Die Hotel-Studie und alle anderen Pläne für das Rathausareal sind derzeit nur vorläufig. Das muss klar betont werden. Denn wenn es zum Bischofsschloss-Bürgerentscheid kommen sollte und der dann den geplanten Rathaus-Umzug ins Schloss kippt, sind alle Pläne fürs Rathausareal erst einmal wieder Makulatur. Soviel vorweg.
Gesetzt den Fall, die Verwaltung kann aber umziehen, stellt sich nicht nur die Frage, was genau die Innenstadt als Frequenzbringer benötigt, sondern auch, was der Stadt Markdorf grundsätzlich fehlt. Definitiv fehlt der Stadt ein Hotel. Ein Supermarkt fehlt der Stadt hingegen nicht – und schon gar nicht der Innenstadt, in deren fußläufiger Nähe es bereits mehrere Supermärkte gibt. Das Rathausareal ist das absolute Filetstück der Stadt, es ist die klassische 1-A-Lage. "Eine größere Chance, als 4500 Quadratmeter in der Innenstadt zu entwickeln, kann man sich gar nicht vorstellen", sagte Bürgermeister Georg Riedmann am Dienstagabend im Gemeinderat. Da muss man ihm uneingeschränkt beipflichten. Warum zieht man dann aber für diese Lage einen Supermarkt in Erwägung? Das ist nicht nur einfallslos, sondern auch fahrlässig. Denn die Chance, eine solch attraktive Fläche mit einer außergewöhnlichen Planung aufzuwerten, wird die Stadtverwaltung in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr bekommen.
Zieht das Rathaus ins Bischofsschloss, wäre das Rathausareal die einzig sinnvolle Fläche für ein Hotel. Auf der grünen Wiese macht es keinen Sinn. Außer Geschäftsreisenden käme dafür niemand nach Markdorf, auch keine Touristen. In der Innenstadt hingegen würde es nicht nur Frequenz in die umliegenden Straßen bringen, sondern könnte mit Restaurant, Bar und Veranstaltungsräumen auch zu einer neuen Anlaufadresse für die Markdorfer selbst werden. Sollte der Weg frei werden für das Rathaus im Schloss, sollte die Verwaltung möglichst bald die Hotelpläne konkretisieren und die Bürgerschaft einbinden. Gutachter Robert Cordes wies im Rat darauf hin, dass bereits vor dem Start eines Hotel-Projektes die Akzeptanz in der Bürgerschaft gegeben sein müsste. Die zu befördern, wäre die Aufgabe der Stadtverwaltung.
Ein Wort noch zu dem Entwurf: Wohlgemerkt, es ist eine allererste Studie. Aber den Hotelentwurf als Kopie des Rathauses mit seiner klotzigen 60er-Jahre-Architektur auszuführen, ist fast schon ironisch. Schön ist es nicht und zeitgemäß modern schon gleich drei Mal nicht. Mit seinem wuchtigen Walmdach, das ein hilfloses Zitat der Umgebungsdächer ist, kommt der Entwurf altbacken und provinziell daher. Wieso denn nicht als Kontrapunkt zur Altstadt ein wirklich modernes Gebäude, elegant, mit Flachdach und architektonisch in den 2010er-Jahren und nicht in den 60ern zuhause? Hier braucht es frischen Mut und nicht verzagte Rückwärtsgewandtheit! Das ist auch ein Appell an den Gemeinderat.
http://helmar.grupp@suedkurier.de