Nun liegt der erste Entwurf für ein mögliches Hotel auf dem derzeitigen Markdorfer Rathausareal vor. Robert Cordes und Ute Rieger vom Kieler Fachbüro Cordes Rieger Consulting stellten im Gemeinderat die Potenzialanalyse für ein 100-Zimmer-Hotel vor, Markus Gräter vom Stuttgarter Büro Baldauf präsentierte die städtebauliche Studie dazu. Diese Option für das Rathausareal könnte dann realisiert werden, wenn die Verwaltung ins Bischofsschloss umzieht.
Supermarktkette stünde bereit
Als Alternative zu einem Hotel ist im derzeitigen Planungsstadium ein Vollsortimenter vorgesehen, für den es laut Bürgermeister Georg Riedmann bereits eine ernsthafte Interessensbekundung einer Supermarktkette gibt. Einen Beschluss hatte der Gemeinderat am Dienstagabend nicht zu fassen, die vorgestellten Hotelkonzepte stießen bei den Fraktionen jedoch auf grundsätzliche Zustimmung.

Gesetzt den Fall, der Rathaus-Umzug ins Bischofsschloss ist dann noch aktuell und nicht durch einen Bürgerentscheid abgelehnt, soll die Rathausareal-Planung im Frühjahr mit einer erneuten Bürgerbeteiligung fortgesetzt werden.
Fachgutachter sehen gute Chancen für Hotel
Cordes und Rieger sprachen sich klar für ein Hotel aus. In der vorgeschlagenen Größe sei es wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben, das Potenzial sei mit Blick auf die Mitbewerber in der Region gegeben, die Innenstadt werde deutlich profitieren und Markdorf erhalte einen zugkräftigen Attraktor, lauteten die Kernargumente. Voraussetzung sei, es werde nicht ein "08/15-Hotel" gebaut, sondern ein Hotel mit einem klaren und modernen Konzept, das sich vom Wettbewerb abhebe, betonte Cordes.

Zwei Hotelkonzept-Ideen
Zwei Konzepte stellten Rieger und Cordes vor. Eines, dessen Innengestaltung auf eine originelle Weise die Historie der Stadt aufgreifen würde, nach dem Motto "Historie trifft Moderne", ein anderes, das sehr modern in Einrichtung und Angebot die Themen Nachhaltigkeit, Natürlichkeit und Ganzheitlichkeit aufgreifen würde. "Wichtig ist eine konsequente Umsetzung der Konzeptidee", betonte Rieger.

Keine modernen Experimente
Gräter präsentierte anschließend den Entwurf, der in Teilen auch in einem gemeinsamen Workshop in Stuttgart mit Vertretern der Verwaltung, Stadträten und den Teams der Büros Baldauf und Cordes und Rieger erarbeitet wurde. Frappierend an dem Entwurf ist die architektonische Nähe zum Rathaus – die von den Sprechern der Fraktionen gelobt wurde. Keine modernen Experimente, lautete die Losung, deshalb auch Walmdächer, die der Umgebungsbebauung der Altstadt entsprechen.
6800 Quadratmeter für ein Hotel
Aufgeteilt in ein Hauptgebäude mit zur Marktstraße hin großzügigem Restaurantbereich im Erdgeschoss und zwei große Gebäudeflügel zur B 33 hin würde es auf einer rund 200 Plätze großen Tiefgarage stehen und die Fläche zwischen Rathaus und Ortsdurchfahrt mit einer Überbauung von 6800 Quadratmetern nahezu komplett ausfüllen – Raum für andere Nutzungen gäbe es dann nicht mehr.
Zur Erinnerung: Die seinerzeit durchgefallene Sparkassen-Zentrale wäre mit einer Bruttogesamtfläche von 8900 Quadratmetern geplant worden. Auf Frage von Susanne Deiters Wälischmiller (UWG) sagte Gräter, dass auch dem "Thema Grün" Raum gegeben werden solle.
Arnold Holstein (FW) bezeichnete einen Hotelbedarf in der Innenstadt als unstrittig, verwies aber darauf, dass in den nächsten fünf Jahren nicht mit einem Spatenstich zu rechnen sei. Die Gewerbetreibenden müssten somit versuchen, die Zeit ohne Hotel "möglichst ohne Schäden zu überbrücken". Darin müsse die Stadt sie unterstützen.
Betriebskalkulation
Cordes stellte dem Rat die Kosten- und Betriebskalkulation für ein 100-Zimmer-Haus auf 4-Sterne-Niveau mit Restaurant (150 bis 180 Plätze), Bar, Veranstaltungsräumen und Wellness-Bereich vor. Gerechnet wird mit einer Investitionssumme von 18,5 Mio. Euro.
Eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent würde 5,5 Mio. Euro entsprechen. Ein erheblicher Teil der Investitionskosten sei förderfähig, so Cordes auf Frage von Susanne Sträßle (CDU).
Ein Pächter müsste rund 200 000 Euro investieren und an den oder die Inhaber eine Pacht in Höhe von rund 1,25 Mio. Euro/Jahr entrichten. Den geschätzten Jahresumsatz beziffert Cordes auf rund 6,4 Mio. Euro, die Kosten auf 6,1 Mio. Euro (einschließlich Pacht), den Gewinn vor Abschreibung somit auf rund 300 000 Euro, entsprechend rund 175 000 Euro nach Steuern.
Laut Cordes könnten 50 bis 60 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Kosten für die Tiefgarage, auf der das Hotel stehen würde, seien wegen der Grundierung für das Hotel schwierig zu beziffern, so Riedmann. Ein Hotelinvestor werde sich aber daran beteiligen müssen.