32 Mannschaften, 64 Spiele und ein Titel: In weniger als einem Monat beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) in Katar. Diesmal ausnahmsweise im Winter, da die Temperaturen im Wüstenstaat während des Sommers auf über 45 Grad klettern.

Am Bodensee liegen die Temperaturen Ende November voraussichtlich bereits nahe dem Minusbereich. Während einer Fußball-WM im Sommer sind unter anderem Biergärten hier von Fans gut besucht, die sich zum gemeinsamen Mitfiebern treffen. Nun stehen nahezu zeitgleich Weihnachtsmarkt und Wintersport-Saison vor der Tür. Trotz der ungewohnten Umstände werden viele Häfler Wirte aber auch in diesem Jahr Public Viewing anbieten beziehungsweise zumindest bestimmte Partien zeigen.

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Public Viewing im Winterdorf am See

„Es wird eine ungewöhnliche Mischung aus gemütlicher Weihnachtsstimmung und spannendem Fußball, aber die Leute freuen sich total darauf“, kündigt etwa Thomas Vogt, Besitzer des Lammgartens an der Uferpromenade, an. Im sonst ab Ende des Sommers geschlossenen Lammgarten wird diesen Winter das wohl größte Public Viewing in Friedrichshafen stattfinden.

Public Viewing zu Coronazeiten: So sah das während der Fußball-EM 2021 im Lammgarten aus. (Archivbild)
Public Viewing zu Coronazeiten: So sah das während der Fußball-EM 2021 im Lammgarten aus. (Archivbild) | Bild: Lena Reiner

Der Biergarten wird in ein Winterdorf verwandelt, in dem die WM-Spiele auf einer großen Leinwand übertragen werden. Wie auf einem Mini-Weihnachtsmarkt wird es an Hütten Glühwein, Kinderpunsch, Waffeln, Crêpes und klassische Biergartenverpflegung geben. In der Mitte des Winterdorfes sollen beheizte Steh- und Sitzgelegenheiten bereitstehen, von denen aus Besucher die Fußballspiele verfolgen können. Vogt rechnet mit hoher Auslastung, die Kapazität umfasse einige hundert Besucher. Das Winterdorf soll ab dem Tag des WM-Auftaktspiels am 20. November donnerstags bis sonntags sowie zu allen Deutschlandspielen geöffnet sein.

Bodensee-Weihnacht bleibt fußballfrei

Es stehe aber in keiner Konkurrenz zum städtischen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, betont Vogt. Im Gegenteil: „Die Besucher erleben erst einen gemütlichen Tag auf dem Weihnachtsmarkt und kehren dann bei uns ein, um Fußball zu schauen – das ist ein tolles Angebot und macht die Stadt im Winter attraktiver.“ Bei der Bodensee-Weihnacht wird es tatsächlich kein Public Viewing geben, wie eine Sprecherin der Stadt bestätigt. Man überlasse die Ausstrahlung der Spiele lieber der privaten Gastronomie, für die die zusätzliche Einnahmequelle nach den vergangenen zwei Pandemiejahren eine wichtige Hilfe sein können.

Vielerorts wird gemeinsam mitgefiebert

Diese Möglichkeit lassen sich auch andere Lokalbesitzer nicht entgehen. So überträgt beispielsweise die Hafenkneipe Pier 40 auf sechs Fernsehern alle Spiele der Fußball-WM, ebenso die Fußballkneipe Bistro Eulenspiegel. Auch in der Bierbar Hock Nei werden alle Partien ausgestrahlt. Die AKA Sportsbar öffnet ihre Türen ausschließlich für alle Deutschlandspiele sowie die gesamte K.o.-Phase, also die Partien ab dem Achtelfinale bis zum Finale.

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Das Café im Rathaus war in den vergangenen Jahren bei Deutschlandspielen immer gut besucht und so werden auch dieses Jahr alle WM-Spiele gezeigt – im Innenbereich. Geschäftsführer Petros Parganas verzichtet auf eine Leinwand im Außenbereich, denn: „So haben wir kein Risiko und sind unabhängig vom Wetter.“ Bei den Deutschlandspielen sei es empfehlenswert, vorher einen Platz zu reservieren.

Petros Parganas, einer der Geschäftsführer des Cafés im Rathaus, freut sich auf volles Haus bei den Deutschlandspielen.
Petros Parganas, einer der Geschäftsführer des Cafés im Rathaus, freut sich auf volles Haus bei den Deutschlandspielen. | Bild: Luis Lemmen

Außerhalb der Stadtmitte zeigt die in Immenstaad neueröffnete Gastro-Bar Botego auf drei Fernsehern alle Spiele der WM, ebenso die Fischbacher Sportsbar Zum Sportler.

Kritik, aber kein Boykott

Neben dem Umstand, dass im Winter angepfiffen wird, sorgt vor allem das Gastgeberland für Diskussionen. Kritik äußern auch Häfler Gastronomen, von „moderner Sklaverei“ ist dabei die Rede und von „Blut an den Händen der Fifa“. Dennoch entschieden sie sich gegen einen Boykott, oftmals auch aus finanziellen Gründen.

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Die Corona-Jahre brachten viele Restaurantbesitzer in Existenznot, sodass die zusätzlichen Einnahmen über die sonst ruhigeren Wintermonate eine wichtige Unterstützung sind. Petros Parganas erklärt, man sehe die Probleme und Ungerechtigkeit in Katar. Dennoch: „Es geht uns und den Gästen vor allem um den Sport.“