So haben wir in der Redaktion es uns gewünscht: Unsere Berichterstattung vom Mittwoch über den Markdorfer Armin Hansmann und seine Ideen zu einer autofreien Innenstadt bekommt auf dem Facebook-Auftritt "Markdorfer News-Küche" der Lokalredaktion eine gewaltige Resonanz: Knapp 1800 Personen hatte die Story unserer Mitarbeiterin Helga Stützenberger bis zum Spätnachmittag im Internet erreicht. 30 Kommentare wurden abgegeben, darunter die gesamte Bandbreite an Meinungen: Von zustimmend bis ablehnend, von begeistert bis erbost. Kritiker und Befürworter halten sich dabei ungefähr die Waage.
Die Befürworter
"Ich fände es klasse! Wäre ich sofort dafür. Funktioniert andernorts schon wunderbar", äußert André Panitz ungeteilte Zustimmung zu einer autofreien Innenstadt. "Ich bin voll bei dir, findest du nicht auch, dass man mit dem Rad sowieso viel zufriedener unterwegs ist?", antwortet ihm Laura Peter. Aus den Reihen der Innenstadt-Geschäftsleute befürwortet Tom Wagener vom Kopierladen am Stadtgraben Hansmanns Plädoyer für eine Hauptstraße ohne Autos: "Tolle Idee, funktioniert in anderen vergleichbaren Städten wunderbar", schreibt er. Benjamin Baumgärtner verweist auf die ohnehin kurzen Wege in Markdorf: "Man sollte es nicht übertreiben, aber im Kern hat er Recht. Warum brauchen wir im Herzen der Stadt so viel Verkehr und Platz für Autos? Wenn ich mein Auto z.B. ins Poststraße-Parkhaus stelle (angenommen, es wäre mal was frei!) und 50 Meter zu einem Laden in der Hauptstraße laufen muss, bringt mich das weder um, noch treibt es mich dem Amazon in die Arme.
" In seinen Augen wird dem motorisierten Verkehr nach wie vor zu sehr der Vorrang gegenüber Rad- und Fußverkehr gewährt, zukunftsträchtig sei dies nicht, meint er: "Ich glaube, es gibt in der Hauptstraße mehr Parkplätze für Autos als für Fahrräder – im Jahr 2018 kann das nicht das Verkehrskonzept sein, dass alle Kunden direkt vor der Ladentür parken können müssen."
Die Gegner
"Man kann durch diese Aktionen auch Ladengeschäften das Messer zum Tode geben", findet Swen Dreher deutliche Worte. Dominik Johann kanzelt die Gedankenspiele einer autofreien Innenstadt als "Blödsinn" ab. Eine "Umgehungsstraße wäre mal sinnvoll, würde man viele Probleme einfach so lösen. Ach, geht ja auch nicht, da wohnt wieder irgendeine Kröte", schreibt er sarkastisch. Das bekannte Social-Media-Phänomen zeigt sich allerdings auch hier: Viele ablehnende Beiträge belassen es nicht mit sachlicher Kritik, sondern gleiten in persönliche Angriffe ab. Andreas Redlich wiederum bedient sich eines abgewandelten Zitats des verstorbenen Altkanzlers Helmut Schmidt: "Wenn man zu viele Visionen hat, sollte man einen Arzt aufsuchen", empfiehlt er Hansmann und den anderen Befürwortern eines innerstädtischen Auto-Banns. "Dulden" würde er einen verkehrsberuhigten Bereich in der Hauptstraße, schreibt Jamie Rieder, der strikt gegen eine autofreie Zone ist: "Aber gar keine Autos mehr in der Stadt, an der Hauptstraße finde ich etwas übertrieben".
Der Startschuss
Die Debatte um das Für und Wider einer autofreien Markdorfer Innenstadt wurde durch unsere Berichterstattung am Mittwoch angestoßen.
Armin Hansmann, Mitglied im Markdorfer BUND, hatte auf der ersten Lokalseite seine Überlegungen ausgeführt. Unsere Autorin Helga Stützenberger ließ dazu Bürgermeister Georg Riedmann Stellung nehmen. (gup)
Autofreie Innenstadt: Pro und Contra gibt es auch in der SÜDKURIER-Redaktion

In der Markdorfer SÜDKURIER-Redaktion wird das Thema autofreie Zonen in Markdorf unterschiedlich diskutiert: Toni Ganter (gan), Jan Manuel Heß (jmh) und Sebastian Thomas (set) äußern ihre Ansichten zum Thema:
- Contra: Das kostenfreie Parken ist in Markdorf seit vielen Jahren ein Pfund, mit dem gerne gewuchert wird. Der frühere Bürgermeister Bernd Gerber zeigte sich von Mahnungen des Landesrechnungshofs, die Stadt solle endlich mit der Parkraumbewirtschaftung beginnen, sprich Parkgebühren erheben, wenig beeindruckt. Das kostenfreie Parken ist als Argument für die Attraktivität Markdorfs als Einkaufsstadt ins Feld geführt worden. Beispielsweise Einwohner aus dem Friedrichshafener Westen fuhren und fahren gerne nach Markdorf. "Kostenlos parken – bequem einkaufen", ist seit langem der Slogan der Aktionsgemeinschaft. (gan)
- Pro: Eine autofreie Innenstadt kann durchaus einen Mehrwert für die Menschen und auch den Handel bieten.
- Pro: Eine autofreie Innenstadt nutzt dem Einzelhandel mehr, als dass sie ihm schadet. Bis jetzt fährt der Kunde mit dem Auto vor, kauft ein und fährt wieder davon. Nach der veränderten Parksituation würde er an vielen Geschäften vorbeilaufen. Die Einzelhändler sind gefragt, nämlich Angebote gut sichtbar im Blickfeld des Kunden zu platzieren. Somit wäre eine autofreie Innenstadt rein von der Verkaufspsychologie her ein Gewinn. (set)