Mit einem Tisch fing alles an. Vor rund zehn Jahren brauchte Jonas Tornier dringend einen Esstisch, hatte aber nicht genügend Geld zusammen. Und so kam mit seinem Freund Christian Garbe die Idee auf, selber einen zu bauen. Zehn Jahre später sitzt Jonas Tornier gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Isabel Schlößer genau an diesem Esstisch und das Paar führt mit dem SÜDKURIER ein Gespräch über ihr Kleinstunternehmen Bohlenwerk.
Aus der Idee wird eine Leidenschaft
Denn aus der Idee ist nicht nur ein Tisch entstanden, sondern die Freunde entdeckten ihre Leidenschaft fürs Möbelbauen. Sie bauten immer mehr Tische und Bänke und verkauften diese. Dies war der Start von Bohlenwerk. Damals lebt Jonas Tornier noch in Flensburg, wo er Sonderpädagogik und Sport studiert. Als Waldorfschüler habe er das ein oder andere Handwerkliche mit auf den Weg bekommen, erzählt der 38-Jährige, der mittlerweile an der Merianschule in Friedrichshafen unterrichtet.
Sein Interesse galt aber eher dem Kunst- und weniger dem Handwerk. „Ich dachte immer, ich habe es handwerklich nicht drauf, aber je mehr man ausprobiert hat, desto besser wurde es.“ Die Männer spezialisieren sich auf Bohlen, die sie aufkaufen. Sie bauen aus alten Stalltüren Tische und entwerfen Sitzbänke, die aus einer alten Hafenanlage an der Ostsee stammen und dann ein Café in Kopenhagen schmücken.

2021 kreuzt sich der Weg von Tornier und Schlößer wieder
Der Weg von Jonas Tornier und Isabel Schlößer, die sich bereits aus der gemeinsamen Schulzeit kennen, kreuzt sich 2021 wieder und die beiden werden ein Paar. Schlößer arbeitet als Social-Media-Managerin bei einer Werbeagentur in Karlsruhe. 2023 ziehen sie mit der heute dreijährigen Tochter nach Markdorf. Auf dem Hof der Familien Sandkühler und King in Wirmetsweiler finden sie nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch die perfekte Umgebung für Bohlenwerk. Denn in der Werkstatt, die sich auf dem Hof befindet, können sie werkeln und ihrer großen Leidenschaft nachgehen.

In der Wohnung zeugen nicht nur der Esstisch von der Arbeit, sondern auch ein Servierwagen, ein Küchenregal, ein Pflanzenständer aus einer alten Weinkiste und eine Kommode aus einem alten Tresen. Sie beschreiben ihren Stil als Industrial Style. Ihre Stücke finden sie im Internet oder auf der Straße, denn Tornier und Schlößer sind eigentlich immer auf der Suche nach neuen Projekten und Möbeln, denen sie durch Bearbeitung und Veränderung neues Leben einhauchen können.
Einzigartige Möbel mit Charakter
Für die beiden steht besonders das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund. Jedes der Stücke ist ein Unikat mit Charakter. „Die Materialien, die wir verwenden, sind immer gebraucht“, sagt Isabel Schlößer. Es gebe genug Möbel, die produziert werden, da müsse nicht noch mehr auf den Markt gebracht werden. „Das Holz hat schon was erlebt – etwas, das man nicht neu kaufen kann“, so die 32-Jährige. Die Faszination steckt also auch in der Geschichte des Möbelstücks, was hat es bislang erlebt und wie man mit Upcycling ein einzigartiges Produkt herstellen kann.
Tornier und Schlößer arbeiten mit dem Material, das sie finden. Eine feste Bezugsquelle haben sie nicht. In der Werkstatt steht eine alte Werkbank, aus der eine Outdoor-Küche werden soll. Die Ideen entstehen im Prozess. „Mit Isabel ist auf jeden Fall mehr Farbe eingezogen“, sagt Jonas Tornier. Während er sich auf die handwerklichen Arbeiten konzentriert, kümmert sich Schlößer darum, die Möbelstücke entsprechend in Szene zu setzen, sie fotografiert, die Geschichte dahinter festhält und sich um Homepage, Social-Media-Präsenz und den Etsy-Shop kümmert.

Im Mai haben sie bei einer Ausstellung in der Heiligenberger Galerie AllerArt Möbel mit einem „zweiten Lebenszyklus“ präsentiert. Jonas Tornier erzählte die Geschichte eines Schreibtischs, der aus einem Metallgestell von einem Bauernhof und einer zufällig gefundenen wurmbefallenen Birnenholzplatte entstand.

Handwerker, Designer oder Künstler?
„Manchmal ist es schwer zu fassen, was wir eigentlich sind“, so Isabel Schlößer. Handwerker, Designer, Künstler? Wahrscheinlich von allem etwas. „Wichtig ist, dass es uns unglaublich Spaß macht, herumzufahren und Sachen zu entdecken.“ Mit ihrem Camper sind sie viel unterwegs. Bevor es die junge Familie in die Bodenseeregion zog, hatte sie ein Sabbatjahr eingelegt und war durch Europa gereist.
Bislang ist Bohlenwerk für das Paar nur im Nebenverdienst möglich. „Natürlich ist es der Traum, irgendwann davon leben zu können“, so Jonas Turnier. Neben dem Möbelbau gibt es noch eine weitere große Leidenschaft: das Kochen. Isabel Schlößer nennt es „Genusswerkstatt“. In dem Blog gibt es einfache Rezepte mit dem gewissen Etwas. „Holz mit Kulinarik verbinden – das sind so die Gedanken, die wir im Kopf haben.“ Und diese Gedanken sollen irgendwann in die Realität umgesetzt werden.