Kostenlos vom Bahnhof nach Fitzenweiler ging's am Donnerstag. Denn den hatten die Umweltgruppe und das Bermatingen-Ahausener Reiseunternehmen Wegis zum „Stadtbustag“ gemacht.

Ab 7.51 Uhr fuhr ein 16-Sitzer von der Stadthalle in die Südstadt oder zu den Discountern beim Schießstattweg. Bis 18.44 Uhr steuerte der Wagen übers gesamte Stadtgebiet verteilte 22 Haltestellen an, um dort Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen.

„Damit wollen wir den Markdorfern zeigen, was grundsätzlich möglich wäre“, erklärte Clemens Rid von der Umweltgruppe. Bis solche Alternativen aber auch in den Köpfen ankommen, „wird es wohl noch etwas dauern", so Rid.

„Guten Tag liebe Fahrgäste“, begrüßt Peter Krupinski von der Umweltgruppe die ankommenden Reisenden auf Gleis 1 des Markdorfer Bahnhofs. „Sie haben nun Anschluss an den Stadtbus“, fährt Krupinski fort. Er ruft durch eine selbst gebastelte Flüstertüte.

Selbstgebastelt ist auch die Tafel mit den Anschlussbussen, die Frieder Staerke neben dem Fahrkartenautomat aufgestellt hat. Gleich, um 10.51 Uhr, geht es weiter, so steht es auf dem handgeschriebenen DIN-A-4-Blatt.

Der Bus startet vis-à-vis des Kiosks. Eine Frau fragt nach dem Fahrpreis. Freut sich, dass die Fahrt zur Stadthalle gratis ist. „2 Euro würde ich sicherlich gerne bezahlen“, erklärt sie später, als sie wieder aussteigt.

Nach den Preisen wird natürlich auch gefragt. „Wie viel würden Sie für eine einfache Fahrt maximal bezahlen?“, steht auf dem Handzettel, den die Busbenutzer ausfüllen sollen – nicht müssen. Gefragt ist auch nach der vermutlichen Nutzungshäufigkeit – täglich, wöchentlich, monatlich, mehrmals pro Woche, (fast) nie.

Auf dem Antwortblatt wird auch die grundsätzliche Meinung zu einem möglichen Stadtbus eingeholt, für wie wichtig er gehalten wird.
Den gewünschten Takt gilt es anzukreuzen, stündlich, halbstündlich, alle 20, 15 oder zehn Minuten. Innenstadt, Supermärkte, Bahnhof, Sportplatz, MGH und Musikschule sind als „für Sie wichtige“ Fahrziele vorgegeben.

Corinna Viellieber, an der Haltestelle Proma mit Sohn Lino zugestiegen, wünscht sich, „als Mutter, dass der Stadtbus morgens von Fitzenweiler in die Spitalstraße fährt“. Den könnten dann die Schulkinder bequem benutzen, den Rest zu Fuß gehen. „Dann würde der Autowahnsinn rund um die Jakob-Gretser-Schule endlich aufhören.“

Weder der Kinderwagen einer jungen Mutter noch Irmgard Dorns Rollator stellen ein Problem dar. Dort half Clemens Rid, hier Rudolf Klöck, der inzwischen hinzugestiegene zweite Busfahrer, an der bequem breiten Tür. „Super“, „einfach toll“, lauten denn auch die meisten Kommentare.

Sarah Foh findet, „das die Zeit längst reif ist für einen Stadtbus in Markdorf“. Gerade mit Blick auf den demografischen Wandel, der auch vor dem Gehrenberghang keinen Halt macht – und mit Rücksicht auf den Klimawandel sowieso.
Stadtbus
Der Stadtbus ist ein Vorschlag der Markdorfer Umweltgruppe. Gedacht ist er als Beitrag zu einem umwelt- und stadtverträglichen Mobilitätskonzept. „Stadtverträglich“ insofern der Individualverkehr als der innerstädtischen Lebensqualität abträglich betrachtet wird. Ein realisierter Stadtbus sollte als Teil des gesamten Verkehrssystems funktionieren – mit Anschlüssen an die bestehenden Bus- und Bahnlinien in der Region.