Das Rheinschloss am östlichen Ortseingang von Waldshut soll nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, sondern saniert werden. Diese Abkehr von dem bisherigen Vorhaben, dessen Kosten auf bis zu 30 Millionen geschätzt wurden, hat Investor Bruno Stärk auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Der Geschäftsmann aus der Kreisstadt hat beim Rathaus bereits einen Bauantrag gestellt, der eine Erneuerung des markanten Objekts aus dem Jahr 1900 vorsieht.
Was war geplant?
Im zweiten Architektenwettbewerb, den der Investor im Jahr 2013 mit finanzieller Unterstützung der Stadt veranstaltete, gewann ein Entwurf des Stuttgarter Büros Haas/Cook/Zemmrich. Geplant waren acht Stockwerke über und vier Geschosse am Hang unter dem Niveau der B 34. Neben Wohn- und Gewerbenutzung, darunter auch ein Lokal mit Panoramablick, gehörten eine Aussichtsplattform und eine Schiffsanlegestelle zum Entwurf. Anfang 2016 erklärte Bruno Stärk, dass er das Vorhaben um mehr als zwei Drittel der Fläche verkleinern wolle. Für das Projekt eines neuen Rheinschlosses hat der Investor bereits den dazu erforderlichen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen lassen und bei der Stadt eingereicht.
Was ändert sich jetzt?
Mehr als zehn Jahre nach dem Kauf des Objekts verabschiedet sich Stärk von der Idee, an der Stelle des derzeit leer stehenden und stark sanierungsbedürftigen achtstöckigen Rheinschlosses einen Neubau zu erstellen. Als nun bereits siebte Variante, so seine Auskunft, hat er sich für eine Sanierung statt Abriss entschieden. Damit kehrt er zum Anfang seiner Investition zurück. Direkt nach dem Erwerb im Jahr 2010 hatte er bekundet, das Gebäude erhalten zu wollen.
Wie realistisch war der Bau eines neuen Rheinschlosses?
Von Beginn an war die Frage im Raum gestanden, wie an dem neuralgischen Verkehrsnadelöhr der vielbefahrenen B 34 und in der schwierigen Hanglage am Stadteingang der Abriss und Neubau wirtschaftlich vertretbar sein sollte. Sogar von einer Baustelleneinrichtung mit schwimmenden Plattformen auf dem Rhein war die Rede gewesen.
Auf Anfrage dieser Zeitung erklärt jetzt der Inhaber selbst, dass er ein neues Rheinschloss nicht für realisierbar hält. Bruno Stärk: „Es muss eine wirtschaftlich kostengünstige Version gefunden werden. Der Aufwand für den Abriss mit gigantischen Abbruchmengen und ein Neubau ist an dieser Stelle nicht durchführbar.“
Wie sieht das neue Konzept aus?
Nach Auskunft von Bruno Stärk ist ein Umbau des bestehenden Gebäudes mit Komplett-Renovierung vorgesehen. Dadurch sei „eine wirtschaftliche Realisierbarkeit möglich geworden“. Die Kostenschätzung beziffert er mit 3,65 Millionen Euro. Vorgesehen seien elf Mietwohnungen und keine gewerblichen Flächen. Die erforderlichen Autostellplätze für die Bewohner sollen mit einem Parkdeck geschaffen werden, das an der unbebauten Hangfläche westlich neben dem Rheinschloss entstehen soll. Das Grundstück gehört laut Auskunft Stärks zu der Liegenschaft, lediglich ein kleiner Gehwegstreifen müsse noch von der Stadt erworben werden. Die Kaufverhandlungen dazu befänden sich in der Endphase.

Wird sich am äußeren Erscheinungsbild des am Stadteingang exponierten Bauwerks etwas ändern?
Größe, Form und Höhe sollen bleiben wie bisher, erklärt Bruno Stärk. Das Rheinschloss soll neue Fenster, eine Außen-Isolierung und eine neue Einteilung der Wohnungsgrundrisse erhalten. Das Treppenhaus werde neu gebaut, ebenso soll ein Außenlift entstehen.
Wann soll das Projekt starten?
Bruno Stärk erklärt, den erforderlichen Bauantrag habe er bereits Ende März bei der Stadt eingereicht. Der Investor: „Die Bauarbeiten können sofort beginnen, wenn die Behörden den Bauantrag genehmigen.“ Die Fertigstellung könnte noch dieses Jahr oder 2022 möglich sein, so der Geschäftsmann.
Ist der Bauantrag mit dem neuen Konzept genehmigungsfähig und wann ist mit einer Entscheidung durch die Stadt zu rechnen?
Bürgermeister Joachim Baumert sagte am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung: „Der Bauantrag ist Ende März beim Baurechtsamt eingegangen und in Bearbeitung. Weitere Auskünfte sind daher zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht möglich.“
Gebäude und Inhaber
- Das Rheinschloss am östlichen Eingang von Waldshut hat fünf Obergeschosse (Höhe ab Niveau Bundesstraße 21 Meter) und zur Rheinhalde hin drei Untergeschosse. Das augenfällige Gebäude umfasst sechs Wohnungen mit jeweils 160 Quadratmetern Fläche. Die fensterlosen Giebeln zeigen, dass an der Stelle ursprünglich ein ganzes Ensemble von Gebäuden geplant war. Nach dem Bau 1900 durch Stadtbaumeister Theodor Wagner diente das Rheinschloss als Wohnsitz des gutgestellten Bürgertums. Bevor das Gebäude ab 2002 leer stand, war es von der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen angemietet.
- Der Inhaber Bruno Stärk (Jahrgang 1955) aus Waldshut-Tiengen ist Handwerksmeister und führt eine Firma für Fachpersonal-Leasing, die er im Jahr 1982 gegründet hat. Im Jahr 2010 hat er das Rheinschloss von dem Waldshuter Rechtsanwalt Werner Gerspacher erworben.