Seit Sonntag wird gewarnt. Die amtlichen Wettermeldungen kündigen für Markdorf bis Dienstag Dauerregen an. Die geschätzten Niederschlagsmengen liegen zwischen 40 und 50 Liter pro Quadratmeter, dies innerhalb von 48 Stunden, und können in Staulagen sogar bei 70 Litern liegen, sodass mit überfluteten Straßen und Unterführungen zu rechnen ist. Und bereits am vergangenen Freitag zeigte sich an einigen Stellen in der Stadt, dass die Kanalisation von den Wassermassen überfordert war. Zum Beispiel an der Kreuzgasse, wo die Regenfluten über die Straße abwärts flossen.

Wasserablauf in der Kreuzgasse, in der Regenüberläufe verschlossen werden müssen.
Wasserablauf in der Kreuzgasse, in der Regenüberläufe verschlossen werden müssen. | Bild: Jörg Büsche

Mischwasserbehandlungsanlagen brauchen Genehmigung

Wie das Ableiten von Niederschlagswasser, aber auch von Schmutz- beziehungsweise Abwasser geschieht, das in Haushalten, in Gewerbe- und Industriebetrieben anfällt, das war in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Sprache gekommen. Aktueller Anlass war der Umstand, dass die vom Landratsamt Bodenseekreis noch bis Ende dieses Jahres erteilte „wasserrechtlich Erlaubnis für die Mischwasserbehandlungsanlagen“ ausläuft.

Als Mischwasserbehandlungsanlage werden die Bauwerke bezeichnet, die Schmutz- und Niederschlagswasser sammeln – und zwischenspeichern, falls der Abfluss zu den Kläranlagen überfordert ist. Wobei auch das geregelte Ausleiten in Flüsse oder Bäche möglich ist, sollen auch die Kapazitätsgrenzen dieser Mischwasserbehandlungsanlagen überschritten werden. Eben dieses Ausleiten gilt es, zum Schutz der Gewässer zu vermeiden.

Im Florianweg steht 2027 ein Umbau von Kanalisationsschächten an.
Im Florianweg steht 2027 ein Umbau von Kanalisationsschächten an. | Bild: Jörg Büsche

Regenüberlaufbecken Bildbach muss ersetzt werden

Mitarbeiter des Ulmer Ingenieurbüros für Siedlungswasserwirtschaft „SAG Ingenieure“ haben dem Gemeinderat nun die Ergebnisse ihrer Untersuchung des Markdorfer Kanalnetzes vorgestellt. Samt einer Generalentwässerungsplanung, die der Wasserbehörde im Landratsamt als Entscheidungsgrundlage für die wasserrechtliche Erlaubnis der gemeindlichen Wasserversorgungs- beziehungsweise Abwasserbeseitigungsanlagen dient. In diese erstellte Generalentwässerungsplanung sind die Vorschläge aus dem Landratsamt bereits eingeflossen.

Mit Verlegung des Regenüberlaufbeckens Bildbach wird der Bereich Grivitenstraße überschwemmungssicher.
Mit Verlegung des Regenüberlaufbeckens Bildbach wird der Bereich Grivitenstraße überschwemmungssicher. | Bild: Jörg Büsche

So schlägt die Behörde vor, dass als Ersatz für das stark sanierungsbedürftige, indes nicht mehr sanierungsfähige Regenüberlaufbecken Bildbach – unter dem Bauhof – ein zweikammeriges Retentionsfilterbecken gebaut wird. Zu erstellen wäre außerdem ein neuer Mischwasserkanal in der Grivitenstraße, der das Mischwasser in die geplanten neuen Rückhalteanlagen auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Markdorf leitet. Sähe der Planungsvorschlag aus dem Landratsamt ein Bauwerk mit einer Höhe von zwei bis drei Metern vor, so schlagen die Ulmer Ingenieure einen Beckenbau vor, der das Gelände bloß 40 Zentimeter überragt – und sich somit besser in die Landschaft einfügt.

In die Grivitenstraße soll ein neuer Mischwasserkanal verlegt werden.
In die Grivitenstraße soll ein neuer Mischwasserkanal verlegt werden. | Bild: Jörg Büsche

Vorerst keine Gebührenerhöhungen

In Anbetracht der erheblichen Summen, die für den sich über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren hinstreckenden Kanalisationsbaus, erkundigte sich Susanne Sträßle (CDU), ob noch in weiteren Bereichen der Innenstadt mit ähnlichen Baumaßnahmen zu rechen sei. Die Ulmer Ingenieure verneinten das. Und Simon Pfluger (CDU) erkundigte sich nach den Auswirkungen dieser durchaus notwendigen Arbeiten für die Abwassergebühren. Hier antwortete Kämmerin Jeanett Meissner. „Die Auswirkungen kommen erst nach der Inbetriebnahme der Maßnahmen.“

Stadtkämmerin Jeanett Meißner.
Stadtkämmerin Jeanett Meißner. | Bild: Grupp, Helmar

Mit dem Bau des neuen Regenüberlaufbeckens ist erst in den Jahren 2029 beziehungsweise 2030 zu rechen. Ohne wasserrechtliche Erlaubnis keine neuen Baugebiete, merkten die Ulmer Ingenieure zur Bedeutung der Markdorfer Generalentwässerungsplanung an. Und mit den neuen Mischwasser-Anlagen finden sich dann auch „keine Klopapier-Reste mehr in der Landschaft“, erklärte die Kämmerin die dringende Notwendigkeit, das derzeit bei Starkregen von der Schmutzfracht überforderte System zu entlasten.