Ein neonfarbenes Plakat hängt am Schaufenster des Geschäfts am Buchhornplatz. „Wir schließen diese Filiale“ steht darauf. Das Schaufenster gehört zum Bekleidungsgeschäft Vis-à-vis, das bislang mit drei Filialen in Friedrichshafen vertreten war.

Doch das wird sich nun ändern: Die Filiale am Buchhornplatz ist bereits jetzt geschlossen, in der Karlstraße findet gerade der Räumungsverkauf statt. Zu den Gründen möchte sich die Inhaberin auf SÜDKURIER-Nachfrage nicht äußern. Fest steht: Ab 1. April gibt es nur noch eine Filiale, die sich in der Hermann-Metzger-Straße außerhalb der Innenstadt befindet.

Dieses Plakat am Buchhornplatz weist darauf hin, dass die Boutique Vis-à-vis ihre Türen schließt.
Dieses Plakat am Buchhornplatz weist darauf hin, dass die Boutique Vis-à-vis ihre Türen schließt. | Bild: Nathalie Metzel

Nicht nur wirtschaftliche Gründe führen zu Leerstand

Die Filiale des Vis-à-vis am Buchhornplatz ist nicht das einzige leere Geschäft. Die Räumlichkeiten des Bistros V2O sind verwaist, seitdem die Besitzer das Zeppelin-Restaurant übernommen haben.

Auch das Geschäft des Götz Friseurteams an der Ecke Buchhornplatz/Goldschmiedstraße steht leer. Zum 24. Dezember 2023 wurde der Betrieb geschlossen. Der Leerstand hat jedoch keine wirtschaftlichen Gründe, sagt Thomas Goldschmidt, Geschäftsführer des Stadtmarketings Friedrichshafen: Inhaber Karl-Heinz Götz sei in Rente gegangen.

Neuer Mieter in der Karlstraße

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: Die Geschäftsfläche des Bekleidungsgeschäfts Jeans Werk wurde neu vermietet. Gerade finden dort Umbauarbeiten statt, eine Eröffnung ist für den 15. März geplant. Wer genau dort einziehen wird, möchte Thomas Goldschmidt nicht verraten.

Noch ist nichts zu sehen, der Baulärm deutet aber auf Umbaumaßnahmen hin. Zum 15. März soll die Geschäftsfläche in der Karlstraße ...
Noch ist nichts zu sehen, der Baulärm deutet aber auf Umbaumaßnahmen hin. Zum 15. März soll die Geschäftsfläche in der Karlstraße eröffnet werden. | Bild: Nathalie Metzel

„Die Stimmung ist getrübt“

Die Rahmenbedingungen für Einzelhändler seien aktuell schwierig, das treffe nicht nur auf Friedrichshafen zu: Vor allem die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland macht dem Einzelhandel zu schaffen, sagt Thomas Goldschmidt: „Die Stimmung unter den Einzelhändlern ist getrübt.“ Zudem lief das Weihnachtsgeschäft nicht so gut wie erwartet, so Goldschmidt.

Ein Thema, dass die Einzelhändler in Friedrichshafen umtreibt, ist die Erreichbarkeit der Innenstadt. Das Stadtforum Friedrichshafen geht davon aus, dass das Auto dabei noch eine längere Zeit eine wichtige Rolle spielen wird. Der Verein setzt sich für eine attraktivere Innenstadt ein. „Das Zusammenspiel zwischen Autofahrern, Fußgängern und Fahrradfahrern ist ein Spagat“, sagt Martin Ruf, Vorsitzender des Stadtforums.

Martin Ruf ist der Vorsitzende des Vereins Stadtforum Friedrichshafen.
Martin Ruf ist der Vorsitzende des Vereins Stadtforum Friedrichshafen. | Bild: Martin Ruf

Trotz aller Widrigkeiten beläuft sich die Leerstandsquote in Friedrichshafen laut Thomas Goldschmidt vom Stadtmarketing auf knapp unter fünf Prozent. Nun hoffen die Einzelhändler auf einen guten Start in die Frühlingssaison. Der Tourismus sei ein wichtiger Faktor für Friedrichshafen. Vor allem die Gäste, die im Sommer im Bodenseekreis zu Besuch sind und für einen Tagesausflug nach Friedrichshafen kommen, sind laut Goldschmidt entscheidend.

Thomas Goldschmidt steht 2023 in der Innenstadt von Friedrichshafen. Er leitet das Stadtmarketing Friedrichshafen.
Thomas Goldschmidt steht 2023 in der Innenstadt von Friedrichshafen. Er leitet das Stadtmarketing Friedrichshafen. | Bild: Benjamin Schmidt

Einzelhändler brauchen Sonnenschein

Das bestätigt auch Martina Kraus, die die Filiale der Buchhandlung Ravensbuch in der Karlstraße leitet. Das Weihnachtsgeschäft allein sei kein entscheidender Faktor mehr. Viel wichtiger seien die Tagestouristen in der Urlaubszeit. „Wenn im Sommer gutes Wetter ist, merken wir das sofort“, sagt Martina Kraus. Dann seien deutlich mehr Touristen in der Stadt unterwegs.

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In der Buchhandlung Ravensbuch wurde vor einem Jahr die Verkaufsfläche von zwei Stockwerken auf eine Etage reduziert. „Ein Großteil der Kunden hat die Etage nicht wahrgenommen“, sagt Kraus. Jetzt würden Kunden das gleiche Sortiment gebündelt im Erdgeschoss finden.

Martina Kraus ist Filialleiterin der Buchhandlung Ravensbuch. Seit die Verkaufsfläche verkleinert wurde, sei der Umsatz gestiegen.
Martina Kraus ist Filialleiterin der Buchhandlung Ravensbuch. Seit die Verkaufsfläche verkleinert wurde, sei der Umsatz gestiegen. | Bild: Nathalie Metzel

Umsatz konnte gesteigert werden

Im ersten Stock hatte es vor allem viele Sitzflächen und eine große Kalenderauswahl gegeben. Zudem diente der Bereich als Veranstaltungsraum für Lesungen. „Wir sind dafür jetzt eine Kooperation mit dem Medienhaus eingegangen“, sagt Martina Kraus.

Der erste Stock gehört weiterhin zur Buchhandlung. Dort seien nun Büroräume und zusätzliche Lagerräume entstanden. Dass das zweite Stockwerk weggefallen ist, habe sich positiv auf den Umsatz ausgewirkt. Außerdem sei die Filiale für das Personal nun einfacher zu koordinieren.