Kerstin Oettle

Am Dienstagnachmittag geht es in der Rettungswache Markdorf etwas turbulenter zu. Das liegt nicht etwa an einem Notfalleinsatz, sondern dann treffen sich dort die Mitglieder der Jugendrotkreuzgruppe (JRK). Unter der Leitung von Elisabeth Eckert-von Landenberg lernen die sechs- bis zwölfjährigen Kinder die Grundelemente der Ersten Hilfe kennen.

Nachdem der elfjährige Theodor den Puls gefühlt und gemessen hat, überstreckt er den Kopf des neunjährigen Leon und kontrolliert die ...
Nachdem der elfjährige Theodor den Puls gefühlt und gemessen hat, überstreckt er den Kopf des neunjährigen Leon und kontrolliert die Atemwege. Danach legt er den Jungen mit drei Handgriffen in die stabile Seitenlage und verständigt den Rettungsdienst. Das ist eine der Übungen, die die Jungen und Mädchen des JRK bei ihren Treffen am Dienstagnachmittag lernen. | Bild: Oettle, Kerstin

Notfallwissen soll Kindern persönliche Stärke vermitteln

Dabei haben die Jungen und Mädchen sichtlich Freude. "Am meisten Spaß habe ich beim Durchführen der stabilen Seitenlage, das ist eine Übung mit vielen Handgriffen", erzählt Lorenzo. Er sei gespannt, was es in dieser Seminarstunde für Aufgaben zu bewältigen gebe. Der Zehnjährige ist von der ersten Stunde an dabei, seit die Gruppe vor einem Jahr von Elisabeth Eckert-von Landenberg gegründet wurde.

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Der gelernten Krankenschwester und Erzieherin ist es wichtig, den inzwischen 15 Kindern die Arbeit des Roten Kreuzes nahe zu bringen, ihnen die Angst zu nehmen und durch erlerntes Notfallwissen eine persönliche Stärke zu vermitteln. "Wenn ich sehe, mit welcher Begeisterung und Wissbegierde die Kinder bei der Sache sind und Dinge umsetzen können, werde ich in meiner Aufgabe bestätigt", sagt Elisabeth Eckert-von Landenberg.

"Ich habe den größten Spaß beim Üben der stabilen Seitenlage und beim Anlegen von Verbänden. Für den Wettbewerb des Jugendrotkreuzes in ...
"Ich habe den größten Spaß beim Üben der stabilen Seitenlage und beim Anlegen von Verbänden. Für den Wettbewerb des Jugendrotkreuzes in Immenstaad bin ich gut vorbereitet und sehr gespannt, was wir alles können müssen an diesem Tag." – Lorenzo, 10 Jahre | Bild: Oettle, Kerstin

Kinder sind aufgeregt vor der Teilnahme am JRK-Kreisentscheid in Immenstaad

Wie gut die Griffe der jungen Ersthelfer beispielsweise bei der Wundversorgung sitzen oder wie sicher sie die korrekten Abläufe während eines Notfalls beherrschen, werden die Mädchen und Jungen am 30. März beim JRK-Kreisentscheid in Immenstaad beweisen können. Bei diesem Thema herrscht große Aufregung in der Gruppe, denn alle wollen gut vorbereitet sein und gern noch einmal das ein oder andere üben.

"Ich fahre mit meinen Freunden viel Mountainbike am Gehrenberg und fühle mich nun sicherer, nach einem Sturz mit dem Rad gleich Erste ...
"Ich fahre mit meinen Freunden viel Mountainbike am Gehrenberg und fühle mich nun sicherer, nach einem Sturz mit dem Rad gleich Erste Hilfe leisten zu können, das Richtige zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten." – Lino, 12 Jahre | Bild: Oettle, Kerstin

17-jährige Annabelle Gericke assistiert Elisabeth Eckert-von Landenberg

An diesem Nachmittag wird das Schminken von Wunden geprobt, dabei fließt eine Menge Kunstblut. "Wichtig dabei ist außerdem, dass die Kinder auch eine passende Entstehungsgeschichte ihrer geschminkten Wunden erzählen können, beispielsweise, dass jemand mit der Hand in einen Glascontainer gegriffen hat. So werden für die jungen Ersthelfer auch Zusammenhänge deutlicher", erklärt die 17-jährige Annabelle Gericke, die beim JRK als Assistentin von Elisabeth Eckert-von Landenberg mithilft. Sie selbst ist bereits seit sieben Jahren Mitglied beim Roten Kreuz.

