Rund um den Bodensee hat der Obst- und Weinbau eine lange Tradition. Fast jeder landwirtschaftliche Betrieb hatte früher ein Brennrecht, um Obst zu verwerten. Allein in Kressbronn gibt es heute noch fast 100 Brenngenehmigungen – nicht alle aktiv, aber Zeugnis einer Tradition.
Die Kressbronner Edelbrenner sind ein Zusammenschluss der acht Brenner Benedikt Bentele, Dietmar Opitz, Daniel Strohmaier, Reiner Willmann, Alois Rottmar, Bernd Brugger, Adelbert Rist und Uwe Oswald, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kunst und das Handwerk des Brennens transparenter und auf hohem Niveau präsentieren zu können. Die Kressbronner Edelbrenner gehören zu den Anbietern, die sich beim Festival Markdorf Spirits, das von 30. Juli bis 3. August stattfindet, auf dem Markplatz präsentieren.

Festival hat für die Branche eine wichtige Bedeutung
Die Männer haben sich vor acht Jahren bei Prämierungen kennengelernt und bieten unter anderem Führungen, Tastings und Exkursionen an. In Kressbronn haben sie gemeinsam mit der Gemeinde den Kressbronner Brennerweg umgesetzt – ein rund 14 Kilometer langer Rad- und Wanderweg, der an den Brennereien vorbeiführt. „Wir wollen unsere Edelbränden, die handwerklich und mit eigenen Erzeugnissen hergestellt werden, der Öffentlichkeit zeigen und näher bringen“, sagt Benedikt Bentele.
Bei dem Festival in Markdorf werden die Edelbrenner an ihrem Stand acht Produkte in eigener Flasche und mit eigenem Etikett präsentieren, darunter Cox-Orange, Williams Christ, einen Birnen- und einen Sauerkirschenbrand. „Wir freuen uns sehr auf das Wochenende in Markdorf“, so Bentele, der es wichtig und richtig findet, ein solches Festival zu veranstalten.
Familie Eichenhofer stemmt zwei Veranstaltungen am Wochenende
Jasmin Eichenhofer und ihr Lebensgefährte Felix Karollus waren im vergangenen Jahr privat auf dem Festival unterwegs und für die ehemalige Apfelkönigin war klar, dass ihre Familie, die in Gangenweiler den Obsthof Eichenhofer betreibt, bei der zweiten Auflage dabei sein muss. „Das ist einfach eine tolle Chance zu zeigen, was es hier in der Region für edle Brände gibt“, so Eichenhofer.
Die Familie wird an diesem Wochenende auf zwei Veranstaltungen gleichzeitig sein – zumindest am Sonntag, wenn in Gangenweiler die 700-Jahre-Feier ansteht. „Aber das bekommen wir gemeinsam schon gut aufgeteilt“, sagt Jasmin Eichenhofer.
Hausschnaps-Rezept ist Familiengeheimnis
Die Familie hat an dem Wochenende einen speziellen Brand dabei – den Tannenspitz. Grundlage ist ein Obstler, der verfeinert wird. Der Rest des Hausschnaps-Rezeptes ist Familiengeheimnis beziehungsweise das Geheimnis der Eltern Birgit und Gebhard Geiger. „Wir haben daran rund ein Jahr getüftelt“, sagt Birgit Eichenhofer.
Neben fünf Edelbränden, darunter Zwetschgen- und Kirschwasser, gibt es am Stand auch Cocktails zum Probieren. „Wir bringen das mit, was wir bis dato haben“, so Jasmin Eichenhofer. Auch die ersten Äpfel werden dabei sein, wie Gebhard Eichenhofer verrät.
Andrea Koch freut sich auf die zweite Auflage
Während sich die Kressbronner Edelbrenner und Familie Eichenhofer auf ihren ersten Einsatz bei Markdorf Spirits freuen, war Andrea Koch bereits bei der Premiere 2024 dabei. Die staatlich geprüfte Brennerin des Familienbetriebes Brennlust aus Wahlwies bei Stockach freut sich auf die zweite Auflage.
„Es ist eigentlich überfällig gewesen, dass am Bodensee ein Spirits-Festival organisiert wird“, so Koch. Obstbrände gehören einfach zur Region dazu und sind ein Baustein der Kulturlandschaft. In diesem Jahr wurde die handwerkliche Brennkunst in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Koch wird aus ihrem Angebot an 25 verschiedenen Produkten ungefähr zehn mit nach Markdorf bringen – von sortenreinen Obstbränden bis zu einem Apfelschaumwein. „Die Klassiker sind einfach immer gefragt“, so Koch. Sehr beliebt war im vergangenen Jahr ein vorgemixter Cocktail aus der Flasche, den sie wieder mit dabei hat. „Ich freue mich auf viele Besucher, die Lust auf Genuss haben.“
Brennkunst und Röstkunst
Darauf freut sich auch Destillateurmeister Marco Steidle aus dem Deggenhausertal. „Es ist einfach toll, sich vorstellen zu können“, sagt der 27-Jährige, der sich zu Jahresbeginn mit dem Biolandhof und der Destillerie Steidle selbstständig gemacht hat. Steidle erhofft sich einen Austausch mit anderen Brennern und Kunden, die Interesse an Obstbränden haben. „Ich möchte den Menschen die Wertschätzung für einen Brand näher bringen.“
Zu seinem Portfolio zählen 27 Sorten, darunter Apfelbrände, Kaffeeliköre, Haselnussgeist, Quittenlikör und Gin. Steidle ist es wichtig zu zeigen, dass man die Brände auch anders angehen kann. Am Mittwoch wird er gemeinsam mit Philipp Kesenheimer von Kabo Kaffee aus Überlingen einen Vortrag „Röstkunst und Brennkunst – Kaffee trifft Destillat“ über die Entstehungsgeschichte einer neuen Geschmackskomposition halten.

35 verschiedene Sorten an Bränden und Likören
Ebenfalls zum ersten Mal bei Markdorf Spirits dabei ist die Familie Gommeringer. Ihre Brennerei und Besenwirtschaft liegt in Eigeltingen. Barbara Bücken, Geschäftsführerin Markdorf Marketing, war hier zu Gast und fragte die Familie, ob sie nicht beim Festival dabei sein möchte.
Die Familie besitzt rund 600 Streuobstbäume. „Es sind hauptsächlich alte Sorten, die wir bewirtschaften“, sagt Jürgen Gommeringer. Es seien nur ausgesuchte Äpfel und Birnen, die fürs Brennen verwendet werden und die die entsprechende Qualität aufweisen müssen.

Zwischenzeitlich können die Gommeringers rund 35 verschiedene Sorten an Bränden und Likören aufweisen. Zum Angebot zählen unter anderem ein Aronialikör, ein Zitronenlikör, Brände aus Löhrpflaume sowie der Birnenbrand Gelbmöstler. „Wir machen aus Spaß an der Freude mit und sind sehr gespannt, wie das alles abläuft“, so Gommeringer.