„Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ steht in Großbuchstaben auf einem roten Plakat, das fast das gesamte Schaufenster ausfüllt. „Wieder einer“, denkt man fast unweigerlich auf dem Weg durch die Stadt. Auch der Laden nebenan steht schon seit Ende März leer. Nazli Yucad war mit ihrem Geschäft 2020 an diesen Standort gezogen, hat hier neben Karten, Dekoration, Ketten oder Ringen auch Kinderkleidung verkauft, auf Corona folgte die Energiekrise, im Frühjahr schloss sie den Laden.
Jetzt also der Räumungsverkauf im benachbarten Marc O‘Polo: Besitzerin Manuela Neuner-Jehle bestätigt auf Nachfrage, dass sie den Laden in der Wilhelmstraße zum Jahresende schließt. Auf die Gründe geht sie nicht näher ein. Ein längerer Leerstand ist allerdings nicht zu befürchten. Die Räume – und auch der Laden nebenan – sind im Besitz der Familie. „Wir machen hier einen Durchbruch zum anderen Geschäft, dann steht mehr Fläche zur Verfügung“, sagt Manuela Neuner-Jehle. Eine Pächterin aus Lindau sei bereits gefunden. Sie startet im März 2024 erneut mit Mode von Marc O‘Polo, dank vergrößerter Ladenfläche dann mit Bekleidung für Männer und Frauen.
Unverändert weiterhin die Situation am Buchhornplatz: Seit die Besitzer das Zeppelin-Restaurant übernommen haben, hat das beliebte Bistro V2O geschlossen. Auch ein paar Meter weiter sind die Schaufensterscheiben eines Ladengeschäfts verklebt. Alteingesessene erinnern sich vielleicht noch an ein Kinderbekleidungsgeschäft am Buchhornplatz 9. Doch seit mehr als 20 Jahren steht das Ladenlokal in bester Lage schon leer.
Räumungsverkauf auch in der Karlstraße 30
In der Karlstraße wird ein Laden laut dem Online-Portal von Heinke Immobilien zur Verpachtung angeboten wird. Während im Spätsommer zumindest auf den ersten Blick noch nichts darauf hinwies, dass im Jeans Werk künftig keine Hosen und Kleider mehr verkauft werden, wird am Eingang inzwischen auf den totalen Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe verwiesen. Laut dem Immobilienportal soll der Laden ab 1. Februar 2024 verfügbar sein.
Neues Geschäft für Schmuck, Kunst und maritimen Lifestyle
Neu ist der Laden von Ines Mischke in der Karlstraße 8: Wo einst Donuts verkauft wurden, werden jetzt Schmuck, Kunsthandwerk und Maritimes angeboten. Der Laden stand zuvor einige Monate leer, ein Schild im Schaufenster wies etwa noch im September noch darauf hin, dass der Laden gemietet werden kann. Jetzt finden sich dort Vitrinen mit Schmuck, aber auch Deko-Artikel und Kunsthandwerk.
„Knapp zwei Wochen haben wir jetzt geöffnet“, freut sich Inhaberin und Goldschmiedin Ines Mischke. Zuvor hatte sie rund neun Jahre einen Laden in Ravensburg. Sie war zunächst dort auf der Suche nach einem neuen Standort, dann sei sie auf die Räume in Friedrichshafen gestoßen. „Quasi back to the roots“, sagt Ines Mischke, die in Friedrichshafen aufgewachsen ist.
Neben Schmuckstücken, die sie selbst fertigt, bietet sie im „Marinez“ in Kooperation mit Handwerkern und Künstlern auch Kunst und Maritimes aus aller Welt und der Region an. „Das können Textilien aus Griechenland oder Spanien, aber auch Produkte vom See sein.“ Ihre Stammkunden hatte sie angeschrieben und über den Umzug nach Friedrichshafen informiert. Sie freut sich aber auch auf möglichst viele neue Kunden. Zu dieser Jahreszeit sei es erfahrungsgemäß eher ruhig. Das werde sich mit dem Weihnachtsgeschäft bald ändern, hofft sie.
Thomas Goldschmidt vom Häfler Stadtmarketing freut sich, dass die zuletzt leerstehenden Räume jetzt wieder genutzt werden. Mit seinem Sortiment bereichere der Laden von Ines Mischke das Angebot in der Stadt, findet er. Die Leerstandsquote liege in Friedrichshafen relativ konstant unter fünf Prozent. Zuletzt fand sich beispielsweise auch für die große Ladenfläche von Reno, dessen Handelskette insolvent ist und weitestgehend abgewickelt wird, Ersatz. Eine Pepco-Filiale hat hier Ende September eröffnet.