Bei der zenjähirgen Alica fließt ordentlich Kunstblut aus der geschminkten Wunde, während sich die siebenjährige Amelie um die ...
Bei der zenjähirgen Alica fließt ordentlich Kunstblut aus der geschminkten Wunde, während sich die siebenjährige Amelie um die Erstversorgung kümmert. Dass es zum Glück kein Ernstfall ist, sondern Spaß macht, bestätigen die zwei Mädchen vom Jugendrotkreuz und freuen sich jeden Dienstag auf neue spannende Aufgaben. | Bild: Oettle, Kerstin

Während des Schminkens erzählt ihr der elfjährige Theodor, dass er in seinem Schulmäppchen alles für einen Wundverband dabei hat. Falls sich mal ein Kind in seiner Schule verletzen sollte, könne er die Wunde gleich versorgen. "Genau das sind die Begegnungen mit den Kindern, die mir riesigen Spaß machen und wegweisend für meine eigene soziale Laufbahn nach der Schule sein werden", ist sich Annabelle Gericke sicher.

Annabelle Gericke ist seit sieben Jahren beim Roten Kreuz. Engagiert übt die 17-Jährige ihr Ehrenamt aus und freut sich jeden Dienstag ...
Annabelle Gericke ist seit sieben Jahren beim Roten Kreuz. Engagiert übt die 17-Jährige ihr Ehrenamt aus und freut sich jeden Dienstag auf ihre Schützlinge. | Bild: Oettle, Kerstin

Neben der Wissensvermittlung steht der Spaß in der Gemeinschaft im Vordergrund

Bei den Dienstagsterminen werden in der Rettungswache jedoch nicht nur Notfallübungen geprobt. Manchmal spielen die Kinder auch auf dem Hof oder die Gruppe geht gemeinsam in der Stadt ein Eis essen, erzählt Elisabeth Eckert-von Landenberg, selbst Mutter eines Sohnes. "Wichtig ist mir neben der Wissensvermittlung in Notfällen auch der Spaß in der Gemeinschaft und das gegenseitige Helfen bei Übungen oder auswärtigen Terminen, wie etwa an Blutspendetagen oder bei der anstehenden Stadtputzete", erklärt die Bereitschaftsleiterin.

"Schon im jungen Alter den Kindern das Thema Notfallmanagement und die Arbeit des DRK spielerisch nahe zu bringen, ist eine dankbare ...
"Schon im jungen Alter den Kindern das Thema Notfallmanagement und die Arbeit des DRK spielerisch nahe zu bringen, ist eine dankbare Aufgabe. Die Begeisterung der Kinder ist jeden Dienstag hier beim JRK zu spüren." – Elisabeth Eckert-von Landenberg, Gruppenleiterin | Bild: Oettle, Kerstin

Viele Gruppenmitglieder wollen später in den Sanitätsdienst des DRK

Die Hilfseinsätze der JRK-Gruppe bei Blutspendeterminen haben den Siebtklässler Lino für das Thema sensibilisiert: "Sobald ich 18 Jahre alt bin, werde ich Blut spenden, damit Unfallopfer, die viel Blut verloren haben, gerettet werden können", ist sich der Zwölfjährige jetzt schon sicher. "Vielleicht gehe ich später auch in den Sanitätsdienst des DRK." Mit dieser Überlegung ist Lino nicht alleine. Viele der Kinder erzählen, dass sie sich später beim Sanitätsdienst engagieren wollen.