Alle vier Jahre holt der Lädinenverein Immenstaad den Nachbau des historischen Lastenseglers über den Winter aus dem Wasser. Dann steht eine Schönheitskur für das Schiff an. Ehe die Lädine fliegen lernt, sind viele Vorbereitungen nötig. Am frühen Morgen liegt das Schiff noch im Hafen von Schloss Helmsdorf bei Immenstaad.
Ein eigens angefertigtes Zelt schützt das Oberschiff im Herbst und Winter vor Regen und Schnee. Gerade ist der rote Autokran angekommen, mit dem die Lädine aus dem Wasser geholt werden soll.
Heiner Kemmer hat den historischen Lastensegler nachgebaut und ist als stellvertretender Vorsitzender im Lädinenverein Immenstaad aktiv. Vorher übte Benno Lindenkamp dieses Amt aus. Er ist seit dem Jahr 2023 Pächter der Lädine. Lindenkamp und Kemmer beraten die letzten Details der Auswasserung.
Noch ist das Schiff vom Steg aus über schmale Zugänge zu erreichen. Benno Lindenkamp holt die Leiter vom Schiff, damit die Bootsbauer nach dem Auswassern an Deck kommen. Er balanciert mit seiner Last über den schmalen Zugang an Land zurück.
Zwei breite Kunststoffgurte sollen das Schiff halten, wenn es mithilfe des Autokrans an Land gehievt wird. Sie müssen so unter dem Schiff angebracht werden, dass dessen Gewicht sich gleichmäßig verteilt.
Beim Anlegen der Gurte müssen die Männer darauf achten, dass Schraube und Ruder nicht beschädigt werden.
Als Erstes fasst der Kran den Mast, um ihn zunächst senkrecht in die Höhe und dann an Land zu befördern. Doch eine Schlaufe löst sich – mit einem dumpfen Knall prallt der Mast auf dem Deck des Lastenseglers auf. Ein Schreckmoment! Doch dann atmen die Helfer auf: Es ist kein Schaden entstanden. Der zweite Versuch gelingt und vorsichtig lässt der Kranführer den Mast an Land zu Boden gleiten.
300 Kilogramm wiegt der 14 Meter hohe Mast – im Team gelingt es, ihn auf einen Holzbock zu legen. Über den Winter wird der Mast auf Schäden hin überprüft, abgeschmirgelt und neu lackiert.
Auf dem Schiff befestigen unterdessen Benno Lindenkamp und Vereinsmitglied Sylvain Biambi Haken an den Gurten, die sie zuvor unter dem Schiff durchgezogen worden waren. An diesen Haken soll der Kran den Lastensegler aus dem Wasser heben.
Langsam verlässt das Schiff den See. Doch die Lädine ist nicht genügend ausbalanciert, der Bug steht zu weit oben. Das Schiff gleitet daher zurück ins Wasser. Benno Lindenkamp und Sylvain Biambi müssen die beiden Gurte unter dem Schiffsbauch nochmals verschieben. Beim zweiten Anlauf stimmt das Gleichgewicht – die Lädine schwebt am Haken des Kranes.
Spannend wird es beim Einschwenken des Schiffs an Land: Die Laterne am Hafen soll selbstverständlich heil bleiben. Neben dem Hafenbecken warten stabile Holzblöcke auf das Schiff. Mithilfe von Tauen, die an Bug und Heck befestigt sind, leisten Helfer an Land Feinarbeit und bugsieren das Schiff in die richtige Position. Sachte senkt der Kran den Lastensegler ab.
Jetzt wird deutlich, welche Arbeit über den Winter auf die Fachleute des Lädinenvereins zukommt. Alle vier Jahre muss das Schiff gründlich überholt werden. Eine der ersten Aufgaben ist die Entfernung der Quagga-Muscheln vom Unterwasserschiff. Dann muss das ganze Schiff gründlich durchtrocknen und wird auf mögliche Faulstellen und Schäden untersucht.
Den Winter über wird das Holz des Schiffs abgeschliffen und neu lackiert. Auch die Wartung des Motors und das Polieren von Metallteilen stehen auf dem Programm. Im Frühjahr soll der Segler wieder parat stehen für Gästefahrten: Am 1. Mai 2025 wird Benno Lindenkamp die neue Saison auf der Lädine eröffnen.