Andrea Hoxha, nach Ihrem Kreuzbandriss in der vergangenen Saison muss die erste Frage lauten: Wie geht es Ihnen?
Andrea Hoxha: Danke, mir geht es sehr gut. Die Verletzung ist schon längst vergessen, ich fühle mich fit und stark wie noch nie zuvor.
Ändert eine solche Verletzung etwas im Kopf?
Andrea Hoxha: Dies habe ich tatsächlich von anderen Spielern so gehört. Ich jedoch habe stets gesagt, dass ich es erst gar nicht so weit kommen oder zu nah an mich ranlassen werde. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Damit bin ich gut gefahren.
Haben Sie nach dem Abstieg des FC 08 trotz bestehendem Vertrag jemals daran gedacht, den Club wieder zu verlassen?
Andrea Hoxha: Nein, zu keiner Sekunde. Als ich damals unterschrieben habe, war dies unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Wenn ich dies nicht gewollt hätte, hätte ich mir eine entsprechende Klausel reinschreiben lassen. Deshalb war dies nie ein Thema, ich gehöre einfach hierher.
War die Verletzung eigentlich auch der Startschuss für Ihre Torwartschule?
Andrea Hoxha: Mit dem Gedanken hatte ich bereits länger gespielt, allerdings erst für die Zeit nach meiner aktiven Karriere. Den Ausschlag gab jedoch witziger Weise ein Gespräch mit einem ehemaligen Mitspieler aus Lübeck, den ich zufällig im Urlaub mit meiner Frau Nadja in Dubai nach der OP wiedergetroffen habe. Er hat mich dazu ermuntert, es sofort zu machen. Deshalb habe ich die Verletzungszeit genutzt, ein Kleingewerbe anzumelden, eine eigene Website zu erstellen und die Torwartschule zu gründen.
Die auch gut läuft?
Andrea Hoxha: Inzwischen sind es zehn Kinder, die einmal die Woche regelmäßig – hauptsächlich in Singen – bei mir trainieren. Wenn aber der Wunsch nach einem anderen Ort besteht, fahre ich auch gerne dorthin. Insgesamt macht dies sowohl mir, als auch den Schülern sehr viel Spaß.
Apropos Kinder: War da nicht noch was?
Andrea Hoxha: Ja, wir sind inzwischen Eltern unserer kleinen Tochter Liana. Sie macht unser Leben noch viel schöner. Es gibt einen weiteren Grund, nach Hause zu kommen. Sie ist das Beste, was uns passieren konnte.
Wahrscheinlich aber verbunden mit wenig Schlaf.
Andrea Hoxha: Zunächst war es schon etwas kritisch. Doch meine Frau bekommt dies sehr gut hin, schließlich bin ich doch viel unterwegs. Sie hält mir jederzeit den Rücken frei. Allgemein muss ich sagen: ohne sie wäre ich auch sportlich nicht auf dem Stand, auf dem ich bin.
Anderes Thema: Sie haben in diesem Jahr wieder an einem Turnier in Amerika teilgenommen…
Andrea Hoxha: Ja, zum zweiten Mal in Folge hatten wir die Möglichkeit, an dieser riesigen und sehr gut organisierten Veranstaltung mit 64 Mannschaften auf einer großen Anlage mit acht oder neun Plätzen an einem Ort teilzunehmen. Es ist das größte Kleinfeld-Turnier der Welt, bei dem es um eine Million US-Dollar geht. Wir hatten uns viel vorgenommen, sind aber etwas unglücklich leider erneut in der ersten Runde ausgeschieden. So ist das eben in K.o.-Spielen: Wenn du keinen guten Tag erwischst und der Ball einfach nicht rein will, bist du draußen.
Jetzt aber zum FC 08. Was sind Ihre Erwartungen an diese Spielzeit?
Andrea Hoxha: Ich bin sehr positiv gestimmt, die Mannschaft ist gut und hat viel Potenzial. Grundsätzlich bin ich aber kein Fan davon, eine bestimmte Platzierung als Ziel auszugeben. Noch nicht einmal, ob wir oben oder unter mitspielen werden. Da passiert im Laufe einer langen Runde einfach zu viel, was vorher nicht eingeplant werden kann. Dennoch bin ich guter Dinge. Was in uns steckt, haben wir im letzten Testspiel gegen Balingen gezeigt.
