Kurz nach 17 Uhr herrscht in der Kirche schon andächtige Ruhe, doch auf der Straße wird es kurz unruhig. Der Städteschnellbus der Linie 7395 hat wegen der halbseitigen Sperrung für den bald stattfindenden Sankt-Martin-Umzug keinen Platz zur Durchfahrt. Der Fahrer steigt aus und schiebt die Absperrung etwas beiseite. Zwei Fahrgäste nutzen die Gelegenheit auszusteigen. „Hier ist keine Haltestelle“, ruft der Fahrer ganz empört.

Kinder haben fleißig die Martinslieder geübt

Der vierjährige Daniel trägt stolz seine neuen Handschuhe und stimmt vor und nach dem Foto schon mal ein Lied an. Auch Mutter Olga ...
Der vierjährige Daniel trägt stolz seine neuen Handschuhe und stimmt vor und nach dem Foto schon mal ein Lied an. Auch Mutter Olga Guzhavin und der sechsjährige Bruder Marcel freuen sich auf den Umzug. | Bild: Lena Reiner

Früh kommen die ersten Familien an. Der vierjährige Daniel kann es kaum erwarten und stimmt schon mal allein ein Lied an. „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, singt er voller Inbrunst. Sein Bruder Marcel freut sich ebenso auf den baldigen Umzug und schwenkt fröhlich seine Laterne. Olga Guzhavin, die Mutter der beiden, sagt, dass der Umzug bei ihnen schon einen festen Platz im Kalender gefunden hat: „Wir genießen einfach die Stimmung und die Zeit mit Freunden.“ Die kleine Giulia ist zwar erst 20 Monate alt und sitzt noch im Kinderwagen, aber auch sie hat schon kräftig zuhause Singen geübt und summt ein bisschen, während sie ihre Laterne herzeigt.

Auch die nur 20 Monate alte Giulia hat schon das Singen geübt und hält ihre Laterne Richtung Kamera.
Auch die nur 20 Monate alte Giulia hat schon das Singen geübt und hält ihre Laterne Richtung Kamera. | Bild: Lena Reiner

Sankt Martin führt den Zug durch die Altstadt an

Dann beginnt der Umzug mit einem ersten gemeinsamen Lied und die Familien setzen sich bedächtig in Bewegung. Angeführt werden sie von Heidi Möhrle, im roten Umhang als Sankt Martin erkennbar. Möhrle reitet auf ihrem Pferd Caramelo und führt die Kinder- und Elternschar nicht wie bei der Premiere im Vorjahr schnurstracks Richtung Rathaus, sondern nimmt diesmal den Weg durch die Altstadt. Die Kulisse ist dadurch nochmals besinnlicher, auch das Wetter spielt mit.

Heidi Möhrle springt kurzfristig mit Caramelo ein

Dass der Martinszug wieder mit einem echten Pferd stattfinden kann, stand erst kurz vor der Veranstaltung fest. Wenige Wochen vor dem festlichen Termin starb nämlich leider das Pferd, das im Vorjahr den Umzug anführte. Nina Schobloch vom Förderverein Immenstaad, welcher den Umzug initiiert und organisiert hat, erklärt: „Das war wirklich ein ganz großer Stein, der uns da vom Herzen gefallen war, als Heidi Möhrle mit Caramelo sich bereiterklärt hat: Da auch die Bestimmungen und Anforderungen an ein Pferd für einen solchen Umzug massiv gestiegen sind, ist es gar nicht so leicht, Reiter und Pferd zu finden, denen das zuzutrauen ist.“

Das könnte Sie auch interessieren

Mit dem Martinsspiel auf dem Rathausplatz endet die Feier noch nicht. Viele Familien bleiben bei heißem Punsch, Kürbissuppe und Saitenwurst zusammen, die Kinder können sich eine Martinsgans aus Hefeteig abholen.

Viele helfen bei der Organisation mit

Teamwork ist alles: Musikerin Christine Maschmann, Christiane Hirt vom DRK-Ortsverein und Nina Schobloch vom Organisationsteam vor dem ...
Teamwork ist alles: Musikerin Christine Maschmann, Christiane Hirt vom DRK-Ortsverein und Nina Schobloch vom Organisationsteam vor dem Essensstand des DRK. | Bild: Lena Reiner

Auch wenn die Reiterin viel Aufmerksamkeit genießt, stellt Nina Schobloch weitere Akteure heraus. Die Veranstaltung sei nur möglich, weil es so viele helfende Hände gibt: Das ganze Dorf packt an. Da ist etwa der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes, der die Bewirtung übernommen hat, ein Händler, der Mandarinen und Lebkuchen spendete, das Team des Kindergartens Seegaddel mit Leiterin Angela Mayer-Endres, welches die Teilnahme der Kindergärten regelte und auch Frank Schleifenbaum, der sich um die Tontechnik für das Martinsspiel kümmerte. Bernhard Jehle organisierte und leitete die Musiker, die Andacht und Umzug begleiteten. „Ohne sie wäre es fad“, kommentiert Nina Schobloch.

Sie organisierten die Andacht vor dem Martinsumzug: (von links) Sabine Wiggenhauser (vorn), Katja Haberstroh (hinten) und Bettina Bauer, ...
Sie organisierten die Andacht vor dem Martinsumzug: (von links) Sabine Wiggenhauser (vorn), Katja Haberstroh (hinten) und Bettina Bauer, unterstützt von Charlotte Hepp und Pastoralreferent Alexander Ufer (beide nicht im Bild). | Bild: Andachtsteam

Gemeinde übernimmt nötige Versicherung

Ohne die Kooperation der Gemeinde wäre der ganze Umzug allerdings nicht denkbar, denn die Gemeinde übernehme unter anderem die Versicherungsverantwortung, die für einen kleinen Verein schon finanziell nicht zu stemmen wäre. „Wir bräuchten sonst eine Haftpflichtversicherung für solche Anlässe, das würde unser Budget völlig übersteigen“, schildert Nina Schobloch. Markus Rößler von der Bauverwaltung, der alle notwendigen Sicherheitsbestimmungen für eine solche Veranstaltung kenne, sowie Tom Müller vom Wachdienst WSC und der Immenstaader Ordnungsdienst mit Mirko Schneider sorgten darüber hinaus für den koordinierten Ablauf.

Das könnte Sie auch interessieren

Nina Schobloch streicht Zusammenhalt im Dorf heraus

„Und der Bauhof der Gemeinde, unsere ‚Heinzelmännchen‘, werden wieder mit Absperrungen, Beschilderungen, Beleuchtungen und so weiter all die Arbeiten im Hintergrund leisten, die für so etwas notwendig sind und beim Umzug dann – vermeintlich wie von selbst – einfach gemacht sind“, ergänzt Nina Schobloch. Sie zähle diese lange Liste auf, damit klar werde, dass dieser Umzug keine Einzelleistung sei, sondern ein Gemeinschaftswerk: „Bei dem kann man einfach schön sehen, wie wertvoll ein guter Zusammenhalt in einem Dorf sein kann, wo einer dem anderen hilft.“