93 Prozent der Markdorfer, die beim Stadtbustag am 11. April befragt worden waren, halten die Einrichtung von Buslinien in der Stadt für wichtig bis sehr wichtig. Das hat die Umfrage unter den Fahrgästen des Kleinbusses ergeben, der elf Stunden lang auf drei Strecken zwischen Fitzenweiler und dem Angerplatz beziehungsweise dem Schießstattweg verkehrte.
"Gute Voraussetzung für ein realistisch umsetzbares Angebot"
Frieder Staerke hatte mit der Umweltgruppe den vorerst einmaligen Stadtbustag auf den Weg gebracht, von dem sich die Umweltgruppe eine Signalwirkung erhofft. Staerke betrachtet es als besonders erfreulich, „dass das Gros der Befragten bereit ist, 1 bis 2 Euro für die Busbenutzung zu zahlen“. Er wertet dies als gute Voraussetzung für ein realistisch umsetzbares Stadtbus-Angebot.

Verwaltung prüft derzeit ein Stadtbusangebot
Bürgermeister Georg Riedmann hatte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärt, ein solches Angebot werde derzeit seitens der Verwaltung in Zusammenarbeit mit den örtlichen Verkehrsunternehmen untersucht. Aus Sicht Frieder Staerkes könne es dabei lediglich um das „Wie“ gehen.

Schließlich sei im Zuge der Verkehrsmediation Kluftern vom Verkehrsexperten Professor Heiner Monheim längst dargelegt worden, dass in Städten von der Größe Markdorfs Stadtbussysteme sehr wohl sinnvoll sind. Die Umweltgruppe jedenfalls biete der Verwaltung an, die beim Stadtbus-Tag gemachten Erfahrungen in die Untersuchung einzubringen.
525 Fahrgäste an 22 Haltestellen
525 Fahrgäste wurden am 11. April an den 22 Haltestellen gezählt. Die meisten stiegen beim Proma in der Hauptstraße ein oder aus – beinahe 90. Es folgten der Angerplatz im Süden der Stadt sowie der Marktplatz. Doch blieben diese beiden Haltestellen in der Süd- beziehungsweise der Ostschleife der Verbindungen am Stadtbustag deutlich unter 40 beziehungsweise 30 Fahrgästen.

Innenstadt als wichtigstes Fahrziel
Einig waren sich die von der Umweltgruppe Befragten über die wichtigsten Fahrziele. Sie nannten mehrheitlich die Innenstadt, den Bahnhof und die Supermärkte im Südosten von Markdorf. Die Gewerbegebiete Negelsee und Riedwiesen rangierten jeweils unter zehn Prozent.
Wunsch auch nach Anbindung der Teilorte
Gewünscht wurden aber auch Verbindungen in die Teilorte, nach Ittendorf und Riedheim ebenso wie nach Hepbach und Leimbach.
70 Prozent würden Bus mehrmals die Woche nutzen
70 Prozent der befragten Fahrgäste erklärten, dass sie mehrfach in der Woche auf einen Stadtbus zurückgreifen würden, 24 Prozent sogar täglich. Frieder Staerke sieht einen Zusammenhang zwischen der Bequemlichkeit eines Busangebots und dessen Akzeptanz. „Nur wenn die Nutzung bequem ist, wird der Bus auch angenommen.“
Wunsch nach 30-Minuten-Takt
Wichtiger Punkt dabei sei der Takt, der Abstand zwischen den Fahrten. Hier plädierten 60 Prozent der Stadtbustag-Teilnehmer für einen 30-Minuten-Turnus an Haltestellen. Nur ein Viertel der potenziellen Kunden wäre mit einem Stundentakt zufrieden.
Liniennetz müsste größer als drei Schleifen sein
In der Umweltgruppe wird die große Zahl an Passagieren beim Stadtbus-Tag als deutlicher Hinweis dafür gesehen, dass ein Stadtbussystem in Markdorf funktionieren könnte. Frieder Staerke spricht von einem „ersten positiven Signal“. Brigitta Ehinger sieht aber auch die Notwendigkeit, ein weiteres Liniennetz anzubieten als beim Aktionstag Anfang April mit seinen drei Schleifen.
Wermutstropfen: "Nicht repräsentativ für alle Markdorfer"
Einen Wermutstropfen schmeckte Staerke aber doch aus dem Umfrageergebnis heraus. „Es ist nicht repräsentativ für alle Markdorfer“, es hätten bloß die Busnutzer antworten können, neben einigen Befragten beim Markdorfer Bahnhof. Positiv wertet Staerke das Resultat der Auswertung dennoch.
Was wünschen sich die Markdorfer vom Stadtbus?
- Wohin soll es mit dem Stadtbus gehen? Die Innenstadt ist für die befragten Fahrgäste das bevorzugte Ziel. Erst danach kommen Bahnhof, Supermärkte, Seniorenheim und Mehrgenerationenhaus. Angegeben wurden aber auch ausgesprochene Ausflugsziele wie der Gehrenbergturm oder die Panzerwiese. Ebenfalls genannt wurden die Schulen – sowohl das Bildungszentrum in der Ensisheimer Straße als auch die Jakob-Gretser-Grundschule in der Pestalozzistraße. Weiterhin wird Wert auf die Anbindung der Markdorfer Teilorte gelegt.
- Was darf der Stadtbus kosten? 96 Prozent der Befragten zeigten sich am Stadtbustag mit seinem kostenlosen Fahrangebot bereit, Geld für die Fahrt mit dem Bus zu zahlen. 46 Prozent würden gern 1,50 Euro, 41 Prozent 1 Euro geben. Neun Prozent wären auch mit 2 Euro für eine einfache Fahrt einverstanden. Vier Prozent wünschen sich eine kostenlose Fahrt.
- Würde der Stadtbus überhaupt genutzt? Fast keiner der Befragten erklärte, er werde den Stadtbus nie nutzen. Die Initiatoren in der Umweltgruppe gehen aber davon aus, dass es auch in Markdorf etliche eingefleischte Autofahrer gibt, die grundsätzlich kein Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs annehmen würden. Aber fast jeder vierte Markdorfer würde den Stadtbus täglich nutzen, etwa 46 Prozent öfter in der Woche und fast jeder Vierte zumindest einmal in sieben Tagen. Unter selten oder nur einmal im Monat fallen zwölf Prozent.
- Was macht den Stadtbus attraktiv? Wenig ins Gewicht fällt die Mitnahme von Fahrrädern. Nur ein Viertel der Befragten legt darauf wert. Die Übrigen sind sogar dagegen oder es ist ihnen egal. Großer Wert hingegen wird auf die Regelmäßigkeit des Busverkehrs und auf einen verhältnismäßigen Takt gelegt. Der sollte bei einer halben Stunde liegen. Jeweils unter zehn Prozent der Befragten wünschten sich einen 20- beziehungsweise 15-Minuten-Takt.
- Wie geht es weiter? Die Stadtverwaltung sondiert derzeit bei Busunternehmern und Verkehrsbetrieben, wie ein Stadtbussystem aussehen könnte. Die Ergebnisse werden dann dem Gemeinderat vorgelegt.