„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, heißt es in einer bekannten Liedzeile. Mit der Fasnet endet die närrische Ausgelassenheit. Es beginnt im kirchlichen Glauben der 40-tägige Zeitraum des Fastens und Betens zur Vorbereitung auf das Hochfest Ostern, in reformatorischen Kirchen auch Passionszeit genannt. Für manche ist es eine Phase der Enthaltsamkeit oder inneren Einkehr, für andere eine Zeit wie jede andere.

Wir haben Menschen in der Häfler Innenstadt befragt, wie sie es mit dem Verzicht oder auch mit den guten Vorsätzen halten, die vielleicht noch vom Jahresbeginn übrig sind.

Lieber mehr Sport

Nicole Marschall mit ihren Töchtern Ronja (links) und Naomi (Mitte) setzt auf Stetigkeit und Sport.
Nicole Marschall mit ihren Töchtern Ronja (links) und Naomi (Mitte) setzt auf Stetigkeit und Sport. | Bild: Hans Peter Klesel

Nicole Marschall aus Vogt hat mit ihren Töchtern Ronja (12) und Naomi (6) die Fasnet gut überstanden, Höhepunkt war Ronjas Einsatz an der Fotobox beim Schulball. So sieht Marschall auch keinen Grund zu fasten. „Ich sehe dabei den religiösen Hintergrund, selbst halte ich nicht so viel davon“, berichtet sie. Ihre Vermutung: Wenn man eine Zeitlang verzichtet, dann haue man danach umso mehr rein. Sie baue mehr auf Sport in einer Physiopraxis ihrer Gemeinde, was von ihrem Arbeitgeber unterstützt werde.

„Der Darm ist die Gesundheitspolizei“

Ramona Kunter ernährt sich regional und schwört auf eine jährliche Darmreinigung.
Ramona Kunter ernährt sich regional und schwört auf eine jährliche Darmreinigung. | Bild: Hans Peter Klesel

Ramona Kunter aus Friedrichshafen, ursprünglich aus Karlsruhe, hat ihre jährliche Entschlackung bereits hinter sich. Schon im vergangenen Herbst nahm sie eine Darmreinigung vor, erklärt sie, die Vorgehensweise habe sie sich vor Jahren in einer Gruppe angeeignet. Zehn Tage verzichtete sie auf feste Nahrung, nahm nach zwei Rohkost- und Abführtagen nur Gemüsebrühe, Wasser und Tee zu sich. „Der Darm ist die Gesundheitspolizei“, sagt Kunter. Sie ernähre sich regional und bewusst, Zucker lasse sie weg, Alkohol möchte sie noch reduzieren.

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„Die Menge macht‘s“

Detlef Liebschwager ist überzeugt, dass Maßhalten der Schlüssel ist.
Detlef Liebschwager ist überzeugt, dass Maßhalten der Schlüssel ist. | Bild: Hans Peter Klesel

Detlef Liebschwager ist vor eineinhalb Jahren von Berlin nach Friedrichshafen gezogen. Er schätzt die regionale Küche, vor allem auch die Weine vom Bodensee. Liebschwager sieht keinen Grund für eine zeitweise Enthaltsamkeit. „Das gute Essen und Trinken ist ja mit ein Grund, warum ich an den See gezogen bin.“ Er möchte vielleicht etwas weniger Wein trinken, auch etwas weniger Fleischkonsum wäre seiner Ansicht nach gut, doch der Schlüssel liege im dauerhaften Maßhalten. Liebschwager ist überzeugt: „Die Menge macht‘s!“

Alkohol weglassen macht keinen Sinn

Nina Neumann aus Köln ist rundherum mit sich zufrieden.
Nina Neumann aus Köln ist rundherum mit sich zufrieden. | Bild: Hans Peter Klesel

Nina Neumann aus Köln ist wegen der Messe Pferd Bodensee nach Friedrichshafen gereist. Sie ist beruflich an einem Vertriebsstand tätig und nutzt die Gelegenheit für einige Verlängerungstage am See. Als „Kölner Mädche“ war sie im dortigen Karneval ausgiebig unterwegs. Sie raucht nicht und sieht keinen Grund, auf Alkohol zu verzichten. „Den Alkohol weglassen macht keinen Sinn“, sagt die rheinische Frohnatur. Neumann ist rundherum mit sich zufrieden, sie wolle nichts dazutun und nichts weglassen, es passe alles.

