Seit Anfang des Jahres liegt ein Vorschlag eines Aktionsbündnisses auf dem Tisch, drei Gemeindeverbindungswege zwischen Kluftern und Markdorf zu Fahrradstraßen umzuwidmen und so Radschnellwege zu schaffen. Im Aktionsbündnis sind der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), die Kreisgruppe Bodensee des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sowie Bürger aus Kluftern, Markdorf, Immenstaad und Salem aktiv.

Behörden stimmen Stellungnahme ab

Wie sehen die Städte Friedrichshafen und Markdorf sowie das Landratsamt Bodenseekreis diesen Vorschlag? Monika Blank, Pressesprecherin im Rathaus von Friedrichshafen, antwortet auf Nachfrage: „Die Stadt stimmt sich derzeit mit dem Landkreis Bodenseekreis sowie der Gemeinde Markdorf bezüglich einer gemeinsamen Stellungnahme ab.“ Sinngemäß gleichlautend antworten Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann und Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts.

An dieser Abzweigung zwischen Kluftern und Ittendorf wurde der Verkehr gezählt.
An dieser Abzweigung zwischen Kluftern und Ittendorf wurde der Verkehr gezählt. | Bild: Georg Wex

„Nachdenkprozess angestoßen“

Frieder Staerke aus Markdorf, Sprecher der VCD-Kreisgruppe, sieht das zunächst einmal positiv: „Wir haben einen Nachdenkprozess angestoßen, die zuvor abschlägige Antwort zu überprüfen.“

Zunächst lehnten Städte den Vorschlag ab

Den Vorschlag gibt es schon seit Anfang des Jahres. Im März war er auf Ablehnung vonseiten der Städte Friedrichshafen und Markdorf gestoßen. Daraufhin organisierte das Aktionsbündnis Ende Juni selbst eine Verkehrszählung, um das Gegenargument der Stadt Friedrichshafen zu beleuchten, auf den Strecken seien mehr Autos unterwegs als Fahrräder, weshalb es hier keine Fahrradstraße geben könne. Die Gemeindeverbindungsstraßen würden gebraucht, um die Hauptverkehrswege zu entlasten. Gezählt wurde an zwei Abzweigungen zwischen Kluftern, Ittendorf und Bürgberg, von denen es auch weiter nach Markdorf, Immenstaad und Salem geht.

Die Verkehrszählung

Zählung: Mehr Fahrräder als Autos

Das Ergebnis aus drei Zählungen am 26., 29. und 30. Juli, bei ungünstigen Bedingungen von bis zu 36 Grad an diesen Tagen, plus einer Stichprobenzählung am 21. Juli an einer Zählstelle: Es gibt mehr Fahrradverkehr als Autoverkehr auf den drei Strecken. Die maximal 300 Autos pro Tag, die zwischen der Abzweigung nach Bürgberg und Kluftern gezählt wurden, würden aus Sicht des Aktionsbündnisses die Hauptstrecken, wie L 207 und B 33, nicht signifikant mehr belasten. Auf Nachfrage, ob die Stadt Friedrichshafen die Zählung anerkennt oder zum Anlass nimmt, eine eigene zu organisieren, antwortet Monika Blank: „Die Stadt prüft derzeit, ob eigene Zählungen notwendig sind.“

Das könnte Sie auch interessieren

Aktionsbündnis will keine Sperrung für Autoverkehr

Das Aktionsbündnis schlägt keine Sperrung für den Autoverkehr vor. Aber auf Fahrradstraße darf höchstens Tempo 30 gefahren werden. Dies ist aus Sicht von Frieder Staerke eine kleine Einschränkung für Autofahrer. Tempo 30 gilt bereits wegen der Grundschule und dem Waldkindergarten in der Holzgasse in Kluftern und der Verlängerung durch den anschließenden Wald sowie innerorts in Bürgberg. Nichts dagegen hätte sie, wenn die Straßen mit der Einschränkung versehen würden: „Anlieger und landwirtschaftlicher Verkehr frei“.

Brücke gebaut für Tempo 30

Aber man wolle ganz bewusst Vorschläge machen, die umsetzbar seien, wenn der Wille dazu vorhanden sei, erklärt Bernhard Glatthaar, ADFC-Kreisvorsitzender: „Wir wollen etwas Positives für den Radverkehr tun.“ Mit dem Vorschlag habe man den Behörden eine Brücke gebaut, um eine Tempo-30-Zone zu schaffen, die sonst aufgrund der Vorschriften schwierig zu realisieren wäre.

Die Abzweigung der Gemeindeverbindungsstraße aus Richtung Kluftern ist bereits für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
Die Abzweigung der Gemeindeverbindungsstraße aus Richtung Kluftern ist bereits für den öffentlichen Verkehr gesperrt. | Bild: Georg Wex

Sicherheitsgefühl für Radler eingeschränkt

Ebenso wichtig ist dem Aktionsbündnis die Tatsache, dass das Sicherheitsgefühl der Radfahrer und Fußgänger eingeschränkt ist. Tempo 30 gilt auf den mit etwa 3,20 Meter schmalen Straßen heute nur in den zwei genannten Zonen in Kluftern und Bürgberg. Autos müssen bei Gegenverkehr und beim Überholen von Radlern und Fußgängern mit ausreichendem Seitenabstand von 1,50 Metern praktisch immer ins Bankett ausweichen, was bei höheren Geschwindigkeiten Gefahren birgt.

Blank sieht keine Voraussetzung für Temporeduzierung

Monika Blank erklärt jedoch hierzu: „Geschwindigkeitsbeschränkungen für bestimmte Streckenabschnitte dürfen nur unter besonderen rechtlichen Voraussetzungen angeordnet werden. Insbesondere liegen hier keine Gründe der Verkehrssicherheit vor, wie etwa Unfallhäufungsstellen.“

 

Das Bankett wurde erst vor kurzem ausgebessert. Aber schon sind wieder die Spuren der Autos zu sehen, die auf den schmalen ...
Das Bankett wurde erst vor kurzem ausgebessert. Aber schon sind wieder die Spuren der Autos zu sehen, die auf den schmalen Gemeindeverbindungsstraßen bei Begegnungsverkehr aufs Bankett ausweichen müssen. | Bild: Georg Wex

Schon vereinzelt Unfälle

Das sind diese Strecken nicht, wie auch Glatthaar bestätigt. „Für den gesamten Streckenabschnitt gilt Paragraf 3 Straßenverkehrsordnung, der besagt, dass die Geschwindigkeit an die Straßen- und Streckenverhältnisse anzupassen ist“, meint Monika Blank. Vereinzelt habe es aber schon Unfälle gegeben, wie Frieder Staerke anmerkte. Erst am 16. Oktober wurden zwei Radfahrer im Gegenverkehr mit zwei Autos auf dem Gemeindeverbindungsweg zwischen Markdorf-Leiwiesen und Kluftern verletzt. Zum genauen Ablauf suchte die Polizei noch Zeugen. Die Bankettstreifen wurden im Zuge üblicher Reparaturarbeiten zwischen Kluftern und in Richtung Ittendorf repariert. Dort wurde Kalkschotter an den Fahrbahnrändern verfüllt.