Mit ihrem 115. Geburtstag verbanden die Wolkenschieber die Hoffnung auf mildes, trockenes und von der Sonne verwöhntes Wetter beim Jubiläumsumzug. Daraus wurde nun nichts, aber für die Besucher war es erträglich. „Eurem Namen macht ihre heute keine Ehre“, mussten sich die Wolkenschieber beim Umzug öfter anhören.
Dabei hatten die sich gegenüber der vergangenen Fasnet deutlich verbessert. Man brauchte am Sonntag keine Schneeschippen mitbringen, um den weißen Massen Herr zu werden. Ein warmer Pullover war aber nicht schlecht und die Gummistiefel konnten im Kofferraum bleiben. „Wir arbeiten daran“, sagte Wolkenschieberpräsident Markus Leppert. Dann dürfte beim nächsten Umzug eigentlich wirklich Sonnenschein angesagt sein.

32 Gruppen und Musikkapellen
Die 32 Gruppen und Musikkapellen zeigten sich von ihrer besten Seite die Zuschauer hatten gute Laune und waren motiviert. Ihre Zahl dürfte sich im mittleren vierstelligen Bereich bewegt haben. Schon am Samstag hatte der Dämmerumzug Fasnetsfreunde aus der ganzen Region nach Heiligenberg gelockt. Darunter sogar ein Fernsehteam des SWR, das einen kleinen Beitrag filmte. „Hoscht geschtern im Fernsähe gsähe?“ war dann am Sonntag eine oft gestellte Frage.

Pünktlich, zügig und ohne Unterbrechungen marschierte der Narrenlindwurm durch die Straßen und die Musiker sorgten dafür, dass man das sogar im Takt machen konnte. Die Zuschauer versuchten, die unzähligen Narrenrufe zu beantworten. Wenn es nicht gleich klappte, dann kam unter so mancher Maske ein „irgendwann klappt es“ hervor. Konfetti und Bonbons wurden kräftig verteilt und so mancher kleine Narr kam mit vollen Taschen nach Hause.
Für die Bewirtung hatten die Wolkenschieber auf dem Postplatz Zelte aufgestellt. Das Angebot wurde dankbar angenommen. Eine lange Narrennacht war aber nicht vorgesehen, denn die Busfahrer wollten auch irgendwann nach Hause. Bis zum Sportplatz zwischen Heiligenberg und Betenbrunn reichte die Kolonne der abgestellten Busse.
Viele Sprüche und den Segen des Herrn
Damit es keine Verwechslung gab, für welche Rolle er zuständig ist, hatte sich Dekan Peter Nicola bei der Narrenmesse im Sennhof auf sein liturgisches Gewand einen Streifen mit der Aufschrift „Katholisch“ machen lassen. Gepredigt hat er dann aber mit einer Narrenmütze, währen die vielen Hästräger gebannt seinen Worten lauschten. Der Gesang war eher zaghaft, da half auch die Keyboardbegleitung durch Thomas Kiesebrink nur wenig. Erst zum Schluss gelang ein mächtiger Chor. Als Dank gab es den Segen und einen leckeren Nusszopf.
Zuvor mussten sich die mehr oder weniger gläubigen Narren vom Dekan die Frage gefallen lassen, ob so ein Firlefanz überhaupt in die Kirche gehöre. Und wie könne er als Pfarrer begründen, dass man nach den Worten Jesu seine Feinde lieben solle. Das sei nun fast eine Zumutung. „Man soll nicht über das Böse hinwegsehen, aber man muss den ersten Schritt zum Frieden machen“, forderte der Gottesmann. „Le Pen, Kaczynski, Putin und Co. und ein amerikanisches Trampeltier sowieso“, hatte Nicola in seinen Reimen als diejenigen ausgemacht, die man mit den Worten Jesu auf den richtigen Weg bringen müsse.
Beim anschließenden Zunftmeisterempfang fehlte Mitschirmherr Erbprinz Christian zu Fürstenberg. Dafür wurde Noch-Bürgermeister Frank Amann zu Frank I. und hatte gleich noch Prinzessin Carmen mitgebracht, die dann den Schirm über ihren Herrn halten musste. Landrat Lothar Wölfle sah nicht so ganz ein, warum Amann nun den Erbprinzen vertrete und nicht der Landrat. Für die Heiligenberger hatte er zwei gute Nachrichten mitgebracht. Die örtliche Feuerwehr werde Kooperationspartner des Flughafens in Friedrichshafen. Wölfle: „Sie hat ein Modellflugzeug gelöscht und damit ihre Eignung bewiesen.“ Und für die geschlossenen Geschäfte gäbe es nun auch eine Lösung. Frank Amann werden der neue Nahversorger sein. Mit Geschenken und flotten Sprüchen statt langatmigen Ansprachen gratulierten dann die vielen Vereinsvertreter. Langeweile? Fehlanzeige.