Fasten eng mit Religion verbunden

Josefine Ruppenthal mit Hund Smaug bringt der Schöpfung Respekt entgegen.
Josefine Ruppenthal mit Hund Smaug bringt der Schöpfung Respekt entgegen. | Bild: Hans Peter Klesel

Josefine Ruppenthal ist mit Hund Smaug erst kürzlich nach Friedrichshafen gezogen. Sie beginnt ein Studium, das sich mit Wirtschaftsphilosophie und künstlicher Intelligenz beschäftigt. Sie verbindet Fasten eng mit Religion, wobei sie sich selbst trotz der Erziehung in einer Jesuitenschule bei Bonn als Agnostikerin sieht, also jemand, der Gott für nicht beweisbar hält. „Ich respektiere die Religionen, genauso wie Nahrungsmittel“, stellt Ruppenthal fest. Sie rauche nicht, trinke seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr, einzig der Kaffeekonsum könnte ihr zufolge geringer sein, aber das habe so etwas Warmes, Gemütliches.

Für sie beginnt die Fastenzeit erst noch

Bassam Alaliki und Chaima Selmi trinken keinen Alkohol und fasten im Ramadan-Monat.
Bassam Alaliki und Chaima Selmi trinken keinen Alkohol und fasten im Ramadan-Monat. | Bild: Hans Peter Klesel

Bassam Alaliki und Chaima Selmi aus Wangen haben mit Fastnacht nichts am Hut, genauso wenig mit der christlichen Fastenzeit. Als Muslime sei für Alaliki und Selmi der Ramadan maßgeblich, der dieses Jahr am 10. März beginnt. Sie leben nach dem islamischen Glauben, was die Abstinenz von Alkohol bedeute, und sie rauchen nicht. Bassam Alaliki ist selbstständiger Hausmeister, Chaima Selmi arbeitet als Förderlehrerin an einer Gemeinschaftsschule. Für beide sind ihre Berufe wichtig, sie machen ihnen Spaß, sodass ein „Verzicht auf Arbeit“ nicht infrage käme.

Alkohol auch ohne Fasten keine Option

Für Prinzy Legaspi (links) mit Raffael und Linda Wochner mit Felix und Theo ist das Thema Verzicht auch losgelöst von der Fastenzeit eines.
Für Prinzy Legaspi (links) mit Raffael und Linda Wochner mit Felix und Theo ist das Thema Verzicht auch losgelöst von der Fastenzeit eines. | Bild: Hans Peter Klesel

Linda Wochner mit Felix (zwei Jahre) und Theo (fünf Wochen alt) und Prinzy Legaspi mit Raffael (drei) waren jeweils mit ihren Kindern während der Fasnet unterwegs. Alkohol und Zigaretten sind für die jungen Mütter in der momentanen Lebenssituation keine Option. Für Wochner wäre weniger und auch gesünderes Essen erstrebenswert, vor allem auch „weniger drinnen und mehr draußen“. Legaspi meint, sie müsse im Moment nüchtern bleiben, doch beide würden gerne mal wieder etwas trinken gehen. Wenn sie sich etwas wünschen könnten, würde Legaspi wieder Poledance machen, wie früher. Wochner träumt davon, mal wieder auszuschlafen oder ohne Kinder ins Restaurant zu gehen.

Immer in Bewegung

Max Schmidt und Heidi Steininger leben das ganze Jahr über bewusst.
Max Schmidt und Heidi Steininger leben das ganze Jahr über bewusst. | Bild: Hans Peter Klesel

Max Schmidt und Heidi Steininger aus dem bayrischen Deggendorf haben sich einen Tagesausflug nach Meersburg gegönnt. „Da war allerdings nicht viel los“, berichtet Schmidt, deswegen seien sie weiter nach Friedrichshafen gefahren. In der Fasnet seien sie nicht aktiv, weswegen sie auch keinen Grund sähen, zu fasten.

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„Wir leben das ganze Jahr über bewusst“, so Steininger. Das wäre sinnvoller, als nur eine kurze Zeit auf die Ernährung zu achten. Sie fahren weiter nach Ulm, dort stehe auf einem Campingplatz ihr Wohnwagen. Ihr Lebensmotto sei: gut essen und trinken, viel feiern und viel unterwegs sein.

Mit und ohne Fleisch

Kanta Guzmann (links) ist Vegetarierin, Freundin Kaitlynn Greck isst Fleisch aus der Region.
Kanta Guzmann (links) ist Vegetarierin, Freundin Kaitlynn Greck isst Fleisch aus der Region. | Bild: Hans Peter Klesel

Kanta Guzmann aus Überlingen und Kaitlynn Greck aus Tettnang haben in der närrischen Zeit ordentlich gefeiert. Das sei jedoch kein Grund, jetzt ganz auf etwas zu verzichten. Während Guzmann Vegetarierin ist, genießt Greck auch gerne ein Stück Fleisch, wenn es ein gutes Produkt aus der Region ist. Beide Frauen rauchen und sehen eigenen Angaben nach keinen Grund, es einzuschränken. „Wenn wir immer unseren Sport machen, ist alles ok“, meint Guzmann.