Abstand, Maskenpflicht beim Eintreten, praktisches Training mit extra viel Platz im Freien und trotz Impfung ein Schnelltest: Die Feuerwehr geht bei ihrer Ausbildung auf Nummer sicher, was die Pandemie angeht und hat sich freiwillig mehr Regeln auferlegt, als gesetzlich vorgeschrieben wären. Gemeinsam im Schulungsraum sitzen Auszubildende der Feuerwehren Oberteuringen, Hagnau, Friedrichshafen und der Werksfeuerwehr von Airbus. „Wir machen die Ausbildung immer zusammen in Friedrichshafen, da diese Feuerwehren am eigenen Standort keine anbieten“, erläutert Stadtjugendfeuerwehrwart David Fischinger.

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Holz ist nicht gleich Holz

Ausbilder Tobias Schulz geht zunächst der Frage auf den Grund: „Wieso brennt es überhaupt?“ Er befestigt einen Holzklotz direkt über der Flamme eines Bunsenbrenners. Wann wird dieser Holzklotz wohl anfangen zu brennen? „In einer Minute“, lautet eine der Schätzungen im Schulungsraum. Schulz dreht und wendet den Klotz in der Flamme, doch der fängt nicht ansatzweise Feuer. „Wir nutzen diesen Holzklotz jetzt seit ungefähr 1995 für die Ausbildung“, löst der Ausbilder schließlich auf und lacht. Dann greift er erneut zu Holz, diesmal aber in Form von luftiger Holzwolle. Im Nu geht diese in Flammen auf.

Ausbilder Tobias Schulz demonstriert, wie schnell Holz, hier in Form von luftiger Holzwolle, in Flammen aufgehen kann.
Ausbilder Tobias Schulz demonstriert, wie schnell Holz, hier in Form von luftiger Holzwolle, in Flammen aufgehen kann. | Bild: Lena Reiner

Ein Löffelchen Holzmehl verbrennt innerhalb eines kleinen Moments und produziert dabei eine ordentliche Flamme. Woran es liegt, dass Holz nicht immer gleich schnell brennt? Die Antwort ist im Unterschied der Größe der Oberfläche des Materials zu suchen. Je kleiner ein Material zerteilt ist, desto mehr Angriffsfläche – fachlich korrekt: wirksame Oberfläche – für das Feuer weist es auf.

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Bei festen Stoffen sei außerdem die Unterscheidung in glutbildende und nicht glutbildende Brände wichtig, erläutert Schulz. Beim Löschen von Glut entstehe Wasserdampf. In dem Fall sei daher Sicherheitsabstand gefragt: „Ihr werdet das merken, wenn ihr mal bei einem Einsatz ganz vorne steht. Da wird es auch mit Schutzkleidung ganz schön warm.“

Auch das Wissen um Flamm- und Brennpunkte ist wichtig

Doch nicht nur feste Stoffe können brennen. Eine erste Flüssigkeit lässt sich leicht entzünden, eine zweite benötigt erst Hitze von unten, bis sie zunächst aufflammt und noch mehr Wärme, bis sie konstant zu brennen beginnt. Schulz löst auf: Im ersten Fläschchen war Benzin, im zweiten Heizöl, also Diesel. Er erklärt: „Der Unterschied besteht bei den Flamm- und Brennpunkten.“ Alte Dieselautos habe man daher auch vorglühen müssen, damit der Motor überhaupt startete.

Tobias Schulz zeigt: Auch Flüssigkeiten können brennen. Wobei auch dabei gilt: Brennbare Flüssigkeit ist nicht gleich brennbare Flüssigkeit.
Tobias Schulz zeigt: Auch Flüssigkeiten können brennen. Wobei auch dabei gilt: Brennbare Flüssigkeit ist nicht gleich brennbare Flüssigkeit. | Bild: Lena Reiner

Für die Feuerwehr sei das Wissen um Flamm- und Brennpunkte wichtig, um Gefahren einschätzen zu können. Wenn etwa Diesel oder Benzin ausgetreten sei, sei es wichtig zu wissen, dass der Flammpunkt von Benzin bereits im Minusbereich liege, jener von Diesel erst bei 20 Grad. Im Winter stelle das Austreten von Letzterem also zunächst keine Gefahr da, wenn man Umweltfragen ausklammere.

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Ein Löschversuch mit Wasser kann gefährlich sein

In privaten Haushalten lasse sich die größte Mischung an brennbaren Stoffen in der Garage finden: Da gebe es meist feste, flüssige und gasförmige brennbare Stoffe. „Da ist ein richtig schönes Sammelsurium. Wenn es da brennt, haben wir von allem etwas“, kommentiert Schulz. Öle und Fette hätten vor einigen Jahren eine eigene Brandklasse erhalten, da der Löschvorgang besonders heikel sei. Um das zu demonstrieren, geht es nach dem Theorieteil im Schulungsraum ins Freie. Ein Topf mit brennendem Öl wird zu Demonstrationszwecken fälschlicherweise mit Wasser gelöscht.

Fett mit Wasser 'löschen' Video: Lena Reiner

Schulz erklärt: „Die eleganteste Art zu löschen ist bei einem solchen Brand der Deckel. Das muss man sich allerdings auch trauen.“ Ein Löschversuch mit Wasser hingegen habe schwere Verbrennungen bei dem zur Folge, der diesen Versuch unternehme: Aus nur einem Liter Wasser entstünden dabei innerhalb eines Moments 1700 Liter Wasserdampf.

Michael Fischer, der die Versuche draußen übernimmt, zeigt außerdem, welche Gefahren gashaltige Sprayflaschen bergen, wie man sie in vielen Badezimmern findet. Aus einem kleinen Feuer entstehen so mehrere kleine und große Explosionen. Ein Badezimmer wäre so schnell ausgebrannt.

Explosion von Spraydosen Video: Lena Reiner

Draußen dürfen die Teilnehmer außerdem Feuerlöscher ausprobieren, auch wenn es sich dabei um ein Gerät für Laien handle, das kein Bestandteil der offiziellen Grundausbildung sei. In Friedrichshafen sei deren Gebrauch dennoch schon immer Teil des Lehrplans.

Löschen wie Laien Video: Lena Reiner

„Wir denken, dass jeder schon mal einen abgeschossen haben sollte“, erklärt Fischer. Nicht zuletzt deshalb, weil der Erste, den man im Bekanntenkreis fragt, wie man einen Feuerlöscher bedient, jemand bei der Feuerwehr sein wird.“