Das Gebäude am östlichen Stadteingang an der B34 ist nicht nur Waldshutern bekannt, sondern auch jedem, der einmal daran vorbeigefahren ist.

Das Rheinschloss an der B34. An der Fassade hängt noch ein Plakat von einem Projekt, welches Stärk ursprünglich vorgesehen hatte: einen ...
Das Rheinschloss an der B34. An der Fassade hängt noch ein Plakat von einem Projekt, welches Stärk ursprünglich vorgesehen hatte: einen Neubau an die Stelle des Rheinschlosses zu setzen. | Bild: David Rutschmann

Fünf Stockwerke ragt das Rheinschloss von der Straße aus in die Höhe, seine weiße Fassade auf der Südseite leuchtet im Wald, wenn man das Gebäude von der Schweizer Seite aus betrachtet.

Das Gebäude steht seit 30 Jahren leer und war schon Objekt diverser Spekulation. Sein Besitzer Bruno Stärk verfolgte Ideen, aus dem Gebäuden einen Prachtbau zu machen, wie er es vor 100 Jahren war. Er kaufte das Gebäude 2010 und plant derzeit, das Rheinschloss generalsanieren zu lassen, um darin wieder Wohnen zu ermöglichen. Doch bis sich das wirklich realisieren lässt, steht das Gebäude weiterhin leer und hinterlässt einen verwahrlosten Eindruck.

Ein Geisterschloss scheint es zu sein, mag manches Kind ob des Anblicks denken. Doch wie sieht es von innen aus? Bruno Stärk empfängt den SÜDKURIER-Reporter zur Foto-Tour am Eingang, einem mit Schlössern und Ketten versehenen Tor, das über eine kleine Brücke zu einer schweren Holztür führt.

Bruno Stärk, Inhaber einer Zeitarbeits-Firma, würde sein Rheinschloss gerne wieder zu einem modernen Wohnbau sanieren lassen.
Bruno Stärk, Inhaber einer Zeitarbeits-Firma, würde sein Rheinschloss gerne wieder zu einem modernen Wohnbau sanieren lassen. | Bild: David Rutschmann

Das Rheinschloss wurde 1900 vom Waldshuter Baumeister Theodor Wagner als Wohngebäude erbaut. Eigentlich hätte eine ganze Häuserzeile folgen sollen, die sich jedoch nicht realisieren ließ, also steht das mittlerweile verlassene Gebäude als Solitär am östlichen Stadteingang. Hier wohnten einst die besseren Kreise, wovon die prächtigen Decken-Ornamente in den oberen Stockwerke noch zeugen.

Die letzten „legalen“ Bewohner des Rheinschlosses waren Flüchtlinge, welche Ende der 1980er vom Landkreis in dem Gebäude ...
Die letzten „legalen“ Bewohner des Rheinschlosses waren Flüchtlinge, welche Ende der 1980er vom Landkreis in dem Gebäude untergebracht wurden. Später stand das Gebäude komplett leer und behauste nur noch „ungewollte“ Bewohner. | Bild: David Rutschmann

Auch die Tapeten an den Wänden sind ein Rückschluss auf das Wohnen im Rheinschloss in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Es sind bunte Motive von Blumen, Wäldern und Wolkenmuster. Viele der Tapeten blättern ab oder schälen sich von der Wand.

Die Tapeten bröckeln ab, erinnern aber an die Zeiten, als das Rheinschloss noch bewohnt war.
Die Tapeten bröckeln ab, erinnern aber an die Zeiten, als das Rheinschloss noch bewohnt war. | Bild: David Rutschmann

Wenn auch die Tapeten abblättern, so bleibt der ursprüngliche Charme des Gebäudes vor allem in seinem Ausblick auf den Rhein erhalten. Dieser ist schon zu erahnen, wenn man durch die zerbrochenen Fenster auf der Südseite blickt. Voll zur Geltung kommt das Panorama auf der Dachterrasse.

Aussicht Rheinschloss Video: David Rutschmann

„Wir haben auch ein Schlossgespenst“, sagt Bruno Stärk. „Manchmal hört man es aus anderen Zimmern klopfen und dann liegen immer wieder Sachen rum, die vorher nicht da waren.“ Ob es sich um ein Gespenst und nicht doch um unerlaubte Bewohner handelt? Denn letztere gibt es mit Sicherheit. Davon zeugen unter anderem die Graffiti und Farbspritzer, die in leuchtenden Farben die Wände zieren.

