
Das Gebäude am östlichen Stadteingang an der B34 ist nicht nur Waldshutern bekannt, sondern auch jedem, der einmal daran vorbeigefahren ist.

Fünf Stockwerke ragt das Rheinschloss von der Straße aus in die Höhe, seine weiße Fassade auf der Südseite leuchtet im Wald, wenn man das Gebäude von der Schweizer Seite aus betrachtet.
Das Gebäude steht seit 30 Jahren leer und war schon Objekt diverser Spekulation. Sein Besitzer Bruno Stärk verfolgte Ideen, aus dem Gebäuden einen Prachtbau zu machen, wie er es vor 100 Jahren war. Er kaufte das Gebäude 2010 und plant derzeit, das Rheinschloss generalsanieren zu lassen, um darin wieder Wohnen zu ermöglichen. Doch bis sich das wirklich realisieren lässt, steht das Gebäude weiterhin leer und hinterlässt einen verwahrlosten Eindruck.
Ein Geisterschloss scheint es zu sein, mag manches Kind ob des Anblicks denken. Doch wie sieht es von innen aus? Bruno Stärk empfängt den SÜDKURIER-Reporter zur Foto-Tour am Eingang, einem mit Schlössern und Ketten versehenen Tor, das über eine kleine Brücke zu einer schweren Holztür führt.

Das Rheinschloss wurde 1900 vom Waldshuter Baumeister Theodor Wagner als Wohngebäude erbaut. Eigentlich hätte eine ganze Häuserzeile folgen sollen, die sich jedoch nicht realisieren ließ, also steht das mittlerweile verlassene Gebäude als Solitär am östlichen Stadteingang. Hier wohnten einst die besseren Kreise, wovon die prächtigen Decken-Ornamente in den oberen Stockwerke noch zeugen.

Auch die Tapeten an den Wänden sind ein Rückschluss auf das Wohnen im Rheinschloss in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Es sind bunte Motive von Blumen, Wäldern und Wolkenmuster. Viele der Tapeten blättern ab oder schälen sich von der Wand.

Wenn auch die Tapeten abblättern, so bleibt der ursprüngliche Charme des Gebäudes vor allem in seinem Ausblick auf den Rhein erhalten. Dieser ist schon zu erahnen, wenn man durch die zerbrochenen Fenster auf der Südseite blickt. Voll zur Geltung kommt das Panorama auf der Dachterrasse.
„Wir haben auch ein Schlossgespenst“, sagt Bruno Stärk. „Manchmal hört man es aus anderen Zimmern klopfen und dann liegen immer wieder Sachen rum, die vorher nicht da waren.“ Ob es sich um ein Gespenst und nicht doch um unerlaubte Bewohner handelt? Denn letztere gibt es mit Sicherheit. Davon zeugen unter anderem die Graffiti und Farbspritzer, die in leuchtenden Farben die Wände zieren.

Es sind flotte Sprüche aber auch Hakenkreuze, die an die Wände geschmiert wurden. Zumindest manche Graffiti lassen den Rückschluss zu, dass im Rheinschloss illegale Techno-Parties gefeiert wurden. Davon zeugt auch ein leeres Alkopops-Fläschchen, das auf einem Fenstersims liegt.

Auch Armutsflüchtlinge könnten in den Vergangenheit im Rheinschloss gehaust haben. Die Bettlergruppe, die auch im Lauchringer Wald und beim Laufenburger Bahnhof lebte, war vor einigen Jahren in einem mittlerweile abgebrannten Schuppen neben dem Rheinschloss untergekommen. 2014 brannte es auch im Rheinschloss, ein „Bewohner“ hatte wohl ein Lagerfeuer gemacht. Seit dem klafft im ersten Stock ein Loch im Boden.

Bruno Stärk, der das Gebäude wieder zu einem Wohnblock aufhübschen will, ärgert sich über die Einbrecher, die er als „Ratten“ bezeichnet. Er zeigt eine Tür im unteren Stock des Gebäudes. „Die versuchen alles, um hier reinzukommen. Ich sperre alles mehrfach ab, schweiße die Fenster mit Gittern zu, aber sie schaffen es immer wieder – als wären sie James Bond oder Spiderman“, scherzt er.

Im Untergeschoss angekommen wandern wir durch dunkle Räume mit massiven Wänden. An der Decke hängt eine Lampe mit einer Glühbirne, „die ist noch von Thomas Edison“, so Stärk scherzhaft. Zwischen dem alten Gemäuer finden sich auch ein alter Ofen und einige mehrstöckige Feldbetten.

Im untersten Stock, von dem aus man auf einen Balkon kommt, befindet sich ein knarziger alter Holzboden, er ist an einer Stelle aufgebrochen. Stärk würde sich nicht wundern, wenn sich darunter alte Kriegsschätze befinden. Gewissheit hat er, wenn er tatsächlich mit der Sanierung beginnen kann und den Keller aufbrechen lassen wird. Vielleicht ist ja was für Bares für Rares dabei?

Bruno Stärk kann es nicht schnell genug gehen, wenn es um die Sanierung des Gebäudes geht. Der Bauantrag zur Sanierung liegt seit Ende März beim Baurechtsamt. Wenn alles glatt läuft, konnte schon 2022 saniert werden und das Rheinschloss vom „Lost Place“ wieder zu einem prachtvollen Wohngebäude werden.