Dienstagnachmittag, 29. Juli am Donaueschinger Bahnhof. Auf Gleis 4 steht der Regionalexpress 55 Richtung Ulm, heute jedoch mit Endhaltestelle in Herbertingen. Der Grund? Heute finden die Bergungsarbeiten des Zuges statt, der am Sonntag, 27. Juli bei Riedlingen entgleiste.

Auf der Anzeigetafel der Hinweis: Streckensperrung zwischen Munderkingen und Herbertingen. Ein Bahnmitarbeiter steht auf dem Gleis und informiert Reisende, dass zwischen Herbertingen und Munderkingen ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wurde. Um 13.20 Uhr eilen die letzten Fahrgäste noch schnell in den Zug.
Jeder, der bereits von Donaueschingen mit dem RE55 nach Ulm gefahren ist, weiß um das Panorama, das sich auf der Strecke bietet. Der Zug schlängelt sich großteils eingleisig durch die engen Schluchten des Donautals. Vom Bahnhof Sigmaringen aus betrachtet folgt die Strecke in weiten Teilen dem Lauf der jungen Donau und quert diese mehrmals. Auch der Donauradweg mit Start in Donaueschingen folgt der Strecke dabei über weite Teile bis nach Ulm.
Beide Lokführer sind aus der Region
Drei Personen werden diese Strecke jedoch nie wieder befahren. Bei dem Zugunglück sind eine 70-jährige Passagierin, ein 32-jähriger Lokführer und ein 36-jähriger Lokführer in Ausbildung umgekommen.
Und nun herrscht auch die traurige Gewissheit: Zwei der Opfer kommen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, nämlich ein 32-jähriger Lokführer und ein 36-Jähriger Lokführer in Ausbildung. Sie waren beide in der DB-Einsatzstelle in Villingen tätig. Die Deutsche Bahn Regio GmbH mit Sitz in Freiburg veröffentlicht am 29. Juli zwei Todesanzeigen.
Todesopfer auf Ausbildungsfahrt
Der 36-jährige Gerd F. kommt aus Blumberg. Besonders tragisch: Der gelernte Verfahrensmechaniker und Industriemeister im Bereich Kunststoff und Kautschuk hatte erst am 1. Januar 2025 einen Quereinstieg in den Lokführerberuf gewagt. Am Sonntag war er für eine Ausbildungsfahrt nach Ulm eingeteilt – welche für ihn tödlich endete.
Seine Eltern Helmut und Cornelia F. wurden am Sonntag gegen ein Uhr nachts von der Polizei und einem Seelsorger persönlich benachrichtigt, wie sie dem SÜDKURIER berichten (die vollständigen Namen sind der Redaktion bekannt, der SÜDKURIER möchte die Familie in Zeiten von schwerer Trauer schützen).
„Im Oktober wäre er mit seiner – auch für uns überraschenden – Umschulung fertig geworden“, so der Vater. Der 36-jährige, ledige Gerd F., der in seiner Freizeit gerne Fahrrad fuhr und zum Schwimmen ging, hinterlässt neben seinen Eltern noch vier Brüder.
Der Schock sitzt bei den Kollegen tief
Die Villinger Ortsgruppe der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) möchte zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme zum Verlust der Lokführerkollegen abgeben. Der Schock über das Unglück und Verlust der Kollegen sitze noch zu tief, wie ein GdL-Vertreter dem SÜDKURIER sagt.
Zur genauen Unfallursache ermitteln weiterhin die Behörden, wie die Pressestelle der Deutschen Bahn am 29. Juli informiert.