Sechs Monate sollte die Sanierung der Eisenbahnbrücke zwischen Waldshut und Koblenz inklusive Vollsperrung dauern. Zweieinhalb Jahre werden ins Land gezogen sein, bis die Sanierung tatsächlich abgeschlossen ist. Zumindest nach aktuellem Stand. Denn ob der von der SBB für September avisierte Termin für die Freigabe des Verkehrs über die älteste Eisenbahnbrücke über den Rhein eingehalten werden kann – daraus macht das Unternehmen derzeit noch ein Geheimnis.

Sanierungsarbeiten fördern gravierende Probleme zutage

Zur Erinnerung: Die Eisenbahnbrücke ist seit April 2023 für eine grundlegende Sanierung gesperrt. Die Sperrung sollte eigentlich nur sechs Monate dauern – so viel Zeit war für den ersten Bauabschnitt der Arbeiten veranlagt. Denn bis Oktober 2023 war vorgesehen, die nicht mehr funktionstüchtigen Brückenlager zu ersetzen, die noch aus dem Jahr 1858 stammen, als die Brücke in Dienst gesetzt wurde. Ebenfalls ersetzt werden sollte der Sekundärträger aus dem Jahr 1912.

Für alle weiteren Maßnahmen war laut ursprünglicher Planung der Projektträger SBB und Deutsche Bahn eigentlich keine Streckensperrung mehr notwendig, denn hier war nur die Erneuerung des Korrosionsschutzes vorgesehen. Doch es kam anders.

Erst während der Arbeiten wurde festgestellt, dass der Korrosionsschutz aus den 1970er Jahren stark asbesthaltig ist – wesentlich stärker als zunächst angenommen. Die genaue Untersuchung und die Beauftragung eines Spezialunternehmens haben für Verzögerungen gesorgt.

Sachstand von Januar gilt noch immer

Auf der Brücke und auf dem Außengerüst wird kräftig gearbeitet.
Auf der Brücke und auf dem Außengerüst wird kräftig gearbeitet. | Bild: Baier, Markus

Im Januar konstatierte die SBB auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Strecke frühestens im Herbst freigegeben werden kann. SBB-Sprecher Martin Weisskopf damals: „Aktuell gehen wir davon aus, dass der Schienenverkehr voraussichtlich im September wieder aufgenommen werden kann.“ All dies sei aber noch von Faktoren abhängig, wie der Witterung.

Ein weiteres halbes Jahr später sei dies noch immer der Sachstand, wie Weisskopf auf erneute Nachfrage mitteilt. In voraussichtlich drei Wochen könne er womöglich Genaueres sagen.

Mehrkosten könnten beträchtlich sein

Die spannende Frage dürfte dabei auch sein, wie sich die bald zweijährige Verzögerung auf die Kosten auswirkt. Mit einem Kostenrahmen von 17 Millionen Euro waren die Projektträger Bahn und SBB ins Rennen gegangen, wobei eine paritätische Aufteilung vorgesehen war.

Nun dürften sich die Kosten um ein Vielfaches aufsummiert haben. Allein die Verlängerung des Schienenersatzverkehrs zwischen Koblenz und Waldshut hatte schon nach sechs Monaten Mehrkosten in Höhe von zwei Millionen Franken verursacht. Zu weiteren Kostensteigerungen äußerte sich die SBB bislang nicht.

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Unverständnis wächst auch in der Politik

Derweil wachsen Ungeduld und Unverständnis – nicht nur bei Einkaufstouristen und Pendlern, sondern auch in der Politik. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner mahnt in einer Mitteilung die schnelle Wiedereröffnung der Brücke an. Der Ersatzverkehr per Bus laufe zwar reibungslos, sei aber keine dauerhafte Alternative.

In einem Schreiben an die Konzernbevollmächtigte der Bahn für Baden-Württemberg, Clarissa Freundorfer, und den Landesverkehrsminister Winfried Hermann fordert er, „aufs Tempo zu drücken“, so Schreiner. Denn mit der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke stehe bereits die nächste Belastungsprobe für Pendler ins Haus. Da wäre es wichtig, zuvor diese Großbaustelle abzuschließen.