinnert der unfertige Zeppelin an einen gestrandeten Wal. Mitarbeiter kommen aus seinem Rumpf. | Bild: Lena Reiner

Prinzip wie im Dampfdruckkochtopf

Weiter unten ist gar eine Teststrecke für Ventile aufgebaut. Die sind mit ihrem halben Meter Durchmesser beeindruckend groß. Es handle sich um federbelastete Überdruckventile: „Sprich, das Ventil wird durch eine vorgespannte Feder zugezogen (Deckel auf Loch).“ Die Vorspannkraft sei so gewählt, dass der Innendruck im Luftschiff das Ventil aufdrücke, wenn der den zulässigen Wert übersteigt. „Im Prinzip genau wie beim Dampfdruckkochtopf“, erklärt der Fachmann.

Teile werden gründlich getestet, bevor sie verbaut werden. Hier sind die Ventile dran.
Teile werden gründlich getestet, bevor sie verbaut werden. Hier sind die Ventile dran. | Bild: Lena Reiner

Welche Prüfschritte werden noch vorgenommen? „Geprüft wird so einiges, unter anderem natürlich die Vorspannung der Feder und die Dichtigkeit im geschlossenen Zustand“, erklärt Schaeufele. Insgesamt würden viele unterschiedliche Bauteile im Hangar nochmals getestet. Wenn eines der Teile den Test nicht bestehe, werde vor dessen Einbau nochmals nachgearbeitet.

Mehr als zwei Jahre, seit Juni 2022, wird an dem neuen Zeppelin nun gebaut; zur nächsten Saison soll er fertiggestellt werden.