Ilyas Malkoç fühlte sich im Stich gelassen. Am Montagabend war ihm deutlich anzuhören, wie ihm die Situation zusetzt. Da stand das Testergebnis zwar noch aus. Es war jedoch nicht auszuschließen, dass sein Sohn an Covid-19 erkrankt ist. Und der Häfler hatte Gespräche mit dem Gesundheitsamt und seiner Hausarztpraxis hinter sich, die ihn mit diesem Gefühl zurückgelassen haben: „Ich finde nirgendwo Gehör.“ Aber von Anfang an.

Erst Fieber, dann die Quarantäne-Anordnung

Am Samstagnachmittag wurde für Malkoçs Sohn Quarantäne angeordnet, nachdem er mit einem Reiserückkehrer Kontakt gehabt hatte, dessen Corona-Test positiv ausfiel. Überraschend war der Anruf für die Familie zu diesem Zeitpunkt nicht: Schon seit Freitag hatte sein Sohn unter anderem Fieber, schildert Ilyas Malkoç.

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Bereits am Samstagmorgen – also noch bevor die Quarantäne für seinen Sohn angeordnet wurde – hatte der Häfler daher die Corona-Hotline des Gesundheitsamtes gewählt. Er und seine Frau arbeiten im Lebensmitteleinzelhandel, erklärt er. Bei dem Telefonat sei ihm zwar empfohlen worden, dass beide nicht zur Arbeit gehen sollten. Nach einer schriftlichen Bestätigung, zumindest einer E-Mail zur Vorlage beim Arbeitgeber, fragte er seiner Schilderung nach aber vergeblich. Aufgrund seiner Position hatte Ilyas Malkoç an diesem Samstag die Möglichkeit, sich von Kunden und Kollegen fernzuhalten. Bei seiner Frau hätte das anders ausgesehen. „Ich habe ihr gesagt, dass sie vorsorglich nicht gehen soll. Das hätten wir nicht mit unserem Gewissen vereinbaren können.“

Der SÜDKURIER hat Fragen zu den Schilderungen von Ilyas Malkoc an das Landratsamt gerichtet und Antworten erhalten, die in diesen Zeiten für viele früher oder später hilfreich sein könnten. Die in diesem Fall involvierte Hausarzt-Praxis reagierte nicht auf eine entsprechende Anfrage:

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Corona-Test für den Sohn: ja; AU-Bescheinigung oder Untersuchung für die Eltern: nein

Am Montag wurde der erwachsene Sohn der Familie auf Corona getestet. Ilyas Malkoç fragte in der Hausarzt-Praxis außerdem telefonisch nach einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) für seine Frau und sich, berichtet er. Ohne Erfolg. Malkoç versuchte es erneut. Sagte, dass er sich nicht wohl bei dem Gedanken fühlt, zur Arbeit zu gehen und dabei womöglich Kunden und Kollegen zu gefährden. Einen Termin erhielt das Paar nicht. Beide hatten keine Symptome. „Um den Ärger zu vermeiden, hätte ich mir eigentlich welche ausdenken müssen“, sagt Malkoç im Nachhinein. Das habe er aber nicht gewollt. „Es kann doch nicht Sinn der Sache sein zu lügen.“

Ilyas Malkoç und seine Frau konnten dank eines guten Verhältnisses zu ihrem Arbeitgeber dennoch zuhause bleiben. Was den Häfler frustriert, sind die Folgen, die ein weniger gutes Verhältnis zum Chef für Betroffene in vergleichbarer Situation haben könnte. Zwei miteinander verheiratete Mitarbeiter fehlen ohne AU? Mancher Vorgesetzte würde da womöglich nicht akzeptable Motive wittern. Und: „Mancher Arbeitgeber verlangt schließlich ab dem ersten Fehltag eine AU“, so Malkoç.

„Die Familie hat der Schilderung nach sehr besonnen und vorbildlich gehandelt. Das gilt auch für die Verantwortlichen bei der Arbeitsstelle. Das zeugt von gesundem Menschenverstand und der dringend nötigen Eigenverantwortung, ohne die wir diese gemeinschaftliche Herausforderung nicht meistern können. Es muss möglich sein, das Richtige und Vernünftige zu tun, ohne dass es dafür eine amtliche Anweisung gibt.“
Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes

Am Dienstagnachmittag ist Ilyas Malkoç auch Erleichterung anzuhören. Das Testergebnis liegt vor und es ist negativ. Was allerdings bleibt, ist das Gefühl, dass das Ganze hätte anders ausgehen können. Malkoç äußert auch Verständnis für das Vorgehen der Behörden und seines Arztes. „Dort wird es auch Vorgaben geben“, sagt er. Was sich der Häfler allerdings fragt: „Sind diese Vorgaben zeitgemäß? Sind es die richtigen Vorgaben? So wird die Verantwortung doch letztlich auf den einzelnen Bürger abgewälzt.“