980.000 Euro für ein Gebäude, das anschließend mit einem Betrag von mehreren Millionen Euro saniert werden muss: Auch wenn die Voraussetzungen für einen Investor auf den ersten Blick eher abschreckend wirken, zeichnet Rheinschloss-Besitzer Bruno Stärk ein positives Bild von seinen Verkaufsbemühungen. Das Interesse an der Immobilie sei groß. Zudem gibt er dem künftigen neuen Besitzer ein Konzept im Bereich „Junges Wohnen“ mit auf den Weg. Auch die Stadt Waldshut-Tiengen verfolgt die neuen Entwicklungen mit Interesse – weist aber auch auf einen Dauerbrenner hin.
Lange Vorgeschichte ohne Happy End
Zur Erinnerung: Im November 2024 hatte Stärk die markante Immobilie am westlichen Eingang zur Kernstadt von Waldshut zum Verkauf gestellt. Hintergrund war letztlich, dass der Projektträger nach 14 Jahren keine vertretbare zeitliche Perspektive für eine Umsetzung seiner Pläne mehr gesehen hat, wie damals der Internetseite zu entnehmen war. 14 Jahre lang hatte Stärk immer wieder neue Projektideen und konkrete Pläne für eine Nutzung des seit nunmehr 23 Jahren leer stehenden Gebäudes präsentiert.
Zu einer Umsetzung ist es allerdings nicht gekommen. Planungsrechtliche und naturschutzrechtliche Vorgaben, mögliche Konflikte mit dem Durchgangsverkehr auf der direkt vorbei führenden Bundesstraße, Auseinandersetzungen mit Architekten – im Laufe der Zeit ergaben sich immer wieder Schwierigkeiten, die eine Realisierung der teils höchst ambitionierten Pläne verhinderten.
Drei Interessenten für Immobilie
Die Bemühungen zur Veräußerung des Rheinschlosses seien nach gut acht Monaten auf einem guten Weg, schildert Bruno Stärk auf Nachfrage unserer Zeitung: „Tatsächlich besteht derzeit großes Interesse, insbesondere von drei sehr konkreten und bonitätsstarken Interessenten, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen – von privaten Investoren mit regionalem Bezug bis hin zu Bauträgern mit Expertise in Quartiersentwicklung.“

Noch sei der Verkaufsprozess offen, „aber die Gespräche mit den Interessenten sind weit fortgeschritten“, so Stärk weiter: „Ich gehe davon aus, dass in den kommenden Wochen – je nach Detailtiefe der Prüfung durch die Interessenten – eine Entscheidung fällt.“
Auf der neugestaltete Internetpräsenz des Rheinschlosses wird ein Gesamtkaufpreis von 980.000 Euro genannt – abhängig vom Umfang des Pakets. Sollten Teile des Grundstücks in seinem Besitz bleiben, reduziere sich dieser Betrag, schildert der derzeitige Besitzer.
Erheblich ist derweil der Aufwand, mit dem der künftige Besitzer rechnen müsse, so Stärk auf Nachfrage: „Je nach Umfang des Vorhabens, etwa einer kernsanierten Wohnnutzung mit moderner Infrastruktur und gegebenenfalls einer ergänzenden Außengastronomie am Rhein, sollte man mit einer Investition von circa vier bis acht Millionen Euro rechnen.“
Könnte aus dem Rheinschloss ein Wohnheim werden?
Im Zusammenhang mit dem Verkauf gibt Stärk einem künftigen Investor auch gleich eine Option für eine neue Nutzung des Rheinschlosses unter dem Stichwort „Junges Wohnen“ mit auf den Weg. Kern des Ganzen sei die Schaffung zusätzlicher, vor allem neuer Wohnheimplätze, etwa für Auszubildende, durch bauliche Maßnahmen, wie auf der Rheinschloss-Homepage dargestellt wird.
Aufgrund von allgemeinen Engpässen in diesem Segment könnte ein solches Projekt schnell realisiert werden, heißt es in einem ergänzenden Video, das auf der Seite publiziert ist. Auch könnten Investoren mit hoher Akzeptanz vonseiten der Genehmigungsbehörden und der Öffentlichkeit rechnen.
„Erste Gespräche mit Förderstellen und der Stadt haben gezeigt, dass für Wohnraum für junge Menschen in Ausbildung erhebliche Zuschüsse zur Verfügung stehen könnten“, so Stärk. Konkrete Baupläne lägen hierzu allerdings noch nicht vor. Das Konzept eröffne aber Spielräume für die Projektentwicklung durch künftige Eigentümer.
Stärk will nicht mehr selbst tätig werden
Trotz dieser Möglichkeiten und der damit verbundenen Konditionen habe er selbst kein Interesse mehr, das Vorhaben selbst in Angriff zu nehmen, sondern halte am Verkauf fest, erklärt Stärk: „Nach vielen Jahren persönlicher Initiative, Investition und konzeptioneller Entwicklung habe ich entschieden, den Staffelstab weiterzugeben. Mein Fokus liegt mittlerweile auf neuen Projekten und Interessenfeldern.“
Das Rheinschloss verdiene seiner Meinung nach „frische Ideen und Engagement“ von einem Projektentwickler oder Eigentümer, der diese Vision für die Zukunft aktiv umsetze.
Stadt signalisiert Bereitschaft zur Unterstützung
Auch bei der Stadt stößt die neue Entwicklung in Sachen Rheinschloss durchaus auf Aufmerksamkeit: „Die Stadtverwaltung würde gerne eine zukunftsorientierte Entwicklung des betreffenden Grundstücks vorantreiben“, konstatiert Pressesprecherin Verena Pichler auf Nachfrage. In diesem Zusammenhang seien Initiativen ergriffen worden, um zwischen dem derzeitigen Eigentümer und potenziellen Investoren den Dialog zu fördern und mögliche Perspektiven auszuloten.
Die Stadt zeige sich jedenfalls sehr interessiert an einer konstruktiven Lösung und bedauere „die derzeitige unbefriedigende Situation“. Gleichzeitig erklärt sie sich bereit, neuen Investoren im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten beratend und unterstützend zur Seite zu stehen.
Verkehrstechnische Erschließung bleibt zu klären
„Ein zentrales Anliegen bleibt die verkehrstechnische Erschließung des Grundstücks“, verweist Pichler derweil auf einen Dauerbrenner, der bislang immer wieder zum Knackpunkt bei allen Vorhaben geworden ist. Insbesondere sei die Klärung der Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten für zukünftige Eigentümer eine wesentliche Voraussetzung.
Der bisherige Eigentümer des Rheinschlosses bringt hierbei ein „intermittierendes System“ ins Spiel, das die Tageszeiten mit hoher Verkehrsfrequenz berücksichtigt, wenn es um die Zufahrt zu Parkmöglichkeiten auf dem Areal geht. Allerdings dürfte auch deren Bau aufgrund der topografischen Gegebenheiten ein anspruchsvolles Vorhaben werden.