Solange es keine Elektrizität im Rheinschloss gibt, ist dieser Schalter tatsächlich sinnlos.
Solange es keine Elektrizität im Rheinschloss gibt, ist dieser Schalter tatsächlich sinnlos. | Bild: David Rutschmann

Es sind flotte Sprüche aber auch Hakenkreuze, die an die Wände geschmiert wurden. Zumindest manche Graffiti lassen den Rückschluss zu, dass im Rheinschloss illegale Techno-Parties gefeiert wurden. Davon zeugt auch ein leeres Alkopops-Fläschchen, das auf einem Fenstersims liegt.

Neongrün und neonpink vollgeschmierte Wände im Rheinschloss. Links steht „Techno“, links das hinduistische Om-Zeichen.
Neongrün und neonpink vollgeschmierte Wände im Rheinschloss. Links steht „Techno“, links das hinduistische Om-Zeichen. | Bild: David Rutschmann

Auch Armutsflüchtlinge könnten in den Vergangenheit im Rheinschloss gehaust haben. Die Bettlergruppe, die auch im Lauchringer Wald und beim Laufenburger Bahnhof lebte, war vor einigen Jahren in einem mittlerweile abgebrannten Schuppen neben dem Rheinschloss untergekommen. 2014 brannte es auch im Rheinschloss, ein „Bewohner“ hatte wohl ein Lagerfeuer gemacht. Seit dem klafft im ersten Stock ein Loch im Boden.

Das Loch im Boden im ersten Stock erinnert an ein Feuer, das 2014 im Gebäude ausgebrochen ist. Wohl hatte ein „Bewohner“ ein ...
Das Loch im Boden im ersten Stock erinnert an ein Feuer, das 2014 im Gebäude ausgebrochen ist. Wohl hatte ein „Bewohner“ ein Lagerfeuer gemacht. | Bild: David Rutschmann

Bruno Stärk, der das Gebäude wieder zu einem Wohnblock aufhübschen will, ärgert sich über die Einbrecher, die er als „Ratten“ bezeichnet. Er zeigt eine Tür im unteren Stock des Gebäudes. „Die versuchen alles, um hier reinzukommen. Ich sperre alles mehrfach ab, schweiße die Fenster mit Gittern zu, aber sie schaffen es immer wieder – als wären sie James Bond oder Spiderman“, scherzt er.

Eine Tür im Untergeschoss des Schlosses. Am Boden ist zu sehen, dass Einbrecher vergeblich versucht haben, zu aufzuhebeln.
Eine Tür im Untergeschoss des Schlosses. Am Boden ist zu sehen, dass Einbrecher vergeblich versucht haben, zu aufzuhebeln. | Bild: David Rutschmann

Im Untergeschoss angekommen wandern wir durch dunkle Räume mit massiven Wänden. An der Decke hängt eine Lampe mit einer Glühbirne, „die ist noch von Thomas Edison“, so Stärk scherzhaft. Zwischen dem alten Gemäuer finden sich auch ein alter Ofen und einige mehrstöckige Feldbetten.

Im Untergeschoss müssen Gitter-Fenster angebracht werden, damit keine ungewollten Gäste ins Gebäude einbrechen. Dort finden sich auch ...
Im Untergeschoss müssen Gitter-Fenster angebracht werden, damit keine ungewollten Gäste ins Gebäude einbrechen. Dort finden sich auch alte Feldbetten. | Bild: David Rutschmann

Im untersten Stock, von dem aus man auf einen Balkon kommt, befindet sich ein knarziger alter Holzboden, er ist an einer Stelle aufgebrochen. Stärk würde sich nicht wundern, wenn sich darunter alte Kriegsschätze befinden. Gewissheit hat er, wenn er tatsächlich mit der Sanierung beginnen kann und den Keller aufbrechen lassen wird. Vielleicht ist ja was für Bares für Rares dabei?

Dickes Gemäuer im Untergeschoss. Was sich unter dem Holzboden befindet, ist selbst Bruno Stärk nicht bekannt.
Dickes Gemäuer im Untergeschoss. Was sich unter dem Holzboden befindet, ist selbst Bruno Stärk nicht bekannt. | Bild: David Rutschmann

Bruno Stärk kann es nicht schnell genug gehen, wenn es um die Sanierung des Gebäudes geht. Der Bauantrag zur Sanierung liegt seit Ende März beim Baurechtsamt. Wenn alles glatt läuft, konnte schon 2022 saniert werden und das Rheinschloss vom „Lost Place“ wieder zu einem prachtvollen Wohngebäude werden.

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