Denken Sie, dass einige Spieler von der Erfahrung aus einen Jahr Regionalliga profitieren können?
Andrea Hoxha: Davon ich überzeugt. Wobei wir uns davor auch nicht verschließen dürfen, dass das erste Jahr nach einem Abstieg oft besonders schwierig wird. Dies hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt.
Dennoch wird es nun wahrscheinlich anders laufen, Villingen wird öfter das Spiel machen und Lösungen finden müssen. Ist das schwerer?
Andrea Hoxha: Wobei ich einschränken möchte, dass es auch in der Regionalliga einige Spiele gab, in denen wir viel Ballbesitz hatten. Jetzt wird es das Ziel sein, dominant aufzutreten und in jeder Partie den Gegner häufig in die eigene Hälfte zu drücken.
Wie lief aus Ihrer Sicht insgesamt die Vorbereitung von Villingen?
Andrea Hoxha: Zwischen Mannschaft und Trainer-Team herrscht eine gute Kommunikation, wir haben Woche für Woche Fortschritte gemacht. Der Anfang war zwar noch etwas holprig, was aber logisch ist. Wir mussten uns zunächst besser kennenlernen, haben uns aber Stück für Stück gefunden. Ein unterklassiger Verein steht meist tief, der Platz ist schlecht und da wird es schwer, Tore zu erzielen und die eigene Spielidee umzusetzen. Das Wichtigste ist jedoch, dass es bis auf ein paar kleinere Blessuren keine schwerwiegenden Verletzungen bei uns gab. Deshalb würde ich sagen, dass die Vorbereitung einwandfrei verlief.
Geben Sie doch mal bitte eine Einschätzung zum Team ab.
Andrea Hoxha: Das sind alles coole Jungs, es gibt keinen Stress, jeder gibt Gas. Selbst wenn sie zuvor acht oder neun Stunden bei der Arbeit waren, kommen sie immer gut gelaunt und voller Elan ins Training. Außerdem finde ich, dass die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern passt. Sie hören zu, nehmen jeden Rat an. Diejenigen, die schon länger hier sind, über die brauchen wir gar nicht sprechen. Selbst in der vergangenen Saison war der Zusammenhalt – auch bei so vielen Niederlagen – jederzeit intakt. Und auf den wird es auch diesmal wieder ankommen. In dieser Beziehung müssen wir uns gar keine Sorgen machen. Es gab und gibt nie irgendwelche Vorwürfe. So wie eine Mannschaft zusammen aufsteigt, steigt die auch zusammen ab.
Zu Ihrer Spielweise, die ja spektakulär, aber auch risikobehaftet ist: Vor einem Jahr sagten Sie, dass ein Trainer Fan davon sein muss. Ist dies bei Steffen Breinlinger der Fall?
Andrea Hoxha: Ich denke schon, dass er Fan davon ist. Er lässt mich machen, kennt meine Stärken und vertraut mir.
Diese Art würden Sie aber niemals ändern, oder?
Andrea Hoxha: Nein, nicht wirklich. Die Mannschaft kennt meinen Stil und findet ihn gut. Es ist grundsätzlich immer einfacher, den Ball selbst zu haben, als reagieren zu müssen. Und da bin ich eben meist der Erste, der das eigene Spiel aufbaut.
Sie sind ein Torhüter, der den Ball ohnehin lieber am Fuß als in der Hand hat. Haben Sie sich dennoch mit der neuen „8-Sekunden-Regel“ beschäftigt und was sagen Sie dazu?
Andrea Hoxha: Mit der werde ich wohl keine Probleme haben. So lange halte ich den Ball kaum in der Hand (lacht). Grundsätzlich aber finde ich sie gut, sie macht das Spiel schneller. Wie oft kommt es vor, dass ein Keeper nur auf Zeit spielt. Er bekam dann eine Gelbe Karte, die Sekunden wurden aber in den seltensten Fällen nachspielt. Jetzt gibt es bei Verstoß einen Eckball, aus dem immer ein Tor entstehen kann.