Da haben Gemeinderat und Verwaltung klassisch die Reißleine gezogen: Die Pläne für den Umbau der Gretser-Schule sind vorerst auf Eis gelegt, nach dem Sommer soll neu diskutiert werden. Eigentlich hat aber nur die Verwaltung die Reißleine gezogen, mit der Vorlage von drei alternativen Optionen. Wie der Gemeinderat darüber entscheiden würde, wenn es denn soweit käme, blieb am Dienstagabend ungewiss. Geschlossen für einen Neubau an einem dritten Schulstandort sprach sich nur die UWG aus, in dieselbe Richtung tendierten zumindest auch die Freien Wähler. CDU und SPD hingegen plädierten für ein Festhalten an den Plänen. Also Stand jetzt noch alles offen.

Bei 30 Millionen wird‘s nicht bleiben

Dabei würden Rat und Verwaltung gut daran tun, nach dem Sommer das bisherige Vorhaben endgültig abzuwickeln. Denn dass es bei den nun von Riedmann prognostizierten 30 Millionen Euro bleiben wird, ist keineswegs gewiss. Ganz im Gegenteil: Je nach Planungs- und Bauzeitphase kann das Projekt auch bei gut und gerne 35 Millionen landen, missliche Überraschungen eingerechnet. Wenn man nun für die Option 1 (Sanierung Gretser plus dreizügiger Neubau) statt der 10 (Sanierung) und 13 Millionen (Neubau) 6 und 9 Millionen ansetzt – was keine unrealistischen Beträge wären, denn nirgends steht geschrieben, dass man in Markdorf stets die Luxus- oder Maximalvariante wählen muss –, käme man auf 27,8 Millionen Euro. Und man hätte eine neue Schule an einem weiteren Standort, die bei Bedarf dann auf vier Züge erweitert werden können sollte.

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Ein Fass ohne Boden

Jetzt ist es noch Zeit, die aus dem Ruder gelaufenen Pläne zu beerdigen. Denn die haben in ihrer Komplexität (schwierig zu realisierende Um- und Neubauten, ambitioniertes und teures Raumprogramm) auf alle Fälle das Zeug dazu, ein Fass ohne Boden zu werden. Und dann läuft die Stadt Gefahr, im Eiltempo in die Schuldenfalle zu schlittern. Ein verheerendes, aber nicht von der Hand zu weisendes Szenario, denn: 30 Millionen+ für Gretser, 15 Millionen+/- für Rathaus und eventuell Bischofsschloss, 9 Millionen für die Schule Leimbach, mindestens 8,5 Millionen für die Südumfahrung, wenn der Kreistag sie erwartungsgemäß beschließt, 6,5 Millionen für den Kindergarten im Süden (damit sind nur die größten Brocken in den kommenden Jahren genannt) und demgegenüber eine Wirtschaft, die sich auch hier abkühlen und die Gewerbesteuereinnahmen einschmelzen lassen dürfte: Das ist keine gute Kombination.

Abspecken lautet die Devise

Aufpassen, realistisch denken und abspecken, an welchen Projekten wie auch immer, lautet also die dringende Devise. Wünschenswert ist sicher Vieles, vom Schulumbau nach modernstem und bestausgestattetem Konzept bis hin zum tollen Rathausneubau. Aber Wünschenswert ist nicht immer auch machbar. An Letzterem müssen sich Rat und Verwaltung nun orientieren – sonst droht Schiffbruch.

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